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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Mehr Unterstützung der Ehrenamtlichen"
Fachbeirat Bürgerschaftliches Engagement fordert aktive Informationspolitik
Der Fachbeirat Bürgerschaftliches Engagement der Landeshauptstadt München plädiert für eine Unterstützung des Ehrenamtes und eine aktive Informationspolitik zu „was jetzt wieder möglich ist“.
Selbst in Gefahr begeben
München erlebt seit Beginn der Corona-Pandemie eine große Hilfsbereitschaft. Bürger helfen spontan in ihrer Nachbarschaft, erledigen kleinere Besorgungen, holen Medikamente ab, kochen für Angehörige systemrelevanter Berufe oder geben dringende Post auf. Musiker spenden unentgeltliche Hofkonzerte in Seniorenheimen und neue Telefonfreundschaften entstehen über Anrufe bei Menschen, die isoliert sind. Die Freiwillige Feuerwehr und das Technische Hilfswerk sorgen dafür, dass Schutzkleidung und Mundschutz an Ort und Stelle sind und haben sich in den Testzentren selbst in Gefahr begeben.
Trotz dieser spontanen und organisierten Hilfe würden Ehrenamtliche aber nach wie vor vom Engagement ausgeschlossen, das sie bis vor kurzem mit Herzblut und viel Einsatz erbracht hätten und das sie unbedingt wieder aufnehmen wollten. Denn sie wüssten um die alten Menschen, die vereinsamen, sie wüssten um Schüler, denen jetzt dringend weiter bei den Hausaufgaben und beim Deutschlernen geholfen werden müsste und sie wüssten um die Not von Geflüchteten in Asylunterkünften, die ohne ihre Unterstützung in der immer noch für sie fremden Umgebung den Mut verlieren. "Besuche sind zwar vereinzelt möglich, aber die sonst übliche Hilfe in Gruppen kann nicht durchgeführt werden", heißt es vom Fachbeirat.
"Nicht Abstand zum Menschen halten"
"Ehrenamtliche wollen sich nicht damit abfinden, dass soziale Distanz das ,neue Normal' wird. Sie werden und wollen Abstand zum Virus, aber nicht Abstand zum Menschen halten. Außerdem empfinden sie ihre Tätigkeit als Bereicherung für ihr persönliches Leben und freuen sich, wenn sie ihr Wissen und ihren Erfahrungsschatz dadurch erweitern. Was in den bisherigen Lockerungsbestimmungen übersehen wird: Ein Ehrenamt wird oft in einer Qualität erbracht, die professionellem Handeln gleichkommt, aber es erfährt nicht die gleiche Wertschätzung wie berufliche Tätigkeiten", teilt der Fachbeirat weiter mit. "Systemrelevanz" werde allein bestimmten Arbeitsfeldern zugesprochen, das Ehrenamt bleibe in seiner Bedeutung für den solidarischen Zusammenhalt der Gesellschaft außen vor. Deshalb fordert der Fachbeirat, dass vonseiten der Kommune und des Landes aktiv veröffentlicht wird, welche ehrenamtlichen Tätigkeiten im Rahmen der bestehenden Infektionsschutzvorschriften wieder möglich sind.
"Mehr Kommunikation"
"Nicht weniger sondern mehr Kommunikation ist in Krisenzeiten wichtig, um Unsicherheit zu reduzieren", so der Fachbeirat. Auf den Internetseiten des Bayerischen Innenministeriums unter www.stmi.bayern.de wird bisher nur das Ehrenamt im Sport thematisiert, was der Fachbeirat als viel zu begrenzt ansieht. Dringend erforderlich sei es auch, in Zukunft in die Krisenpläne und -stäbe der Landeshauptstadt den Aspekt der Spontanhilfe aufzunehmen, damit von Beginn an ein positives Zusammenwirken mit dem Katastrophenschutz geschehen könne. Die Aufforderung, möglichst zuhause zu bleiben und Distanz zu wahren, werde noch lange anhalten und Gruppentreffen würden in absehbarer Zeit noch problematisch sein. In dieser Situation seien digitale Wege nützlich, aber erst jetzt werde ersichtlich, wie sehr auch das Ehrenamt auf digitale Zugänge, Arbeitsformate und Lernräume angewiesen sei. Deshalb fordert der Beirat den Ausbau der digitalen Medien und die Unterstützung der Ehrenamtlichen bei deren Nutzung.
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