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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Gräber als Gesellenstücke
Abschlussprüfung fünf junger Friedhofsgärtner auf dem Westfriedhof
Gärtner ist nicht gleich Gärtner – der Friedhofsgartenbau ist eine von sieben gärtnerischen Fachrichtungen. Fünf Auszubildende aus München, Fürstenfeldbruck und Augsburg haben vor gut zwei Wochen auf dem Westfriedhof ihre praktische Abschlussprüfung abgelegt. Noch bis Anfang August können die Friedhofsbesucher die bepflanzten Prüfungsgräber besichtigen und abstimmen, welches Grab ihnen am besten gefällt. Die Prüfungsgräber befinden sich gleich am Eingang Baldurstraße, Ecke Sadelerstraße.
Planen und gliedern
Nachdem die Grabgestaltung auch immer im Einklang mit Form und Farbe des Grabsteins entwickelt werden muss, wurde bereits im Vorfeld ausgelost, wer welches Grab mit dem dazugehörigen Grabdenkmal gestalten wird. Bei der praktischen Prüfung mussten die angehenden Friedhofsgärtner dann zuerst die Grabfläche ausmessen und einen fachgerechten Grabhügel anlegen. Dann galt es bei der Bepflanzung folgende Punkte in Einklang zu bringen: Gliederung der Fläche (Bodendecker, Rahmenbepflanzung, Wechselbepflanzung), Gestaltung des Raumes, Abstimmung der Farben, Auswahl der Pflanzen nach Strukturform, Standortansprüchen, Wüchsigkeit, vertretbarem Pflegeaufwand und örtlicher Tradition. Und schließlich wurde die fachgerechte Ausführung geprüft. Weitere Aufgabe der Prüflinge war es, eine Schale zu bepflanzen.
Fachwissen und Einfühlungsvermögen
Die Spezialisierung der Gärtnerausbildung auf Grabgestaltung und -bepflanzung gibt es in Bayern schon seit den 1950er Jahren. Bei Friedhofsgärtnern geht es nicht nur um die Vermehrung und Produktion der Blumen und Pflanzen, sondern vor allem auch um die richtige Verwendung. Dafür ist ein besonderes Fachwissen über Pflanzeneigenschaften, Standortbedingungen, Gestaltungskriterien und die erforderlichen Pflegemaßnahmen notwendig – Gräber sind Miniaturgärten. Auch der Bereich der Trauerfloristik gehört zur Ausbildung. In der Beratung ist ein besonderes Einfühlungsvermögen nötig, um auf die Bedürfnisse der Kunden in der Ausnahmesituation der Trauer richtig eingehen zu können.
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