Begleitung am Ende des Lebens
35 Ehrenamtliche engagieren sich im Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst
Seit zehn Jahren gibt es in Gauting den Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst im evangelischen Pfarramt der Christuskirche in der Ammerseestraße 15. „Er entstand aus der Bewegung 'Gautinger Bürger für Gautinger Bürger' und wirkt ganz lokal“, erklärt die Koordinatorin Michaela Heinz. „Das heißt aber nicht, dass die haupt- und ehrenamtlichen Hospizhelfer nicht auch über die Gemeindegrenzen hinweg tätig sind. Wir haben Kooperationen mit den Altenheimen in der Umgebung, vor allem mit Maria Eich in Krailling, in das viele ehemalige Bewohner vom Marienstift gezogen sind. Und wir sind in der Asklepiosklinik und der Palliativstation Starnberg zu finden. Darüber hinaus kommen wir auf Anfrage in das Zuhause von sterbenskranken Menschen, um sie in ihrer gewohnten Umgebung zu betreuen. Aber ich muss zugeben, es könnten ruhig mehr private Anfragen in dieser Richtung kommen.“
Eine Erklärung für diese Situation hat Heinz auch: „Die herkömmliche Großfamilie in diesem Sinn gibt es einfach nicht mehr, die Leute gehen arbeiten und können Schwerst- und Sterbenskranke nicht mehr so ohne Weiteres selbst betreuen. Wir können natürlich Lücken füllen, auch mal mit zwei oder drei Hospizhelfern in einer Familie. Doch natürlich bleibt unsere Arbeit im psychosozialen Bereich, wir pflegen nicht und helfen nicht im Haushalt.“
Multidisziplinärer Grundgedanke
Zum Leitungsgremium bestehend aus dem Pfarrerehepaar Günter und Carola Riedner, den Medizinern Juliane Lutz–Tittel, Gerhard Pfister, Peter Spaich sowie Georg Stoll und Ruth Krafft und den beiden Koordinatorinnen, Krankenschwester Michaela Heinz und – ganz neu im Team – Sozialpädagogin Christiane Freundl, kommen insgesamt 35 ehrenamtliche Helfer. „Wir haben wirklich viele Fachrichtungen und Spezialisierungen in unserem Team vereint. Das ermöglicht uns, unseren multidisziplinären Grundgedanken in der Hospizarbeit zu verwirklichen.“ Ohne die engagierten Ehrenamtlichen wäre die Rund-um-die Uhr-Versorgung der todkranken Patienten allerdings nicht möglich.
Unter den 35 Helfern gebe es eine erste, eine zweite und eine dritte Generation, erklärt Heinz weiter. Die Bandbreite reiche von jungen Berufstätigen bis zu 75-jährigen Rentnern. „Einige sind wirklich schon seit Anfang an dabei, das ist eine enorme Leistung“, lobt sie. Zwölf hätten ihren neunmonatigen Befähigungskurs gerade eben im Oktober abgeschlossen. „Die Ausbildung der Neuen obliegt der Koordination. Das ist zwar ein enormer Mehraufwand. Wir Koordinatoren kennen dann aber auch alle Ehrenamtlichen und können sie optimal einsetzen.“
Vielseitiger Befähigungskurs
Im Kurs lernten die Ehrenamtlichen praktische, rechtliche und medizinische Dinge. Aber auch Biographiearbeit gehöre dazu, denn besonders Demenzkranke seien oft am besten über eigene Vorlieben und Erfahrungen zu erreichen. „Schnell kommt man da zur eigenen Biographie und zu ganz persönlichen Fragen wie dem eigenen Umgang mit Krankheit, Sterben, mit Trost und Zuspruch. Die Erfahrungen, die wir selbst gemacht haben, prägen uns und unsere Beziehungen ein Leben lang. Dessen müssen sich Hospizhelfer bewusst sein. Manchmal ist dies nicht einfach zu erkennen. Natürlich steigen manche deshalb auch schon vor Ende des Befähigungskurses aus, das ist ganz normal.“
Für die, die ehrenamtlich im Hospizdienst tätig sind, ist sie als Koordinatorin ständig erreichbar. „Wir haben monatliche Treffen, regelmäßige Supervisionen und auch mal Einzelgespräche. Der Kontakt untereinander ist wirklich eng. Und wenn eine Sterbebegleitung mal extrem schwierig war, raten wir demjenigen auch zur Pause und zum Luftholen. Es ist nicht gut, wenn sich jemand ganz verausgabt in so einem Prozess. Wir helfen dabei, die Grenze zu ziehen. Darauf haben wir gegenseitig ein Auge.“
Weitere Informationen zum Hospizdienst in Gauting, zu Partnern, Kooperationen und Leistungen sind unter http://hospizdienst-gauting.de/ zu finden.
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