Bauwerke ganz neu entdecken
"Sein & Schein" am Tag des offenen Denkmals
Bereits seit 1993 zieht der Tag des offenen Denkmals, der immer am zweiten Sonntag im September stattfindet und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bundesweit koordiniert wird, Scharen von Besucherinnen und Besuchern an. Während der zahlreichen Führungen werden oft ganz neue Details an vermeintlich wohlbekannten Bauten sichtbar. Auch viele sonst nicht zugängliche Gebäude öffnen an diesem Tag ihre Türen für die Öffentlichkeit und geben ihre Geheimnisse preis. Heuer ist der Tag des offenen Denkmals am 12. September und das Motto lautet „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ – ein spannendes Thema, das im Laufe der Jahrhunderte immer neue Facetten entwickelt hat, seien es vorgetäuschte Säulen, falscher Marmor, Scheinkuppeln oder viele andere architektonische Illusionen. Auch Renovierungsarbeiten und aufwändige Sanierungen gehören in diesen Bereich. Und dann gibt es natürlich auch jene unauffälligen Denkmäler, die erst bei genauer Betrachtung ihre verborgenen Reize enthüllen und denen man nicht absprechen kann, dass sie deutlich mehr sind als sie auf den ersten Blick zu sein scheinen.
"Schein und Sein in der Altstadt - Architekturzitate an Münchner Bauten" heißt deshalb auch eine Veranstaltung im Münchner Zentrum. Dr. Detlef Knipping und Dr. Burkhard Körner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bieten um 10 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr und 14 Uhr Rundgänge an, bei denen einzelne Denkmäler vorgestellt werden, die oftmals etwas erscheinen lassen, was sie nicht sind. Die Bauherren und Architekten sowie die damit vielleicht verbundene politische Absicht werden erläutert. Eine Anmeldung unter https://eveeno.com ist erforderlich. Treffpunkt ist der Innenhof der Alten Münze (Hofgraben 4).
Kirchengebäude im Fokus
Unter dem Titel "Malerei und Scraffito - Illusionen von der Residenz zum FC Bayern" sind zwei Fassadenführungen um 11.30 Uhr und 14.30 Uhr von der Maximilianischen Residenz über das Kaufhaus Beck zum neuen Geschäftshaus des FC Bayern geplant. Treffpunkt ist in der Residenzstr. 1. Eine Anmeldung ist erforderlich unter www.denkmalschutz.de/anmeldung.
Aber auch in den Stadtvierteln erlaubt der Tag des offenen Denkmals spezielle Einblicke. So gibt es in der Evang.-Lutherischen Himmelfahrtskirche Sendling, die einst eine Großgaststätte mit dem Namen "Elysium" war, um 11.30 Uhr eine Führung zur Geschichte der Kirche und Sendlings. In der Alten St. Georgskirche in Milbertshofen geht es in einer Führung um 10.30 Uhr sowie in einer ganztägige Ausstellung ebenfalls um die Geschichte der Kirche. In der St. Paulus-Kirche in Perlach, dem ältesten noch erhaltenen protestantischen Gotteshaus Münchens, finden um 12 Uhr und 14 Uhr Führungen zum Thema "Kirchenraum geistlich erleben" statt. Außerdem können Münchens "protestantischer Dom" St. Lukas im Lehel und die Wiesnkirche St. Paul in der Ludwigsvorstadt neu entdeckt werden.
Eine der ersten Gartenstädte
In Berg am Laim kann man um 15 Uhr den sonst nicht zugänglichen Kreuzweg auf dem Gelände der Maria-Ward-Schwestern (Josephsburgstr. 20 - 24) erkunden, und in Neuhausen ist um 14 Uhr unter dem Motto "Der Winthirfriedhof - Gräber erzählen Geschichten" ein Spaziergang über den kleinen Gottesacker vorgesehen, der die Ruhestätte vieler Familien ist, die einst eine bedeutende Rolle am Ort gespielt haben. In Pasing stehen zwei künstlerisch gestaltete Netztrafostationen, ihre Verbindung zu August Exter und die von ihm entworfene Villenkolonie im Mittelpunkt von zwei Führungen um 10 Uhr und um 13 Uhr. Außerdem gibt es vom Pasinger Archiv einen Film zum Ebenböckhaus, der von 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr stündlich gezeigt wird. Ein digitales Angebot stellt die Grundschule am Canisiusplatz in Hadern vor, ein weiteres die Ludwig-Richter-Höfe in Laim.
Interessant ist sicher auch ein Rundgang in der Fasanerie durch die ehemalige Genossenschaftssiedlung Eggarten von 1919. Um 11 Uhr und um 16 Uhr erläutern Herbert Gerhard Schön vom Münchner Forum e.V. und Martin Schreck von der Bürgerinitiative Pro-Eggarten die Geschichte der Siedlung, die als eine der ersten Gartenstädte Münchens 1919 auf dem Gebiet der ehemaligen Königlichen Fasanerie der Wittelsbacher in Erbbaurecht errichtet wurde. 1938 von der Reichsbahn in Besitz genommen, wurden während der NS-Zeit die Bewohner enteignet und zu Zwangsverkäufen gedrängt.
Ziele im Umland
Auch außerhalb Münchens gibt es lohnenswerte Ziele wie der Bajuwarenhof Kirchheim, der als „Projekt für lebendige Archäologie des frühen Mittelalters“ 2003 von einer Gruppe Münchner Archäologinnen und Archäologen ins Leben gerufen wurde. Er zeigt die Rekonstruktion eines bajuwarischen Gehöfts aus der Zeit zwischen 500 und 700 n.Chr. Kostenlos besichtigen kann man am Sonntag das Schlossmuseum Ismaning, das einen Überblick zur Kulturgeschichte des Ortes und der Ismaninger Schlossanlage bietet. In Germering öffnet ab 14 Uhr die Alte Dorfkirche St. Martin ihre Türen, um 15.30 Uhr gibt es eine Führung durch das Gotteshaus, das in seinen Grundzügen aus dem Hochmittelalter stammt und 1315 erstmals erwähnt wurde. In Weßling kann die Alte Pfarrkiche Mariä Himmelfahrt von 14 bis 17.30 Uhr besichtigt werden und in Starnberg hat unter anderem das Mausoleum des Prinzen Karl von Bayern (Ortsteil Söcking) geöffnet.
Eine Übersicht über alle Münchner Veranstaltungen findet man unter www.muenchen.de in der Rubrik Termine der Woche / Bauwerke entdecken am Tag des offenen Denkmals.
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