Ökostrom und Isar 2
25 Jahre nach Tschernobyl –.der schnelle Ausstieg dauert wohl
Am 26. April jährte sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum 25. Mal – ein Datum, zu dem natürlich auch Politiker einiges zu sagen hatten Oberbürgermeister Christian Ude erinnert sich in der Rathausumschau vom Dienstag an den Schock, den der Supergau in Bayern und in der ganzen Welt ausgelöst hatte. „Freigesetzte Stoffe wie Plutonium, Uran oder Cäsium-137, die Besorgnis um kontaminierte Nahrungsmittel und nicht zuletzt unzureichende Informationen haben auch die Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt verunsichert", so Ude. Die Landeshauptstadt habe unmittelbar gehandelt, den Sand auf Kinderspielplätzen ausgetauscht und Lebensmittel wie Pilze oder Wildfleisch auf ihre Strahlenbelastung geprüft.
„Selten habe ich zudem ein so großes Bürgerschaftliches Engagement beobachtet, das bis heute anhält, nachwirkt und spätestens seit der unsäglichen Laufzeitverlängerung der Bundesregierung eine noch deutlichere Unterstützung erfährt", sagt Ude und nennt exemplarisch die Initiative „Mütter gegen Atomkraft" sowie die regelmäßig organisierten Mahnwachen und Protestaktionen.
Verantwortbare Energiepolitik etablieren
„Die täglichen Hiobsbotschaften aus Japan wirken wie ein Déjà-vu. Offenbar hat es dieser weiteren Reaktor-Havarie bedurft, um auch Atomkraftbefürwortern die Augen zu öffnen", erklärt Ude weiter und betont, dass sich München klare Ziele gesetzt habe: Bis 2025 sollen die Stadtwerke München GmbH (SWM) so viel Ökostrom in eigenen Anlagen erzeugen, dass sie damit den Verbrauch ganz Münchens, das sind immerhin rund 7,5 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr, decken könnten. Um eine verantwortbare Energiepolitik zu etablieren, investiert die Landeshauptstadt über die SWM rund neun Milliarden Euro. Zugleich will sich der OB laut Rathausumschau dafür einsetzen, dass die Bundesregierung zu dem seinerzeit von der rot-grünen Koalition im gesellschaftlichen Konsens vereinbarten Atomausstieg zurückkehrt. Umso mehr kritisiere er ldie von der Bundesregierung beschlossene Laufzeitverlängerungen. „Das einzig Richtige ist, die AKWs so schnell wie möglich vom Netz zu nehmen... Aber es sieht so aus, als könne nicht einmal eine Katastrophe in einer Industrienation wie Japan der Bundesregierung einen Schub geben."
Dem Fraktionsvize der Rathaus-CSU, Hans Podiuk, stießen einige dieser Aussagen wohl auf und er monierte: "'Den Splitter, der im Auge deines Bruders ist, den siehst du; aber den Balken, der in deinem Auge ist, den siehst du nicht.' Genau das muss sich der Oberbürgermeister bei seiner Atomausstiegsforderung vorhalten lassen. Schließlich hält die Landeshauptstadt als Alleingesellschafterin der Stadtwerke und OB Ude als deren Aufsichtsratsvorsitzender seit Jahrzehnten nach wie vor 25 Prozent am Atomkraftwerk Isar 2. Wer an der Atomkraft gut verdient, sollte bei der Forderung nach dem Ausstieg Vorsicht walten lassen – oder aber seinen markigen Worten auch konkrete Taten folgen lassen."
In Bayern anfangen
Konkrete Taten fordern weiterhin auch die Grünen in Bayern. Am gestrigen Dienstag haben sie in München eine Anti-Atom-Aktion veranstaltet: Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende der Bayerischen Grünen im Landtag und Theresa Schopper, Landesvorsitzende der Grünen in Bayern haben zusammen mit dem Kreisverband München und der Grünen Jugend München in der Bayerstraße Plakate geklebt und mit gelben Atomfässern in Schutzanzügen auf die Risikotechnologie aufmerksam gemacht. "Wir müssen schnellstmöglich aus der Atomkraft aussteigen und bei uns in Bayern damit anfangen!", betont Katharina Schulze, Vorsitzende der Münchner Grünen, und Nikolaus Hoenning, ebenfalls Vorsitzender der Münchner Grünen, ergänzt: „Fukushima ist auf der internationalen Bewertungsskala für Atomunfälle mit Tschernobyl gleich gesetzt worden. Es ist nun endgültig an der Zeit zu handeln. Isar 1 muss dauerhaft stillgelegt werden und auch die vier weiteren AKWs in Bayern müssen so schnell wie möglich vom Netz."
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