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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Wieder ins Leben finden
Die Initiative krebskranke Kinder hilft trauernden Familien
Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn das eigene Kind stirbt, heißt es. Doch auch Geschwisterkinder leiden in besonderer Weise, denn durch den Tod verlieren sie nicht nur ihre Geschwister, sondern gefühlt oft auch die Eltern. Die Initiative krebskranke Kinder München bietet mit ihrer Nachsorgestelle KONA Hilfen an. (Foto: Initiative krebskranke Kinder München)
Am 13. Dezember ist Weltgedenktag für verstorbene Kinder. Viele betroffene Familien werden diesen Tag im Erinnern begehen. Darunter sind etliche, deren Kind an einer Krebserkrankung starb. Denn trotz großer medizinischer Fortschritte in den letzten Jahren sterben immer noch rund 20 Prozent der an Krebs erkrankten Kinder. Wenn ein Kind stirbt, hinterlässt das eine klaffende Wunde für die ganze Familie. Nichts ist mehr wie zuvor. Die Initiative krebskranke Kinder München e.V. bietet seit 2003 mit KONA (Koordinierte Nachsorge) Familien mit an krebserkrankten Kindern eine psychosoziale Begleitung an. Mit verschiedenen Angeboten hilft die Nachsorgestelle den Trauernden dabei, eine neue Lebensperspektive zu erkennen und wieder ins Leben zu finden. Mit Corona, wo Abstand statt Nähe geboten ist, wird jedoch die Trauerbegleitung schwierig, weiß Sozialpädagogin Ulla Baier-Schröder: „Das Abschiednehmen in Zeiten von Corona ist schwer, eine Beerdigung ohne Berührung, ohne Beileidwünsche, danach kein Zusammensitzen und Erzählen von dem Toten, weil alle Gaststätten zu sind.“
„Was kann Kraft geben“
Trauern ist individuell verschieden. Die Trauer kennt kein einheitliches Tempo und keine homogene Sprache. „Ich versuche einen Raum zu schaffen, in dem über den Schmerz, die Wut, die Ohnmacht, die Angst gesprochen werden kann“, sagt Ulla Baier-Schröder. „Immer wieder versuche ich aber auch hinzuführen, zu dem Gefühl der inneren Verbundenheit und Liebe.“ Einen Platz finden und schaffen, wo Trauer sein kann. Die Sozialpädagogin steht auch bei, wenn der Tod eines Kindes neue Fragestellungen aufwirft: Paare können sich trennen, weil jeder anders mit der Trauer umgeht. Manche möchten sich beruflich neu orientieren, weil sie keinen Sinn mehr in ihrem alten Beruf sehen. Manche beginnen ganz eigene Projekte. „Zusammen mache ich mich mit dem Menschen auf den Weg, um herauszufinden, was ihm Kraft geben kann, weiterzuleben“, so Ulla Baier-Schröder. Besonders leiden Geschwisterkinder, die sogenannten Schattenkinder: „Sie verlieren durch den Tod nicht nur ihr Geschwister, sondern emotional oft auch die Eltern.“ Wichtiger Bestandteil der Trauerbegleitung bei KONA sind daher auch Angebote für die hinterbliebenen Geschwister. Gespräch, auch der Austausch der Betroffenen untereinander, Gruppenangebote und Treffen, aber auch Haus- und Grabbesuche werden angeboten. Mit Corona ist all das nun schwierig geworden.
Einzelgespräche möglich
Dort, wo sonst eine Berührung oder eine Umarmung Trost spendet, steht nun Distanz. „Das ist persönlich für mich sehr schwer geworden, eine Mutter weint und ich sitze mit Mundschutz und Sicherheitsabstand daneben. Darf sie nicht in den Arm nehmen“, so Sozialpädagogin Ulla Baier-Schröder. Und auch Gruppentreffen per Videoschalte zu veranstalten, sei kein Äquivalent zum persönlichen Gespräch: „Es braucht die Schwingungen zwischen den Zeilen“, sagt Ulla Baier-Schröder. „Das gemeinsame Weinen, aber dann auch wieder das gemeinsame Lachen.“ Und doch leistet KONA auch aktuell Beistand und tatkräftige Hilfe, berät in Einzelgesprächen (mit Mundschutz und Zimmerlüftung) oder auch telefonisch.
Für wen ist KONA offen
Neben der Begleitung trauernder Familienangehöriger bietet die psychosoziale Nachsorgestelle auch viele andere Projekte an. Sowohl an Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene, die als Kind an Krebs erkrankt waren sowie Familienangehörige und Personen aus dem Umfeld krebskranker Kindern sind willkommen sich an KONA zu wenden. Finanziert wird die Nachsorgestelle durch Spenden bzw. die Initiative krebskranke Kinder München.
Wer mehr über die Initiative erfahren möchte, findet Infos im Netz sowie unter Tel. (089) 9545 92480.
Spenden sind willkommen unter dem Spendenkonto:
Initiative krebskranke Kinder München e.V.
HypoVereinsbank München
IBAN: DE 83 700 202 700 002 440 040
BIC: HYVEDEMMXXX
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