Bei Anruf Föst
Ein Kandidat lässt sich mit Fragen löchern
Nur zwei Mal klingelt es an, dann ist er schon dran: Daniel Föst ist in der U-Bahn und gerade auf dem Weg zu einer Podiumsdiskussion, aber er nimmt sich trotzdem Zeit für den x-ten Anruf, der heute über seine "Sondernummer" eingeht. Andere Kandidaten halten Wörter oder daten sich speed, der 36-jährige Unternehmer und Münchner FDP-Chef spricht tatsächlich mit den Bürgern.
Leben und leben lassen
Er plakatiert seit vergangener Woche seine Handynummer überall in der Stadt. Jeder kann ihn anrufen; viele tun das: "Sehr geil!" meinte er, als sich der erste Anrufer meldete. Seither sind es ein paar mehr geworden: "Die Reaktion ist überwältigend", erzählt der liberale Landtagskandidat. Politik müsse zuhören, so seine Forderung, nicht abhören. "Die zunehmende Verbotskultur, die digitale Überwachung und die Forderung nach einem starken Staat, was ja im Grunde nichts anderes ist als das Abgeben von Verantwortung und Freiheit, bringen mich auf die Palme", meint Föst. Das Motto "Leben und leben lassen" könne man gar nicht ernst genug nehmen, bekräftigt der Genussmensch Föst (er ist begeisterter Koch, sammelt Whiskey und entspannt sich bei einem Konzert in der Philharmonie ebenso wie beim Radeln in der Natur).
Direkter Draht im Sakko
Also hört er zu, auch wenn sich nicht jeder, der die Föstsche Nummer wählt, für Politik interessiert. "Manche Leute kotzen sich einfach aus", so Föst, "andere haben ganz spezielle Fragen oder schildern Dinge aus ihrem Viertel." Mitarbeiter aus dem Klinikum Großhadern haben ihn angerufen, um mit ihm über den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu sprechen, junge Unternehmer fragen Föst (der selbst Unternehmer ist), nach seinen Erfahrungen und Tipps für Existenzgründer. "Viele Anrufer sind überrascht, dass ich wirklich rangehe", lacht Föst. Geht das nicht, weil er ein anderes Gespräch führt oder auf dem Podium diskutiert, ruft er zurück. Sein "Bürgerhandy" steckt immer griffbereit im Sakko.
"Gestern haben mich ein paar angerufen, die gerade an der Corneliusbrücke am Kulturstrand saßen", erzählt Föst, "ich war selber gerade im Biergarten, die Leute haben mich mit Fragen gelöchert". Föst liebt die Aufbruchstimmung, die er im Wahlkampf und bei seinen Telefonaten spürt: "Das macht einfach Spaß!"
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