ADAC sieht Busspurpläne kritisch
Wir der Straßenraum zusätzlich verknappt?
In ihrer Offensive zur Luftreinhaltung will die Landeshauptstadt durch Beschleunigungsspuren für die Busse der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) mehr Menschen zum Umsteigen auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bewegen. Die Priorisierungsliste umfasst 51 Maßnahmen und ist nach Punkten in fünf Dringlichkeitsstufen aufgeteilt. Beim ADAC Südbayern sieht man die Maßnahmen kritisch. Die Münchner Stadtbusse sollen an 51 Stellen sogenannte Express-Spuren kriegen. Der ADAC Südbayern befürchtet dadurch Nachteile für die Autofahrer und begründet dies mit folgenden Punkten:
Sieben Kritikpunkte
Es mangelt ohnehin schon an Straßenraum, sowohl für den fließenden als auch für den ruhenden Verkehr. Weitere Busspuren würden diesen nur zusätzlich verknappen. Anstelle eines dringend erforderlichen Ausbaus gehe der vorgeschlagene Rückbau in die falsche Richtung.
Eine Busspur, die nur alle 5 bis 10 Minuten benutzt wird, bedeutet im Berufsverkehr für viele Autofahrer ein großes Ärgernis und eine wenig nachvollziehbare Behinderung.
Der Umstieg auf ÖPNV ist zu befürworten, jedoch muss auch hier festgestellt werden, dass die P+R-Anlagen an den MVV-Außenästen bereits jetzt überlastet sind. Sofern man Pendler zum Umstieg bewegen möchte, sollte man für diese auch die Möglichkeiten schaffen.
Die Priorisierung der Öffentlichen Verkehrsmittel hat seine Berechtigung und ist an vielen Stellen sinnvoll. Es gilt jedoch in allen einzelnen Fällen genau abzuwägen, ob es Sinn macht, für Expressbusprojekte dadurch den Pkw-Verkehr auszubremsen. Hier erinnert der ADAC an die Expressbuslinie X30, deren Fahrgastzahlen in seiner Einschätzung deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien.
Die einst mit großem Aufwand erstellten, sogenannten Grünen Wellen für den Autoverkehr werden mit weiterer ÖPNV-Priorisierung bzw. Umsetzung der SWM/MVG-Wunschliste ad absurdum geführt.
Der Pkw ist weiterhin das bedeutsamste Verkehrsmittel: Viele Privatpersonen und Firmen sind im (Arbeits-)Alltag auf das Auto angewiesen. Deswegen ist es aus Sicht des ADAC notwendig, beim Verkehrskonzept der Zukunft, auf einen ausgewogenen Mix aus ÖPNV (U-Bahn, Tram, Bus) und Individualverkehr zu achten.
Der Umstieg der MVG-Busflotte weg vom Diesel ist zu befürworten und längst überfällig: Weshalb die Stadtwerke München (SWM), unter deren Dach die MVG angesiedelt ist, als einer der größten Erdgasanbieter Deutschlands seine Busflotte nicht schon vor zehn Jahren auf schadstoffarme Erdgasantriebe umgestellt hat, sieht der ADAC Südbayern als Versäumnis.
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