Note 5 für Ganztagsgrundschule
Geld, Räume und Konzepte fehlen: KJR beendet Kooperation
Der Kreisjugendring München-Stadt (KJR) beendet nach zwei Jahren zum Schuljahresende die Zusammenarbeit mit der Grundschule an der Helmholtzstraße bei der Gebundenen Ganztagsschule.
Rahmenbedingungen mangelhaft
Seit September 2012 hat das Spielhaus Sophienstraße, das im Arnulfpark auch ein Mobilprojekt für Kinder und Teenager durchführt, im Rahmen des Förderprogramms des Freistaats Bayern mit der Grundschule zusammengearbeitet.
„Obwohl es gerade an dieser Schule durch die hohe Kooperationsbereitschaft und konzeptionelle Offenheit der Rektorin und des Kollegiums ideale Voraussetzungen für eine Kooperation gibt, waren letztlich die grundsätzlichen Defizite an der Struktur und der finanziellen Ausstattung die Gründe für den Ausstieg“, erklärt Tom Rausch, Vorsitzender des KJR. „Wir haben uns in dem Zusammenhang intensiv mit der Ganztagsbildung für Grundschulkinder befasst und müssen leider feststellen, dass die Rahmenbedingungen mangelhaft sind.“
Kritik am "Wildwuchs"
Der KJR hat deshalb ein Positionspapier zur Ganztagsbildung von Grundschulkindern veröffentlicht. „Für Kinder und Eltern ist - unter den derzeitigen Bedingungen - das klassische Angebot von Halbtagsschule und Hort die bessere Alternative“, empfiehlt der KJR-Vorsitzende. Der KJR schließt sich auch der Forderung des Bayerischen Städtetags an, der kürzlich den „Wildwuchs“ unterschiedlicher Ganztags- und Betreuungsangebote heftig kritisiert und einen „Ganztagsgipfel“ gefordert hat, bei dem Freistaat und Kommunen gemeinsam an der Verbesserung der Situation arbeiten sollen.
Zu wenig Geld
Der KJR kritisiert in seinem Positionspapier u.a. die nicht ausreichende Finanzierung von Ganztagesklassen, in denen externe Partner Bildungsangebote auf die Beine stellen. Für die Kinder bedeutet diese Verteilung faktisch mehr „Schulbildung“ (mehr Lehrkräfte) und weniger „Freizeitbildung“. Mit der verfügbaren finanziellen Ausstattung könne ein externer Kooperationspartner keine professionelle, dauerhafte Beziehungsarbeit leisten, weil gut ausgebildetes pädagogisches Fachpersonal mit dieser geringen Summe nicht (langfristig) eingestellt werden könne.
Zu wenig Räume
Viele Grundschulen sind in den Augen des KJR für den Ganztag räumlich weder quantitativ noch qualitativ ausgestattet. Es gibt häufig neben den Unterrichtsräumen keine weiteren Räume, die von Kindern selbst gestaltet und für freies Spiel (z.B. mit Spielmaterial, Geräten oder Rückzugsecken) ausgestattet sind. Kein Kind sollte den Ganztag im Klassenzimmer verbringen! Die kulturellen und gesundheitlichen Aspekte des gemeinsamen Essens rücken in den Hintergrund, weil die Zuständigkeit dafür zwischen Freistaat und Kommunen hin und her geschoben wird.
Zu wenig Entlastung
Auch werden die Eltern nicht ausreichend zeitlich entlastet: Die Ganztagsschule endet Montag bis Donnerstag zwischen 15.30 und 16 Uhr und am Freitag um die Mittagszeit. In den Ferien gibt es kein Angebot. Berufstätigkeit und Kinderbetreuung seien damit schlecht vereinbar.
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