Zeit für eine Zwischenbilanz
Bernhard Slawinski blickt auf eine bewegte Hinrunde mit „Fairplay München“ zurück
Pünktlich zu Beginn der Hinrunde 2013 startete der Bayerische Fußball-Verband (BFV) zusammen mit den Münchner Wochenanzeigern offiziell das Projekt „Fairplay München“. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, den durch negative Berichterstattung in Verruf geratenen Amateurfußball gerecht darzustellen, präventiv gegen Gewalt auf Fußballplätzen vorzugehen und den Ballsport für Kinder, Jugendliche und Familien wieder attraktiv zu machen. Nun ist die Hinrunde vorbei und die Mannschaften gehen in die Winterpause. Zeit, ein erstes Resümee für „Fairplay München“ zu ziehen.
Mit Blick hinter die Kulissen
Wenn die Berichterstattung im Rahmen der Initiative eines nicht ist, dann ergebnisorientiert. Natürlich ist die Tabellenposition den Vereinsvorständen, Trainern, Mannschaften und Zuschauern nicht gleichgültig. Natürlich sollten auch die Erfolge eines Vereins in den lokalen Medien Erwähnung finden. Aber wichtiger als Tabellen, Punkte und detaillierte Spielberichte erschien „Fairplay München“ der Blick hinter die Kulissen. Es gibt eine ganze Menge Leute, die sich mit Herz und Eifer für den Münchner Amateurfußball einsetzen, die in ihrer Freizeit organisieren, für reibungslose Abläufe sorgen, Mitglieder betreuen und alles tun, um den Fußball für alle lebens- und liebenswert zu machen. Über genau diese Ehrenamtlichen wurde in den vergangenen Monaten berichtet und alle waren sehr bescheiden, wenn es um ihr Engagement und das Investieren von Zeit ging.
Auch Bernhard Slawinski, BFV-Funktionär und Leiter der Intitative „Fairplay München“, misst den zeitlichen Aufwand nicht in Minuten oder Stunden: „Das Wort 'investieren' gefällt mir nicht. Ich habe die Möglichkeit, etwas positiv zu verändern und da sollte man nicht auf die Zeit schauen.“ Doch er gibt zu: „Sicherlich ist es nun zum Ende der Vorrunde so, dass ich gestehen muss, dass ich mich etwas Müde fühle.“ Dennoch bereue er keine Minute, die er mit dem Projekt verbracht habe, betont der 46-Jährige.
Trend beobachtbar
Sicherlich ist es nach wenigen Monaten noch schwer zu sagen, ob bereits Veränderungen in der öffentlichen Wahrnehmung des Amateurfußballs oder in der Spielweise der Fußballer eingetreten sind und ob sich nun mehr Menschen für den Amateursport interessieren. Doch ein Trend lässt sich durchaus beobachten: „Vor allem in den letzten Wochen wurde ich von sehr vielen Leuten auf die Initiative angesprochen“, freut sich Slawinski. „Besonders toll fand ich es, dass sich plötzlich Leute bei mir gemeldet haben, die anfangen, Vertrauen in unser Projekt zu gewinnen und auf Tatsachen aufmerksam machen, die wir noch nicht im Fokus hatten.“
Auch die Anzahl der ehrenamtlichen Helfer und der Schiedsrichterinteressenten sei gestiegen: „Am Anfang des Jahres hatten wir 10 Spielbeobachter. Nun sind es fast 50! Und entgegen negativer Vorhersagen haben wir auch wieder Zugänge an Schiedsrichtern zu vermelden.“ Der BFV-Funktionär schließt daraus: „Das Projekt Fairplay existiert ausschließlich aus ehrenamtlichen Helfern und zeigt, dass es nicht unmöglich ist, Leute für eine gute Sache zu begeistern.“
