"Altersarmut darf nicht zur Normalität werden"
VdK Bayern fordert Trendwende für Rentner
Die Aussichten für ein sorgenfreies Leben im Alter sind nicht ungetrübt: "Altersarmut", "Rentenlücke", "Grundsicherung" lauten die Vokabeln, die vielen Menschen einfallen, wenn sie an ihren Ruhestand denken. Auch Bayern ist kein Land wohlhabender Rentner. Das stellte Ulrike Mascher, Landesvorsitzende des VdK Bayern, auf der Jahrespressekonferenz des Sozialverbands klar. "Die Entwicklungen der letzten Jahre setzen sich fort. Die Zahlen zur Altersarmut stagnieren bestenfalls, eine Trendwende ist nicht in Sicht", sagte Mascher. Die Frauenrenten steigen - von einem sehr niedrigen Niveau - nur sehr langsam an, während die Männerrenten spürbar und stetig kleiner werden.
Männerrenten brechen ein
Mehr als 80 Prozent der bayerischen Frauenrenten erreichen nicht einmal die 1.000-Euro-Grenze. Die wenigsten Frauen bekommen eine Rente von 1.500 Euro oder mehr. Noch liegen die Männerrenten im Freistaat deutlich über denen der Frauen, aber insbesondere im mittleren Bereich, also bei den Rentenhöhen zwischen 1.000 und 1.500 Euro, brechen auch diese deutlich ein. Dies zeigt sich beim Statistikvergleich der männlichen Bestands- und Neurentner. Betrachtet man die Gesamtheit aller männlichen Rentner in Bayern, so erreichen 42,1 Prozent von ihnen eine Rente zwischen 1.000 und 1.500 Euro. Aber nur 33,9 Prozent der Männer, die 2016 in Bayern erstmals eine Altersrente bezogen, liegen in diesem Bereich.
Die Armutsgrenze wird in Bayern für einen Einpersonenhaushalt mit 1.039 Euro angegeben. Insgesamt müssen 1,73 Millionen der 2,67 Millionen Rentner mit einer Rente unterhalb dieser Armutsgrenze leben. "Bayerns Rentner müssen sich ihr Geld also sehr gut einteilen, um über die Runden zu kommen. Viele von ihnen liegen knapp über der Grundsicherungsschwelle und schlagen sich eben so durch", erklärte Mascher.
VdK-Rentenforderungen
"Altersarmut darf nicht zur Normalität werden", warnte die VdK-Landesvorsitzende. Hier gegenzusteuern, sei ein Gebot politischer Vernunft. Der Wahlausgang zur Bundestagswahl habe deutlich gemacht, dass Sozialpolitik ein Schwerpunkt der nächsten Bundesregierung sein muss. "Es war mit Sicherheit einer der größten Fehler der bisherigen Koalitionsparteien, soziale Themen im Wahlkampf zu lange zu ignorieren", ist Mascher überzeugt.
Die rentenpolitischen Forderungen des Sozialverbands VdK für die künftigen Koalitionsverhandlungen lauten: die Einführung einer Mindestrente nach dem Muster der "Rente nach Mindesteinkommen", ein drittes Jahr Mütterrente für ältere Mütter, einen Freibetrag von 200 Euro für die Mütterrente bei der Grundsicherung im Alter und ein Rentenniveau von mindestens 50 Prozent. Zudem müssen die Abschläge für Erwerbsminderungsrentner abgeschafft und deren Rentenhöhen durch höhere Zurechnungszeiten zügig angehoben werden. Um Altersarmut vorzubeugen, muss Niedriglohnbeschäftigung eingedämmt und der Mindestlohn angehoben werden. Darüber hinaus muss die Kinderbetreuung gerade in Bayern deutlich ausgebaut werden.
VdK Bayern auf Erfolgskurs
VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder stellte die Erfolgsbilanz des Sozialverbands vor. 677.000 Mitglieder zählt der VdK Bayern, das sind 13.000 mehr als vor einem Jahr. 5,17 Prozent der bayerischen Bevölkerung haben einen VdK-Mitgliedausweis, in der Gruppe der 60- bis 65-Jährigen sogar 17 Prozent. "Ein entscheidender Faktor für die Mitgliedergewinnung und Mitgliederbindung ist die gute Qualität unserer Sozialrechtsberatung", erklärte Pausder. Hier war der VdK Bayern auch 2017 wieder äußerst erfolgreich und konnte 37 Millionen Euro an Nachzahlungen für seine Mitglieder erzielen. Das sind 7 Millionen Euro mehr als 2016.
VdK-Mitglieder honorieren sozialpolitischen Einsatz
"Es gelingt uns aber auch immer besser, Mitglieder zu gewinnen und zu halten, die uns in erster Linie als sozialpolitisch aktiven Interessenverband stärken wollen", sagte Pausder. Sozialpolitische Erfolge des Sozialverbands VdK, wie die Anhebung der Mütterrenten, der Einbezug von Demenzkranken in die Pflegeversicherung oder die Verbesserungen für Erwerbsminderungsrenten, werden von immer mehr Menschen honoriert. Dies habe der große Zuspruch bei den VdK-Veranstaltungen im Vorfeld der Bundestagswahl und die hohe Zahl an Beitritten gezeigt.
Aktionen zur Landtagswahl 2018
"Die soziale Kluft wächst auch in Bayern. Der VdK stellt berechtigte Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit für alle Generationen", so Pausder. Auch zur Landtagswahl 2018 in Bayern sind wieder sozialpolitische VdK-Großveranstaltungen geplant. Ein Schwerpunkt der VdK-Aktionen 2018 wird der Einsatz für Inklusion und Barrierefreiheit in Bayern sein. Schließlich steht immer noch das Versprechen der bayerischen Staatsregierung im Raum, dass Bayern bis 2023 barrierefrei sein wird. "Die Uhr tickt!", so Pausder an die Adresse der Politik. "Eigentlich müsste Tag und Nacht gearbeitet werden, damit bis dahin nur alle Bahnhöfe einigermaßen hindernisfrei sind."
"Sie hat die Bankenkrise vollkommen schadlos überstanden"
Ulrike Mascher spricht sich für die gesetzliche Rentenversicherung aus:
"Ich werbe dafür, die gesetzliche Rentenversicherung zu stärken. Sie hat sich schließlich seit 150 Jahren bewährt. Sie hat die schlimme Finanzmarkt- und Bankenkrise vollkommen schadlos überstanden, weil die auf das Umlagesystem setzt und nicht auf Spekulationsgeschäfte. Dieses System kann für alle Bevölkerungsgruppen funktionieren. So sollten im ersten Schritt Selbstständige ohne berufsständische Versorgung einbezogen werden und später auch Beamte und Abgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden."
Unterschiede in Stadt und Land
Innerhalb Oberbayerns erhalten Männer im Landkreis München 1.204 Euro Altersrente, im Berchtesgadener Land liegt sie nur bie 942 Euro. Bei den Frauenrenten ist due Stadt München mit 754 Euro SPitzenreieter, ganz hinten liegt Eichstätt mit 521 Euro (VdK-Zahlen beziehen sich auf 2015).
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