Andreas Lotte, SPD
- 1973 in München geboren
- 2000 Existenzgründungsberater bei der Landeshauptstadt München in einem Gemeinschaftsprojekt mit der IHK
- bei Kommunalwahl 2002 in den Bezirksausschuss 8 (Schwanthalerhöhe) gewählt
- 2008 in den Münchner Stadtrat gewählt
"Ich will die Münchnerinnen und Münchner vertreten - für bezahlbaren Wohnraum, gute Arbeit und eine gerechte Energiepolitik. Ich bewerbe mich für den Bayerischen Landtag im Münchner Südwesten. Das ist der Landtagsstimmkreis 101 (Hadern). Dieser besteht aus der Schwanthalerhöhe, Sendling-Westpark, Hadern sowie Teilen der Ludwigsvorstadt, Forstenrieds und Fürstenrieds."
Der Werbe-Spiegel, der Sendlinger Anzeiger und das SamstagsBlatt haben eine Politiker-Reihe, genannt „Aug' in Aug' mit der Politik“, ins Lebens gerufen, bei der sich Entscheidungsträger mit einem kurzen Statement zu einem bestimmten Thema äußern können.
Ist es sinnvoller die Rentenbeiträge zu senken oder die Rücklagen aufzustocken?
"Rücklagen von heute sind Handlungsspielräume der Zukunft."
Sind Sie für oder gegen eine gesetzlich geregelte Frauenquote?
"Wir brauchen die Frauenquote, damit die Wirtschaft in München und Bayern nachhaltig erfolgreich sein kann. Gerechtere Chancen für Arbeitnehmerinnen sind auch für unsere Unternehmen gut."
Soll das Sitzenbleiben in Bayern abgeschafft werden?
"Bei der Schulpolitik gilt es - wie in anderen Bereichen auch - ideologische Festlegungen zu überwinden und zu schauen, welche Entscheidung am besten für das Gemeinwohl ist. Wenn die Wissenschaft nachweist, dass andere Methoden besser sind, als die Klasse wiederholen zu müssen, dann darf sich die Politik dieser Erkenntnis nicht verschließen."
Was erwarten Sie von Papst Franziskus?
"Es ist wunderbar, dass ein glaubwürdiger Kämpfer gegen die Armut Oberhaupt der katholischen Kirche geworden ist. Gerechtigkeit ist einer der wichtigsten christlichen Werte. Ich wünsche mir aber auch mehr Dialog und Offenheit, damit die Kirche im Kampf für Gerechtigkeit ihre Glaubwürdigkeit behält."
Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen?
"Es ist wichtig, das sich die Münchnerinnen und Münchner überall in ihrer Stadt wohl und sicher fühlen können. Besonders auch an öffentlichen Plätzen. Ein Alkoholverbot ist da nicht der richtige Weg. Viel wirksamer ist eine offene Stadtgesellschaft für alle - mit bezahlbarem Wohnraum und guter Arbeit."
Soll die Wasserversorgung in Deutschland privatisiert werden?
"Wasser ist unser Lebenselixier und gehört nicht in private Hand! Bereits unsere Vorväter haben die Basis für die
Versorgung Münchens mit quellfrisches Trinkwasser aus dem Mangfall- und Loisachtal gelegt. Die kommunale Wasserversorgung garantiert eine langfristig ausgelegte Politik auf Generationen. Eine Privatisierung des Wassers führt zu geringerer Wasserqualität zu höheren Preisen."
Sexuelle Belästigung in Chaträumen: Sind Sie der Meinung, dass zum Schutz der Heranwachsenden seitens des Staates alles Menschenmögliche getan wird, um im Internet korrigierend und beschützend einzuwirken?
"Es ist eine Schande, wenn in Bayern Kinder sexuell belästigt werden. Das muss konsequent verfolgt werden. Für das Internet gilt, dass wir frühzeitig in Familie und Schule ein Klima der Offenheit schaffen müssen, damit unsere Kinder sich ihren Eltern und Lehrern anvertrauen, wenn dort etwas schlechtes passiert."
Ist der Entertainer Stefan Raab ein angemessener Moderator für das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück?
"Es kommt nicht darauf an, wer das TV-Duell moderiert. Es kommt darauf an ob wir uns im September für Gerechtigkeit und Aufbruch mit Peer Steinbrück entscheiden oder für ein schwarzgelbes weiter so. Wenn Stefan Raab dazu beiträgt, dass ein paar mehr Menschen sich informieren, dann ist das gut. Denn ich bin mir sicher, dass im direkten Vergleich klar wird, wer wirklich eine Vorstellung von der Zukunft Deutschlands hat und das ist die SPD.
Haben Sie mit Ihren Eltern, Großeltern oder Verwandten über die NS-Zeit und den 2. Weltkrieg gesprochen?
