"Ein unglaublicher Skandal"
Baureferat untersagt das Skaten am Georg-Freundorfer-Platz
Konflikte zwischen jungen Skatern und unmittelbaren Anwohnern sind verständlich: Die einen wollen Spaß und Action, die anderen Ruhe und keinen Dauerlärm. Jahrelang gab es deshalb Streit am Georg-Freundorfer-Platz auf der Schwanthalerhöhe. Die Jugendlichen haben nun den Kürzeren gezogen: Das Baureferat untersagte das Skaten auf den asphaltierten Flächen auf der Südseite des Platzes. Vor gut einer Woche ließ die städtische Behörde die Schilder entfernen, auf denen der Freizeitspaß mit Rücksicht auf die Anwohner zu bestimmten Zeiten verboten war: mittags von 12 bis 15 Uhr sowie abends und nachts zwischen 20 und 9 Uhr. „In den vergangenen Jahren wurde der Platz von Kindern und Jugendlichen missbräuchlich zum Skaten umfunktioniert“, sagt Jürgen Marek vom Baureferat. Man habe das Skaten nur geduldet und die Schilder mit den Verbotszeiten aufgestellt, um „die Belästigung für die Anwohner zu minimieren.“ Doch diese Duldung habe nicht geklappt. Die unmittelbaren Nachbarn hätten sich immer wieder über die Ruhestörung beklagt. Wegen dieser Beschwerden sah sich das Baureferat im Sommer 2010 gezwungen, von einem externen Gutachter Lärmmessungen durchführen zu lassen. „Der Gutachter hat erhebliche Überschreitungen der Immissionsrichtwerte festgestellt, und zwar um 14 Dezibel“, berichtet Marek. Aufgrund dieses Gutachtens könnten die Anwohner bei weiterer Duldung des Skatens „nun erfolgreich gegen die Stadt klagen. Wir sind als öffentliche Verwaltung gezwungen zu handeln.“ Die Verbotsschilder hätten im Übrigen nicht den Sinn gehabt, eine Skateanlage zu betreiben – diese sei im planerischen Konzept für den Georg-Freundorfer-Platz auch nie vorgesehen gewesen, betont der Sprecher des Baureferates.
Zudem seien die Jugendlichen mobil. Sie könnten auf die nur 800 Meter entfernte neue Skateanlage bei der Freizeitstätte Feierwerk an der Hansastraße ausweichen, verweist Marek auf diesen Alternativstandort.
Offizielle Anfrage der SPD-Stadträte
Stadträte, Lokalpolitiker und die örtliche SPD verurteilen die restriktive Haltung der Behörde auf das Schärfste. Der Landtagsabgeordnete und Bezirksausschussvorsitzende Ludwig Wörner (SPD) hält das Vorgehen der Stadtverwaltung für „einen unglaublichen Skandal“. Die Behauptung des Baureferates, auf dem Georg-Freundorfer-Platz sei nie eine Skateranlage vorgesehen gewesen, „ist erstunken und erlogen“, entgegnet Wörner. Stadträte hätten damals an dem Ideen-Wettbewerb für den im Jahr 2002 neu gestalteten Platz teilgenommen und bestätigten nun, dass das Skaten damals sehr wohl angedacht gewesen sei, behauptet Wörner.
Mehrere SPD-Stadträte, darunter Ulrike Boesser, Nikolaus Gradl, Haimo Liebich, Andreas Lotte, Christian Müller und Regina Salzmann, haben inzwischen im Rathaus eine offizielle Anfrage gestartet. Sie bitten die Stadtverwaltung um die Beantwortung etlicher Fragen. Unter anderem wollen die Politiker wissen, welche Nutzungen das planerische Konzept derzeit für den Platz vorsieht und warum das Skaten „als missbräuchlich anzusehen ist.“ Die Verwaltung solle ferner mitteilen, auf welcher Grundlage sie das Skaten auf dem Georg-Freundorfer-Platz untersagt habe, fordern die SPD-Stadträte. Die Mitglieder vom SPD-Ortsverein auf der Schwanthalerhöhe untermauern dies: Ihren Informationen zufolge keine gebe es keine rechtliche Grundlage für das nun erteilte Skateverbot auf dem Platz. „Das ist nicht in unserem Sinne. Die Irritationen bei den Betroffenen verstehen wir sehr gut“, ergänzt Andreas Lotte, SPD-Stadtrat aus der Schwanthalerhöhe.
Auch im Stadtteil selbst sind die Genossen sauer auf die Verwaltung. Die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe und der örtliche SPD-Ortsverein stellen eins klar: „Lärm von spielenden Kindern und Jugendlichen darf nicht unterbunden werden.“ Es sei einfach Fakt, dass der Georg-Freundorfer-Platz auf dessen Südseite eine asphaltierte Fläche zum Skaten und Rollschuhlaufen biete.
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