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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
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Fälle von Animal Hoarding häufen sich: Was Tierfreunde tun können
Anfang Juli erschütterte ein schwerer Fall von Animal Hoarding die Mitarbeiter des Tierschutzvereins München. "Bei einer Wohnungsräumung kamen 314 Wellensittiche, zwei Katzen und zwei Kaninchen in unser Tierheim", berichtet Vereinssprecherin Judith Brettmeister. "Die Ziervögel wurden allesamt in einem einzigen Zimmer einer Messiewohnung gehalten, in der sich der Müll bis unter die Decke gestapelt hatte. So konnten sich die Vögel, die gerne in Nischen brüten, ungehindert vermehren."
Für die Tierschutzinspektoren Brigitte Mitterhuber und Stefan Heinrich war die Beschlagnahmung der Sittiche Schwerstarbeit – auch psychisch, denn überall lagen auch "tote und schon halb verweste Vögel" herum. "Bei über 40 Grad Hitze und einem unerträglichen Gestank kletterten die Inspektoren über zahlreiche Müllberge, um die Wellensittiche, die in allen Standardfarben und Farbmischungen vertreten waren, einzufangen", lautet der Wortlaut der Einsatz-Beschreibung. Ein Unterfangen, das volle drei Tage dauerte und damit noch lange nicht vorbei war, denn "Jungtiere, die von den Eltern nicht mehr angenommen wurden, mussten von unseren Tierpflegern mit der Hand aufgezogen werden", heißt es im Bericht weiter.
"Recht untypischer Artikel"
Das bloße Lesen solcher Vorfälle mag Tierliebhaber erschüttern, für die Mitarbeiter des Münchner Tierheims ist dies frustrierender Alltag. Sie haben täglich mit tierischen "Sozialfällen", verwahrlosten Geschöpfen, uneinsichtigen oder gar gewaltbereiten Besitzern und harten Fällen von Tierquälerei zu tun.
Derlei negative Erlebnisse, die sich in den vergangenen Jahren in München häufen, haben Tierheimleitung Dr. Sandra Giltner dazu veranlasst, in der Mitgliederzeitschrift "Tierisches München" (Ausgabe 3/2017, Seite 8f) einen "recht untypischen Artikel" zu verfassen. Ihre Worte öffnen den Lesern das Herz und die Augen; sie verdeutlicht, mit welch großer Leidenschaft die Mitarbeiter des Münchner Tierheims ihre tägliche Arbeit verrichten und ruft jeden einzelnen dazu auf, durch Aufmerksamkeit und Achtsamkeit am Tierschutz mitzuwirken – sei es durch simple Nachbarschaftshilfe oder das konsequente Melden von Tierquälerei. "Die Tierschutzinspektoren sind Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr sowie von 13 bis 16.30 Uhr unter Tel. (089) 92100021 erreichbar. Wir nehmen auch anonyme Meldungen ernst", versichert Judith Brettmeister. "Sie können uns unter inspektoren@tierschutzverein-muenchen.de auch eine E-Mail senden."
Frei zur Vermittlung
Inzwischen sind alle beschlagnahmten Wellensittiche wohlauf, die ersten haben bereits ein neues Zuhause gefunden. "Den restlichen Tieren geht es bei uns entsprechend gut", versichert Judith Brettmeister. "Seit Anfang des Monats sind die Ziervögel zur Vermittlung freigegen und wir suchen weiterhin interessierte Menschen, die gerne zwei oder eine Gruppe bei sich aufnehmen wollen."
Dass die bunten Vögel nur mindestens paarweise abgegeben werden, hat damit zu tun, dass es sich um äußerst gesellige Tiere handelt. "Viele weitere nützliche und informative Tipps rund um die artgerechte Unterbringung, Ausstattung, Ernährung und Pflege gibt es auf der Internetseite www.sittiche.de und natürlich helfen bei Fragen auch unsere Pfleger jederzeit gerne weiter. Wer sich für die Wellis interessiert, kann sich unter der Tel. (089) 92100052 gerne bei uns im Kleintierhaus melden."
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