Fit für die Zukunft
Markenbildungsprozess der fünf Würmtal-Gemeinden gestartet
Ähnlich wie die Marke „Südtirol“ oder „Eine starke Marke für unsere Region – Allgäu“ wollen auch die fünf Gemeinden im Würmtal einen griffigen Spruch, ein knappes Leitmotiv – eben eine Marke für ihr Würmtal finden. Den sicherlich langen Markenfindungsprozess brachten nun die Gemeinderäte sowie die fünf Bürgermeister auf den Weg. Beim gemeinsamen Abend im Kupferhaus erläuterten die Bürgermeister zuallererst, welche Schritte bis dato schon unternommen wurden, bevor mit Alois Dorfner von der Nürnberger Brand Trust GmbH ein gefragter internationaler Experte auf dem Gebiet der Markenentwicklung darüber referierte, was eine Marke überhaupt ist und was das Würmtal von einer Marke haben wird.
Dabei starten die Würmtal-Gemeinden nicht bei Null. Alle fünf Bürgermeister stellten zu Anfang gemeindeübergreifende Projekte vor: das Raumordnerische Entwicklungskonzept (ROEK) zu Verkehr und Mobilität, die Volkshochschule, das Regionalmanagement, das Regionalwerk für die kommunale Energieversorgung, das soziale Netzwerk Würmtal-Insel und Aktionen, wie den Würmtaler Staffellauf oder die Ausbildungsoffensive. Zu nennen gäbe es aber weit mehr, schließlich sitzen die Gemeinden auch in Zweckverbänden zusammen, kümmern sich gemeinsam um Sport- und Kulturvereine, oder es treffen sich die Entscheidungsträger in regelmäßigen Abständen zum Erfahrungsaustausch.
Position der Stärke
Die Kraillinger Bürgermeisterin Christine Borst sprach von den Erfahrungen, die sie als Gemeinde im Starnberger Landkreis beim dortigen Markenfindungsprozess gemacht hat. Auch dort gehe es um eine gemeinsame Marke. „Ich muss aber ehrlich sagen, dass uns die Pöckinger und Tutzinger zwar lieb und teuer sind. Doch welche Gemeinsamkeiten haben wir mit ihnen? Nicht viele!“ Im Würmtal sei dies komplett anders. Hier sei man sich nah, kenne sich gut und ergänze die Stärken des anderen vortrefflich. Außerdem sei die Region außerordentlich beliebt, sowohl als Wohn- als auch als Freizeitort.
Bei so viel Stärke sollte man nicht meinen, dass eine gemeinsame Marke wichtig erscheine. „Markenbildung ist ein schwieriges Thema“, erklärte Sabine Strack, Referentin für Wirtschaftsförderung in Gräfelfing. „Eine gemeinsame Marke würde uns bei der Positionierung zum Wohle unserer Region helfen. In Zukunft spielen Verbunde eine größere Rolle als kleine Gemeinden. In dem Sinn stärken wir unsere Verhandlungsbasis für große Themen wie Verkehr oder Wohnen.“ Das Wissen um die eigene Attraktivität und das viele Knowhow, das im Würmtal gebündelt ist, mache den Prozess mit Sicherheit einfacher.
„Wir haben viele Perlen zu bieten“
Die rund 100 Gemeinderäte quittierten die Vorschläge und Anregungen mit Beifall und zeigten eine durchweg positive und offene Haltung zur Markenbildung. Eher kritische Stimmen wurden dazu laut, sich nicht gegenseitig Gewerbe „abzugraben“. Darum gehe es nicht, konstatierte Dorfner. „Ihr habt kein Mangel-, sondern ein Auswahlproblem.“ Ein Klein-Klein zwischen den Gemeinden solle eben nicht aufgerechnet, es müsse vielmehr eine gemeinsame Position gefunden werden, auch wenn es um Fachkräfte, um den Nahverkehr oder um Tourismus-Auftritte gehe.
„Wir haben viele Perlen zu bieten“, betonte Bärbel Zeller, Referentin für Öffentlichkeit und Wirtschaft der Gemeinde Planegg. Vielleicht gelinge es, das Würmtal im Gesamten zu verstehen. Dafür sei die Auftaktveranstaltung schon sehr vielversprechend gewesen, meinte sie. „Die Stimmung war toll. Ich denke, dass die Gemeinderäte viel Stoff zum Diskutieren in die Gemeinden tragen.“ Auch sie war sich sicher, dass die Zukunft nicht von keinen Kommunen bestimmt werde. „Am Ende haben Regionen mehr Gewicht. Dahin geht die Reise, diese Entwicklung wollen wir aktiv angehen.“
Würmtaler Familie
Im Weiteren werden sich die Gemeinderäte der fünf Kommunen zu Grundsatzbeschlüssen einigen und diese wiederum in großer Runde besprechen. „Marken müssen von innen nach außen wachsen, ihre Inhalte und das, wofür sie stehen, muss täglich gelebt werden“, gab Dorfner den Gemeinderäten mit auf den Weg. „Dazu bedarf es auch Markenbotschafter, auf die man sich einigen muss.“
Grundsätzliche Einheitlichkeit sei allerdings keinesfalls gemeint, stellte die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger klar. „Die gemeinsame Marke bedeutet natürlich nicht, dass es keine Interessenskonflikte mehr gibt. Es ist eher wie in einer Familie: Es gibt Auseinandersetzungen, da wird diskutiert und gestritten. Aber aufgrund einer breiten gemeinsamen Basis findet man auch wieder zueinander und ist sich im Grundsatz einig, zusammenarbeiten zu wollen“, sagte sie.
Und Christine Borst resümierte: „Der Markenbildungsprozess hat sich schon gelohnt, allein durch die Tatsache, dass Sie, die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte der Würmtalgemeinden, hier zusammenkommen, sich kennenlernen und miteinander ins Gespräch kommen.“ Dieses Zusammenkommen, Austauschen und lockere Beisammensein solle doch eine Tradition finden, wünschten sich viele Gemeinderäte. Stellvertretend für viele meinte die Planegger Gemeinderätin Anneliese Bradel: „Wie wär´s mit einem Treffen in diesem Sinne in jedem Jahr?“
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