Baby in der Schule
Säugling mit Mutter für ein Projekt gesucht
Die Grundschulkinder sitzen auf ihren Stühlen im Kreis und beobachten konzentriert das Baby, das in der Mitte auf der Decke liegt und mit seiner Mutter spielt. Das Kleine verzieht das Gesicht zu einem herzhaften Gähnen. Immer wieder werden die Kinder von ihrer Lehrkraft aufgefordert ihre Beobachtungen in Worte zu fassen. „Ich glaube, das Baby ist müde“, meint ein Junge. „Vielleicht will es etwas sagen, weil es den Mund aufmacht?“, meint ein anderer. Nach einer Weile wird das Kleine knatschig und fängt zum Meckern an. „Vielleicht hat es Hunger?“, meint ein Mädchen. Vielleicht will es auf den Arm oder braucht den Schnuller, sind andere Vorschläge. So ähnlich könnte es bald in der Germeringer Kerschensteiner Schule zugehen.
„Babywatching“ heißt das neue „Schulfach“. Bei diesem von der Ludwig-Maximilian-Universität München begleiteten und von der Sozialstiftung Rieder unterstützten Projekt geht es um Empathie und nonverbale Kommunikation. „Untersuchungen belegen, dass die Kinder beim Babywatching an Einfühlungsvermögen und auch Konzentrationsfähigkeit und innerer Ruhe gewinnen.
Wertvolle Erfahrungen für Einzelkinder
Zusätzlich lernen sie viel über die Entwicklung und die Bedürfnisse eines Säuglings im ersten Lebensjahr“, erklärt Konrektorin Claudia Wagenführer. Vor allem Einzelkinder oder Kinder ohne Kontakt zu Babys könnten dadurch profitieren und wertvolle Erfahrungen für das Miteinander gewinnen.
Insgesamt erhofft sich die Schule auch, dass sich die Schüler dank des Empathietrainings besser in die Situation und die Gefühlslage ihrer Mitschüler einfühlen können und dadurch achtsamer miteinander umgehen. Dass dies durch „Babywatching“ gelernt werden kann, das haben bereits einige Studien bewiesen. Das Sozialprojekt, das der Münchner bekannte Kinderpsychiater Karl Heinz Brisch entwickelt hat, gibt es nämlich schon seit vielen Jahren.
Einmal in der Woche
Damit das Projekt starten kann, werden Mütter mit Babys im ersten Lebensjahr gesucht. Sie sollten während eines Schuljahres einmal wöchentlich für eine Unterrichtsstunde an die Kerschensteiner Grund- und Mittelschule Germering kommen. Für die Babys sind diese wöchentlichen Stunden übrigens auch bereichernd. Die Kleinen genießen sichtlich die ungeteilte Aufmerksamkeit, die ihnen von den Schulkindern entgegengebracht wird, und wenn die ganze Gruppe sich von der guten Laune eines lächelnden Babys anstecken lässt, dann freut sich das Baby natürlich besonders.
„Während Sie Ihr Baby wickeln, stillen, füttern, mit ihm spielen, mit ihm reden, vorsingen,… lernen die Kinder einer Klasse viel über Empathie und Kommunikation“, erklärt Wagenführer.
Während des „Babywatchings“ sind die für dieses Projekt ausgebildeten Lehrkräfte anwesend und moderieren das Ganze. Interessenten wenden sich an die Kerschensteiner Grund- und Mittelschule, Theoder-Heuss-Straße 6, Telefon: 089 143324514.
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