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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Und jetzt?
Stadtrat stimmt zwar für Großmarkt in Sendling, will aber einen privaten Investor finden
Die neue Großmarkthalle soll am Standort in Sendling gebaut werden: Das hat der Stadtrat am Mittwoch in seiner Vollversammlung mit den Stimmen von CSU und SPD und Ursula Sabathil (Freie Wähler) beschlossen. Allerdings soll ein privater Investor die Halle bauen und dann an die Stadt vermieten. Diese kann die Halle dann an die Händler weitervermieten.
Untersuchungen des Kommunalreferats der Stadt haben ergeben, dass der Neubau der neuen Obst- und Gemüsehalle zwischen Schäftlarnstraße und Thalkirchner Straße 105 Mio. Euro kosten würde. Die Gesamtprojektkosten werden mit rund 148 Mio. Euro beziffert. CSU und SPD haben sich in einem gemeinsamen Änderungsantrag darauf verständigt, keinen Generalunternehmer zu suchen, der das Projekt für die Stadt baut. Stattdessen soll mit einer Ausschreibung ein privater Investor gesucht werden, der die Halle planen, bauen und instandsetzen soll.
Günstiger und schneller?
„Mit unserer Entscheidung, die Großmarkthalle neu zu bauen, garantieren wir vor allem zwei Dinge: Den Erhalt des Großmarktes in München sowie die Obst- und Gemüsevielfalt in den Läden und Gaststätten", sagt CSU-Stadträtin Kristina Frank. Sie glaubt, dass ein privater Investor die Halle wahrscheinlich günstiger und schneller als die Stadt bauen kann. "Uns ist wichtig, dass alle derzeitigen Nutzer wieder einen Platz bekommen. Auch die Münchner Tafel als hochgeschätzte soziale Institution soll wieder auf dem Gelände unterkommen", so Frank. Sie unterstreicht, dass die Ausschreibung "ohne weitere Zeitverzögerung" erfolgen müsse, damit die Fertigstellung 2021 nicht gefährdet werde.
Zeitplan realistisch?
Etliche Händler sind indes skeptisch, ob dies wirklich gelingt. Sie hatten auf eine Entscheidung des Stadtrates gedrängt, um nach acht Jahren der Vorplanungen endlich Planungssicherheit zu haben, wie es weitergeht. Mit der Entscheidung für einen privaten Investor, der erstens noch gesucht und zweitens gefunden werden muss, ist diese Sicherheit nun aber weiterhin nicht greifbar.
" Wir begrüßen die politische Entscheidung aller Fraktionen, den traditionellen Standort in Sendling zu erhalten. Dies ist ein deutliches Bekenntnis", sagte Hans Buchhierl, ein Sprecher der Standortinitiative „Großmarkt in Sendling. Jetzt.“ Der Beschluss für ein Investorenmodell werfe allerdings noch sehr viele Fragen auf. Die Standortinitiative sieht den vorgesehenen Zeitplan der Realisierung innerhalb der kommenden vier Jahre bis 2021 mit dem nun beschlossenen Modell als nicht realistisch an. „So kann eine EU-weite Ausschreibung aufgrund der noch fehlenden Planungstiefe nicht oder aber nur mit hohen Kosten- und Terminrisiken erfolgen“, erläutert Buchhierl. „Die Vorteile dieses Investorenmodells für den Eigenbetrieb und für die Händlerschaft lassen sich nur schwer nachvollziehen“, ergänzt Oliver Rob, ein Sprecher der Initiative.
Zuspruch für die Händler
„Gleichwohl wird sich die Standortinitiative bei den nun anstehenden Gesprächen unter anderem zur Optimierung des Nutzerbedarfs konstruktiv beteiligen. Denn auch wir wollen eine Halle, die den Anforderungen aller Nutzer entspricht“, erklärt Christa Heidingsfelder, eine Sprecherin der Standortinitiative. Diese hatte sich Mitte April dieses Jahres am Großmarkt in Sendling zusammengeschlossen, um sowohl die politisch Verantwortlichen wie auch die Münchner Bürger auf die gesellschaftliche Bedeutung des Großmarktes aufmerksam zu machen.
Hans Buchhierl erinnerte: „In den vergangenen Wochen haben wir es geschafft, durch verschiedene Aktionen – darunter Führungen über den Großmarkt und Gesprächsrunden mit den politischen Entscheidungsträgern – über die Notwendigkeit des Großmarktes im Zentrum Münchens aufzuklären. Wir haben dabei enormen Zuspruch seitens der verschiedenen Fraktionen erfahren.“
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