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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Es gibt mir das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun"
Botschafter der Freiwilligenmesse erzählen, warum sie sich für Andere einsetzen
Nina Böheim, Josef Tress, Edite Domingos und Benedikt Winklhofer engaieren sich freiwillig für andere Menschen. Als Botschafter der Freiwilligenmesse (am Sonntag, 26. Januar, von 10 bis 17 Uhr im Gasteig - Eintritt frei) erzählen sie, warum sie das tun:
"Beide Seiten lernen etwas"
Nina Böheim engagiert sich im Rahmen der Koch-Ebersberg-Stiftung für Senioren. In monatlichen Sitzungen möchte sie ihnen die Angst vor der modernen Technik nehmen und hilft ihnen in Zweierteams, das Tablet und seine Möglichkeiten kennenzulernen und zu nutzen. Wertvoll für sie ist, dass sie durch ihr Engagement etwas verändern kann- und wenn es nur eine einzelne Person ist, deren Leben sie verbessern kann.
Was genau machen Sie?
Nina Böheim: In meinem Engagement versuche ich mithilfe von monatlichen Sitzungen den Senioren, die den Tabletkurs besuchen, die Angst vor der modernen Technik zu nehmen. Ich und die anderen Schüler helfen ihnen, das Tablet und seine Möglichkeiten kennenzulernen. Meine Aufgabe war desweiteren die Organisation und das Rekrutieren auf der Schülerseite. Im Tandem ist es unsere Aufgabe, sich auf unseren Partner einzustellen und ihm bestmöglich zu helfen, sich mit dem Gerät vertraut zu machen. Alles ohne Angst und in gemütlicher, freundlicher Atmosphäre.
Was motiviert Sie, sich zu engagieren?
Nina Böheim: Mich motiviert die enge Arbeit mit den Senioren. Die Nähe zu den Menschen. Nach jedem Treffen habe ich mich gefreut, wenn ich einem Senior helfen konnte, Skype zu verstehen oder ähnliches. Noch mehr freue ich mich aber über die Gespräche, die im Verlauf des Nachmittags entstehen. So haben am Ende jeder Veranstaltung beide Seiten etwas gelernt und das motiviert mich extrem.
Gab es ein besonderes Erlebnis, das Sie schildern möchten?
Nina Böheim: Ein besonderes einzelnes Ereignis ist schwer zu finden. Es gibt viele kleine Sachen, die sich ereignen. Eine Dame kam zu uns weil ihr Enkel zu ihr meinte: Oma warum hast du kein Fernsehen und kein Tablet ? Ein anderer Herr kam um zu lernen wie man Skype benutzt da er mit seinem Sohn in China reden will. Ein anderer möchte seine Modelkarriere auch im Internet organisieren usw. Es gibt so unendlich viele Geschichten die man erzählen könnte und dass alles macht das Projekt so besonders. Deswegen hat es mir so viel Spaß gemacht.
Was möchten Sie als Botschaft weitergeben?
Nina Böheim: Als neue Botschafterin kann ich nur sagen, dass es sich lohnt, sich zu engagieren. Die Freude und Dankbarket, die man für deine Hilfe bekommt, machen es wert, viel dafür zu tun und sich Mühe zu geben. Auch wenn man nur klein anfängt, kann es einen unfassbar weit bringen. Wenn ich heute drauf zurückblicke, wie ich angefangen habe, finde ich es überwältigend, was man alles erreichen kann. Deswegen engagiere ich mich. Weil man selbst als einzelne Person alleine etwas verändern kann. Auch wenn es nur ein Leben ist das man verbessert hat. Es ist ein glücklicheres Leben. Und dass ist es wert.
Das Ur-Münchnerische bewahren
Die „Saubande“ ist ein Verein, der sich die Förderung des Valentin-Karstadt-Musäums und der Münchner Volkssängerkultur zum Ziel gesetzt hat. Als „Original-Münchner“ ist es Josef Tress ein Herzensanliegen, dass das Ur-Münchnerische bewahrt bleibt und gefördert wird.
So ist er im Verein nicht nur als Schriftführer tätig, sondern auch bei der Durchführung und Organisation von Veranstaltungen und der Öffentlichkeitsarbeit. Er freut sich über die vielen schönen Stunden, die jede gut besuchte Ausstellung oder gelungene Kabarett-Veranstaltung den vielen Kulturbegeisterten schenkt.
Josef Tress sagt: "Beizutragen, dass unsere Stadtgesellschaft fröhlicher und interessanter zu machen, ist ein wesentliches Motiv. Außerdem macht es einfach Spaß, mit interessanten Menschen zusammen zu sein, die ähnliche oder gleiche Vorstellungen und Werte vertreten. Freiwilliges Engament ist eine Berreicherung für mich und gibt mir das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun."
"Ich habe das Gefühl, sie freuen sich wirklich"
Benedikt Winklhofer unterstützt das Projekt „Altern im Alltag“. Er hilft überall da, wo seine Unterstützung benötigt wird und ergänzt damit den festen freiwilligen Helfer, den ein jeder Senior hat. Viele der Senioren sind gehbehindert und er sorgt dann dafür, dass sie z. B. mit einem Taxi zu einer Veranstaltung fahren können, da es für sie nicht möglich wäre, mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin zu gelangen. Bei allen Veranstaltungen macht er Fotos, die die Senioren dann bei der Weihnachtsfeier erhalten. Die freiwilligen Helfer lädt er im Sommer in seinen Garten zu einem Anerkennungsfest ein.