Was die Zahl der Sportgerichtsfälle betrifft, sei zumindest der dramatische Anstieg in den letzten Jahren eingedämmt und eine Stagnation erreicht worden. Obwohl dies bereits ein Fortschritt ist, findet sich der ehrgeizige BFV-Funktionär nur schwer damit ab: „Wenn ich ehrlich bin, waren meine Ziele höher gesteckt.“ Frotzeleien gebe es nach wie vor. Nach monatelangen Beobachtungen von Amateurspielen gelten laut Slawinski Provokationen und Überreaktionen als Hauptgrund für Krawalle; ein Konzept zur Prävention werde aktuell erarbeitet: „Unter anderem werden wir unsere Schiedsrichter intensiv schulen, um auf diese Thematik frühzeitig aufmerksam zu machen. Entscheidend ist, dass wir auf den positiven Erlebnissen aufbauen.“
Viele kleine Erfolge
Schöne Erfahrungen hatte Bernhard Slawinski in der Hinrunde zuhauf, so dass er sich nicht auf ein bestimmtes Erlebnis festlegen möchte. Sehr zufrieden war er mit den „Spielen der Woche“, bei denen sich die Vereine ins Zeug legten, um für die Spieler und Zuschauer eine entspannte und unterhaltsame Atmosphäre mit Rahmenprogramm zu schaffen. Bereits bei den Vorgesprächen konnte zwischen rivalisierenden oder gar verfeindeten Mannschaften eine Annäherung geschaffen werden. „Es war einfach nur toll zu sehen, mit welchem Engagement und mit welch enormer Eigeninitiative sich die Vereine darauf vorbereitet haben“, so der Funktionär. Die Belohnung für diese Bemühungen waren bis zu 450 Zuschauer, die mit enthusiastischem Jubel für eine gute Stimmung sorgten.
Für die Rückrunde sind bezüglich des „Spiels der Woche“ ein paar Umstrukturierungen geplant, wie Slawinski erklärt: „Die Organisation und Durchführung wird Christos Sofis von der TSG Pasing übernehmen. Somit habe ich Zeit, die Vorbesprechungen mit den Vereinsvertretern zu organisieren. Genau hier liegt einer der Schwerpunkte für 2014: Die Vereine müssen mehr eingebunden werden! Unsere Vereinsvertreter sind die Basis und können mithelfen, unseren Fußball gemeinsam weiterzuentwickeln.“ So hofft der Funktionär, dass künftig weiterhin Vereine Vertrauen zu dem Projekt entwickeln, auf ihn zukommen und „Fairplay München“ aktiv unterstützen werden.
Im kommenden Jahr möchte sich der BFV-Funktionär zudem für mehr Sportanlagen in München einsetzen und betont die Wichtigkeit einer raschen Umsetzung der Forderungen: „München benötigt noch mindestens fünf Bezirkssportanlagen. Der Fußball in München leistet ein hohes Maß an Integrations- und Sozialarbeit.“ Bereits heute sei es aus Platzgründen vielen Vereinen nicht mehr möglich, neue Sportler und vor allem Jugendliche aufzunehmen. „Wenn die Politik nicht erkennt, dass wir so schnell wie möglich Sportflächen schaffen müssen, wird uns die Grundlage für eine erfolgreiche Weiterentwicklung genommen!“
„Stolz auf alle Helfer“
War der Fairplay-Leiter am Anfang der Saison noch größtenteils auf sich allein gestellt, so hat er nun ein fleißiges Team um sich herum, worauf er sehr stolz ist: „Ich danke allen Spielbeobachtern und ehrenamtlichen Helfern, die sich in ihrer Freizeit bei Wind und Wetter auf unsere Fußballplätze gestellt haben und bin sehr froh, dass ich in den letzten Monaten so viele außergewöhnlich Menschen kennenlernen durfte.“
Mit großer Dankbarkeit wendet sich Bernhard Slawinski an seine Partnerin Manuela Werner, die ihm stets zur Seite stand: „Sie hat mich nicht nur jedes Wochenende beim 'Spiel der Woche' unterstützt, sondern auch mit einer Engelsgeduld ertragen, dass ich teilweise fünf Abende die Woche für Fairplay aktiv war. Würde sie nicht mitspielen, könnte ich diese Energie und die Zeit für den Münchner Fußball nicht aufbringen.“ Lachend fügt er hinzu: „Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass ihr das Projekt richtig Spaß macht.“ Für das Bereitstellen ihrer professionellen Fußballfotos bedanken sich auch die Münchner Wochenanzeiger herzlich bei Manuela Werner.
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