"Mein Opa war in Gefangenschaft und bis zu seinem Tod traumatisiert von den Erlebnissen als Soldat. Meine Oma hat von den Nächten im Luftschutzbunker erzählt. Auch nach fast siebzig Jahren ist spürbar: Krieg ist grausam und Frieden von unschätzbarem Wert. Deswegen bin ich dankbar für das friedliche Miteinander in
Europa. Dafür lohnt es sich einzusetzen und dafür setze ich mich auch ein."
Soll die Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen ausgeweitet werden?
"Die Stadt München macht es vor: Sicherheit schafft man nicht mit Überwachung, sondern mit sozialer Gerechtigkeit. Eine gerechte Stadtgesellschaft ist der Garant für ein friedliches Zusammenleben. Dafür setze ich mich ein. Punktuell kann eine Kamera sinnvoll sein, flächendeckende Überwachung sollten wir uns aber sparen."
Welches Buch würden Sie anderen weiterempfehlen?
"Ich lese gerade Macht und Missbrauch: Franz Josef Strauß und seine Nachfolger. Aufzeichnungen eines
Ministerialbeamten von Wilhelm Schlötterer. Dieses Buch ist ein interessanter Insiderbericht. Leider hat es schon wieder eine große Aktualität gewonnen. Diese Mißstände zu überwinden ist ein ganz persönlicher Ansporn für mich."
Mangelnde KiTa-Plätze: Was möchten Sie in Ihrem Stadtteil/Stimmkreis konkret unternehmen, um Betreuungsplätze zu schaffen?
"Im Stadtrat setze ich mich für bessere Arbeitsbedingungen des Personals ein. Hier gibt es auch für den Freistaat noch einige Hausaufgaben zu machen. In meinem Stadtviertel unterstütze ich auch gerne Eigeninitiativen, wie die von den Eltern, die bald eine Krippe in einer ehemaligen Schleckerfiliale eröffnen."
Würden Sie die Riester-Rente empfehlen?
"Altersvorsorge ist eine wichtige Sache und ich würde jedem dazu raten - auch meiner Partnerin. Als gelernter
Versicherungsfachmann habe ich ihr in ihren persönlichen Umständen zwar von einer Riester-Rente abgeraten, aber das ist eben eine Entscheidung, die man individuell treffen muss. Deswegen braucht es unabhängige
Beratung, wie von den Verbraucherzentralen, die nicht versucht irgendein Produkt zu verkaufen."
Stadtteil-Check: Was möchten Sie in Ihrem Stimmkreis am dringendsten verändern?
"In meinem Stadtviertel ist bezahlbarer Wohnraum eines der wichtigsten Probleme. Das ist ja in der ganzen Stadt
so. Vieles hat die Stadt lösen und mildern können, aber immer wieder steht die Staatsregierung auf der Bremse oder - wie im Fall der GBW-Wohnungen - betätigt sich sogar als Geisterfahrer. Als Landtagsabgeordneter will ich helfen hier andere Mehrheiten zu schaffen."
Land unter! Sollte Bayern mehr Geld in den Hochwasserschutz investieren?
"Jetzt ist nicht die Zeit wohlfeile Forderungen aufzustellen und Versprechen zu machen. Jetzt ist die Zeit anzupacken und in einem überparteilichen Schulterschluss die Not zu lindern. Das Thema darf nur nicht schon wieder hintunter fallen, wenn die Wassermassen abgeflossen sind und die Sonne wieder scheint. Dann muss es
heißen: Verwundbarkeit verringern, Flüsse aus ihrem Korsett und Klimaschutz."
Sprachreformen an der Uni Leipzig: Ist die Einführung ausschließlich weiblicher Titel sinnvoll?
"Viele Kritiker der Entscheidung aus Leipzig sind leider schlecht informiert. Es ging darum in einer internen Satzung einmal den Spieß umzudrehen und einmal die Männer bei den weiblichen Formen mitzumeinen. Umgekehrt bezweifelt ja niemand, dass in den früheren Fassungen die Studentinnen auch gemeint waren, wenn sich eine Regelung auf "Studenten" bezog. Das zeugt von Kreativität und Humor. Beides ist etwas, wovon es in der Politik ruhig mehr geben dürfte."
Sind Sie zufrieden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in München?
"Verspätungen sind immer ärgerlich. Meine Erfahrung ist, dass die von der Stadt verantwortete U-Bahn da besser dasteht als die von der Staatsregierung beauftragte S-Bahn. Dennoch dürfen wir uns nicht ausruhen, auch nicht auf den guten Noten, die der Münchner Nahverkehr regelmäßig bekommt. Gerade als wachsende Stadt brauchen wir deswegen neue Infrastruktur wie die zweite Stammstrecke."
Sind Sie zufrieden mit dem deutschen Schulsystem?
„Leider ist das bayerische Schulsystem tatsächlich sehr selektiv. Hier braucht es eine Bildungspolitik, die nicht jeder Mode hinterher läuft - wie das beim G8 der Fall war. Vielmehr brauchen wir eine Politik, die klare Ziele hat und diese konsequent verfolgt. Nur so bekommen wir den Fachkräftemangel in den Griff und vermeiden südeuropäische Verhältnisse bei der Jugendarbeitslosigkeit."
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