Was genau machen Sie?
Benedikt Winklhofer: Ich unterstütze das Projekt "Altern im Alltag". Ich helfe überall, wo meine Unterstützung benötigt wird. Wir gehen immer wieder mal zum Essen, die Senioren mit den freiwilligen Helfern. Viele der Senioren können nicht mehr gut gehen und sind auf den Rollator oder einen Ehrenamtlichen angewiesen, der Weg wäre mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu anstrengend und zu weit. Damit die Senioren aber teilnehmen können, rufen die freiwilligen Helfer ein Taxi, wenn sie bei ihnen sind, mit dem sie gefahren werden. Und natürlich wieder nach Hause, und die freiwilligen Helfer begleiten die Senioren bis in die Wohnung. Bei allen Veranstaltungen mache ich Fotos, die die Senioren dann bei der großen Weihnachtsfeier erhalten. Wenn ich die Fotos mache, komme ich mit den Senioren ins Gespräch und bleibe oft länger sitzen. Denn die meisten kennen mich schon seit über 4 Jahren. Ich habe das Gefühl, sie freuen sich wirklich.
Was motiviert Sie, sich zu engagieren?
Benedikt Winklhofer: Zum einen ist es schön zu sehen, wie sehr sich die Senioren freuen, mich wieder zu sehen. Zum anderen haben die Senioren so viel erlebt und so viel zu erzählen. Sie leben richtig auf, wenn sie aus ihrem Leben erzählen können. Und das ist immer spannend.
Gab es ein besonderes Erlebnis, das Sie schildern möchten?
Benedikt Winklhofer: Eine blinde Seniorin erkannte mich immer an meiner Stimme. Als ich nach einer zeitweisen Stimmbandnerv-Lähmung und Logopädie wieder mit der Seniorin zusammentraf, hat sie mich nicht mehr an meiner Stimme erkannt. Für mich hat sich meine Stimme nicht wirklich verändert, aber für die Seniorin anscheinend sehr stark. Ich war überrascht über diese feine Wahrnehmung und was dies für die Seniorin bedeutet.
Was möchten Sie als Botschaft weitergeben?
Benedikt Winklhofer: Es sind eigentlich die kleinen Dinge, die den Senioren Freude bereiten. Sich Zeit nehmen, ihnen zuhören, sie unterstützen, und vieles mehr.
"Man nimmt vieles nicht mehr für selbstverständlich"
Edite Domingos ist Hip-Hop-Tanzlehrerin für Mädchen von 5 bis 18 Jahren. Sie liebt das Tanzen sehr und möchte die Freude daran weitergeben. Durch ihren eigenen Migrationshintergrund kann sie sich in die Probleme der jungen Menschen gut hineinversetzen und ihnen so helfen, ihr Selbstvertrauen stärken. Edite ist mit ganzem Herzen bei ihrem Ehrenamt und lernt dadurch nicht nur viel Neues, sondern nimmt auch vieles nicht mehr so selbstverständlich.
Was genau machen Sie?
Edite Domingos: Meine Aufgabe ist den Mädchen Hip-Hop-Tanzen beizubringen. Gleichzeitig vermittle ich ihnen damit mehr Selbstbewusstsein. Sie lernen durch das Tanzen außerdem, sich selbst zu lieben und zu respektieren. Das Schöne am Tanzen ist, dass man dabei seinen Körper besser verstehen lernt.
Was motiviert Sie, sich zu engagieren?
Edite Domingos: Da ich selbst einen Migrationshintergrund habe, weiß ich mit welchen Problemen die Mädchen zu kämpfen haben. Deshalb möchte ich ihnen dabei helfen, diese Probleme zu lösen oder besser verstehen zu können. Natürlich ist der Spaßfaktor auch ein Grund. Ich liebe es zu tanzen.
Gab es ein besonderes Erlebnis, das Sie schildern möchten?
Edite Domingos: Ich bat meine Mädchen, einige Vorurteile aufzuzählen, um ein kleines Theaterstück auf die Beine zu stellen. Die Kids fragten mich, was Vorurteile seien. Daraufhin zählte ich einige auf wie: Afrikaner essen gerne Chicken, Afghanen sagen immer Machala etc. Die Kids sahen mich verwundert an und meinten: "Edite, das stimmt überhaupt gar nicht. Wer behauptet denn sowas?" Das war ein großartiges Erlebnis, zu sehen, das die Kinder überhaupt nicht so denken wie wir Erwachsenen
Was möchten Sie als Botschaft weitergeben?
Edite Domingos: Es ist super, sich Ehrenamtlich zu engagieren. Man bekommt so viel zurück, wenn man sich einer Sache mit ganzen Herzen widmet. Außerdem lernt man so viele Dinge dazu und nimmt vieles nicht mehr für selbstverständlich.
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