Fünf junge Musiker begeistern ihr Publikum
Stürmische Mondscheinsonate: Bewegendes Konzert der Christian Benning Percussion Group im Brunnenhof der Münchener Residenz
Die Brunnenhof-Saison war pandemiebedingt in diesem Jahr eine sehr kurze. Umso bemerkenswerter stellte die kurzfristig ins Leben gerufene „OpenAir-Musikbühne München“ mit insgesamt 34 Konzerten eine großartige Möglichkeit für freischaffende Münchener Künstler und Ensembles dar, die jeweils ein rund 60-minütiges Programm ohne Pause darboten. Unter den Hygiene- und Abstandsregelungen war pro Konzert Platz für knapp 400 Konzertbesucher. Den Abschluss dieser Freiluft-Konzertreihe gestaltete die Christian Benning Percussion Group - ein junges und hochtalentiertes, fünfköpfiges Gespann aus völlig unterschiedlichen künstlerischen Charakteren, welche ein homogenes und fantastisches Schlagzeug-Quintett bilden. Angeführt von dem inzwischen längst auch international erfolgreichen Multipercussion-Youngsters Christian Benning, der im Frühjahr noch seine Solo-Debüts im Grazer Musikverein, im Bonner Beethoven-Haus und in New York City feierte, hätte das Ensemble bereits am 30. Juni diesen Jahres im Brunnenhof konzertieren sollen, was jedoch aufgrund von Corona auf das kommende Jahr (26. Juni 2021) verlegt werden musste.
Nach neun Monaten wieder vor Publikum
Neun Monate vor dem Konzert Anfang Oktober stand die Gruppe mit den vier weiteren exzellenten Schlagwerkern Felix Kolb, Marcel Morikawa, Godwin Schmid und Patrick Stapleton noch erstmals auf den Bühnen der Bremer Glocke und der Hamburger Elbphilharmonie. In diesem Jahr wären neben zahlreichen entfallenen Konzerten in Deutschland auch noch internationale Debüts u.a. in Russland und China im Veranstaltungskalender gestanden. Aufgrund all der Ausfälle hatte Christian Benning während des Lockdowns zwei Livestream-Konzerte ohne Publikum, einmal alleine aus dem eigenen Studio und einmal mit Ensemble aus dem Herkulessaal auf die Beine gestellt.
Umso bewegender war laut dem 24-jährigen Münchener nun endlich das erste Ensemble-Konzert nach neun Monaten vor echtem Publikum, der im Laufe des Sommers zwar schon u.a. als Solist bei den Bayreuther Festspielen und den Tiroler Musiktagen vor Publikum wieder auf der Bühne stand und ursprünglich am Tag der Deutschen Einheit sein Solo-Debüt in Dallas (Texas, USA) hätte spielen sollen. Stattdessen ergab sich aber nun die Gelegenheit für das Münchener Publikum, sich ein famoses Percussion-Programm in variierenden Besetzungen zu Gemüte zu führen. Der Brunnenhof war fast bis auf den letzten Platz sehr gut gefüllt und spätestens mit dem allerersten Werk, einem Arrangement von Johann Sebastian Bachs Präludium in c-Moll, atmosphärisch enorm stimmungsvoll geladen.
"Sturmsonate" mit feinen Nuancen
Zu Konzertbeginn setzte ein teilweise starker und frischer Wind ein, durch den sich die fünf Musiker jedoch in keiner Wiese beirren ließen; da die meisten Werke auch auswendig gespielt wurden, gab es auch kaum Probleme mit fliegenden Notenblättern, eher hatte man aus Sicht des Publikums die Hoffnung, dass die hörbar und stark wehenden Bühnenvorhänge die Interpreten nicht allzu sehr beeinträchtigen würden. Auf Duo-Werke von Maurice Ravel (Arrangement von Alborada del Gracioso) für zwei Marimbas und Robert Marino für Setup, folgte das Hauptwerk des Konzert-Programms: Ludwig van Beethovens berühmte „Mondscheinsonate“ in einem exklusiven Arrangement für die Christian Benning Percussion Group von Peter Lawrence (zwei Marimbas, Vibraphon, MalletKat, Drumset), welches in der vollständigen dreisätzigen Form erstmals vor Publikum aufgeführt worden ist. Dieses war frenetisch begeistert, auch weil man in dem Fall den Titel aufgrund des immer stärker werdenden Windes durchaus als „Sturmsonate“ bezeichnen hätte können, bei der dennoch auch feinste Nuancen und Dynamiken musikalisch gekonnt herausgearbeitet wurden.
Herausragende Abwechslung
Das gesamte Programm bot ohnehin für jede Art von Geschmack eine herausragende Abwechslung. Das Trio-Werk Trio Per Uno (Nebojsa Jovan Zivkovic) klang folgend auf Beethoven wie konzipiert für den Brunnenhof, wo die Trommeln und Gongs sich nicht nur mit der Viertel-Vor-Zwölf-Kirchturmglocke harmonisch vermischten, sondern auch im Rund des Hofes für das Publikum akustisch einen spektakulär füllenden Raumklang bildeten. Zum offiziellen Abschluss des Programms ging es wieder um Beethoven, der für das Ensemble in diesem Jubiläumsjahr im Fokus steht. In einer Bearbeitung von dem zweiten Satz der siebten Sinfonie durch Joachim Horsley und Patrick Stapleton, ließ das Ensemble groovige Latin-Elemente mit einfließen, die zu dem Open-Air-Charakter auch hervorragend passten und einen wunderbaren offiziellen Abschluss bildeten.
Stehende Ovationen
Generell gelingt es den Musikern auf einzigartige Art und Weise, die zeitlose Musik von Bach, Beethoven oder Ravel so zu interpretieren, dass die ursprüngliche musikalische Idee erhalten bleibt, und zusätzlich durch jugendliche und moderne Elemente ergänzt wird, sowohl durch die Klangfarben der Instrumente an sich, aber auch durch die Vielseitigkeit in den musikalischen Genres; hierbei müssen sich die großen Meister der Musikgeschichte gewiss nicht im Grab umdrehen. Im Gegenteil: Das Publikum zollte mit begeisterten, stehenden Ovationen durch sämtliche Reihen den fünf jungen Musikern, die sich alle während des Studiums an der Münchener Musikhochschule kennenlernten und formierten, größten Respekt und Beifall, dem das Ensemble wiederum mit einer mitreißenden Zugabe, einem humorvollen und furiosen Ragtime, antwortete.
Das Hamburg-Magazin bezeichnete Christian Benning nach dem Konzert in der Elbphilharmonie nicht zu Unrecht als einen „längst aufgegangenen Stern am Schlagzeughimmel, der noch von sich sehen und hören lassen wird“, auch die ZEIT betitelte ihn nach einer Solo-Performance in Berlin kürzlich als „ansteckend-dynamisches, innovatives Rhythmus-Genie“. Spielen und Moderieren beherrscht er ohnehin bereits wie ein ganz Großer, und man wird diesen fulminanten und vielseitigen Künstler definitiv in den kommenden Jahren noch vielfach wahrnehmen.
Noch im Oktober Karten sichern
Wer sich zeitnah selbst ein Bild von diesem Percussion-Spektakel made in Munich machen möchte, das sich auch hinter großen Namen wie beispielsweise Martin Grubinger nicht verstecken muss, der sollte sich bald schon Tickets sichern für das nächste Münchener Konzert der Christian Benning Percussion Group: am Samstag, 26. Juni 2021, um 19.30 Uhr zur Eröffnung der kommenden Brunnenhof-Saison (noch bis 31. Oktober um 20% reduziert).
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