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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Ratten sind die Müllabfuhr der Natur"
Tierschutzverein München gibt Tipps zur Vorbeugung
Immer wieder kommt es vor, dass Münchner Bürger über Ratten klagen. Auf der letzten Bürgerversammlung in Aubing zum Beispiel gab es den Hinweis auf ein Rattenproblem bei den Müllcontainern in der Ehrenbürgstraße und auch beim schon lange leerstehenden Gebäude in der Schwanthalerstraße 119, dem sogenannten Döner-Haus, wird immer wieder darauf hingewiesen, dass dort Ratten Unterschlupf gefunden haben.
Schlechter Ruf
Zwar sind die scheuen Nager selten zu sehen, doch allein der Gedanke, dass sich Ratten in der näheren Umgebung eingenistet haben könnten, löst bei vielen Menschen Ekelgefühle aus. Mit ihnen bzw. den von ihnen eingeschleppten Parasiten wie dem Rattenfloh verbindet man Krankheiten wie die Pest, die im Mittelalter ganze Landstriche entvölkerte. Auch wenn heute klar ist, dass es vor allem die unhygienischen Lebenumstände der damaligen Menschen waren, die zum Grassieren der Krankheit führte, so bleibt die Ratte dennoch ein Lebewesen, das mit einem sehr negativen Image behaftet ist.
Dabei haben auch Ratten im Kreislauf der Natur ihren durchaus wichtigen und berechtigten Platz. "Ratten sind die Müllabfuhr der Natur. Ohne sie müssten alleine die Fliegen oder besser gesagt deren Maden die Beseitigung von Essensresten übernehmen", erläutert die Sprecherin des Tierschutzvereins München, Judith Brettmeister. "Das Ergebnis wären schreckliche Fliegenplagen."
Ohne Futterquellen keine Ratten
Will man einem Rattenbefall vorbeugen oder die Allesfresser, die sich bei günstigen Bedingungen sehr schnell vermehren, loswerden, so empfiehlt sich vor allem ein sorgsamer Umgang mit Nahrungsmitteln. "Wenn die Tiere keine Futterquellen vorfinden, so werden sie sich gar nicht erst ansiedeln oder falls sie schon da sind, wieder abwandern", erklärt die Tierschützerin und fügt hinzu: "Wer einen Kompost hat, der sollte darauf auf keinen Fall Fleisch, altes Brot oder andere Essensreste entsorgen. Übrig gebliebene Speisen sollten auch nicht in den Ausguss oder in die Toilette geworfen werden. Mülltonnen sollten stets geschlossen werden und am besten auf einem festen, ebenen Untergrund stehen. Bei Futtermitteln für Tiere ist darauf zu achten, dass sie in geschlossenen und dichten Behältern gelagert werden. Futtermittelreste, z.B. von Kaninchen oder Vögeln sollten immer aufgekehrt und die Futterstellen regelmäßig gereinigt werden. Damit Ratten, die Meister darin sind, sich auch durch enge Zwischenräume zu zwängen, nicht in die Tiergehege von Haustieren gelangen können, sollten diese aus einem sehr engmaschigen Gitter mit Bodensicherung bestehen.
Kein Gift verwenden
Dort wo Essen einfach mal ins nächste Gebüsch geworfen wird, können schnell Ratten auftauchen. Vermehrt treten sie deshalb in Parkanlagen und Schulhöfen auf. "Erwachsene sollten ein Vorbild sein und auch ihre Kinder dazu erziehen, Essensreste nicht einfach in die Landschaft zu schmeißen", betont Judith Brettmeister.
Lebend- und Totschlagfallen sowie Rattengift sind für die Sprecherin des Tierschutzvereins keine geeigneten Mittel zur Rattenbekämpfung – zum einen weil sie ungewollt auch für andere Tierarten zur Gefahr werden können, zum anderen aber auch weil sie für die Nagetiere Qual und einen langen Todeskampf bedeuten können. "Beim Einsatz von Gift verblutet das Lebewesen langsam innerlich. Dieser Tod ist noch dazu total sinnlos, denn ein freier Futterplatz wird ganz schnell neu besetzt, wenn sich die Lebensumstände der Tiere nicht ändern."
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