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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Die Igel bleiben auf der Strecke"
Rasenroboter sind eine tödliche Gefahr für die Stacheltiere
Moderne Technik, mit der sich der Mensch gerne umgibt, kann bisweilen zur tödlichen Gefahr für Tiere werden. Ein trauriges Beispiel dafür sind die Rasenroboter. Es kommen immer günstigere Modelle auf den Markt und damit steigt auch der Absatz der selbsttätigen Mähmaschinen weiter an. Während die teuren Modelle meist mit empfindlichen Sensoren ausgestattet sind und auch kleinsten Hindernissen ausweichen, reagieren die günstigen Versionen oft sehr spät oder gar nicht. Leidtragende sind die Igel, die angefahren und meist sehr schwer verletzt werden.
"Die Anzahl der durch Mähroboter verletzten Igel, die im Tierheim München abgegeben wurden, hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt", berichtet die Sprecherin des Tierheims München, Judith Brettmeister und schildert den Fall eines Tieres, dem durch einen Mähroboter der gesamte obere Teil der Schnauze bis zum Nasenknochen abgeschnitten wurde. "Es war wirklich erbarmungswürdig und sehr traurig. Die Zunge war freiliegend sichtbar und bei jedem Atemzug kam Blut aus den Atemöffnungen direkt am Knochen", sagt die Tierschützerin. Man habe das Tier wie die meisten anderen Opfer von Mährobotern nicht retten können und es einschläfern müssen.
Kleine Igel auf Tour
Weil viele Hersteller in ihren Bedienungsanleitungen empfehlen, die Roboter nicht in Anwesenheit von Kindern und Haustieren laufen zu lassen, gehen Gartenbesitzer immer öfter dazu über, die Geräte nachts einzusetzen. In den Abend- und Nachtstunden sind aber viele Wildtiere – unter ihnen eben auch Igel – aktiv, denen die Mähroboter dann zum Verhängnis werden können.
"Die Igel bleiben auf der Strecke", stellt Judith Brettmeister bedauernd fest. "Gerade jetzt im August und im September bekommen die Stacheltiere Nachwuchs. Und die jungen Igel werden in den nächsten Wochen auf erste Erkundungstouren gehen. So ein Igelkind ist manchmal sogar noch kleiner als ein Tennisball. Wenn es mit dem Mähroboter in Berührung kommt, dann bleiben nur noch Stacheln und ein völlig zerstückelter Körper übrig."
Die Sprecherin des Münchner Tierschutzvereins bittet deshalb Gartenbesitzer, den Mähroboter nur tagsüber und nur nach einer Inspizierung des Rasens laufen zu lassen. "Nur so kann man sicher sein, dass sich zwischen den Grasbüschel nicht irgendwo ein verirrtes Igelkind befindet", betont sie. "Die Kleinen machen ihre ersten Ausflüge nämlich auch mal untertags."
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