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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Ach, du dicker Hund!
Was tun gegen Übergewicht bei Haustieren?
Schweres Deutschland: Gemäß der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) des Robert-Koch-Instituts sind 67,1 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen übergewichtig mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 25 kg/qm. Und was Herrchen oder Frauchen vorleben, betrifft oft auch ihre Haustiere: "Wie das Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik der Universität Leipzig ermittelt hat, haben 30 bis 40 Prozent der Haustiere deutlich mehr Kilos auf den Rippen, als sie haben sollten", sagt Judith Brettmeister vom Tierschutzverein München und warnt: "Auch bei Haustieren bringt dauerhaftes Übergewicht folgenschwere Konsequenzen mit sich." Wie aber können Tierhalter das Gewicht ihrer Lieblinge nachhaltig reduzieren?
Ursachen für Übergewicht
Übersteigt die Energieaufnahme dauerhaft den eigentlichen Bedarf, wird der Überschuss in Form von Fett gespeichert. "Und gerade Tiere, die in den ersten Monaten ihres Lebens zu viel Energie aufnehmen, legen dauerhaft mehr Fettzellen an. Im Umfang können diese Fettzellen reduziert werden, aber nicht in der Anzahl. Sind Tiere also in jungen Jahren bereits übergewichtig, wird später eine Gewichtsabnahme umso schwerer", warnt die Tierschützerin.
Doch auch im Alter können Haustiere Übergewicht entwickeln, "ausschlaggebend ist meist ein unbewusstes Fehlverhalten der Besitzer", weiß Brettmeister. "Manche können dem bettelnden Blick ihrer Lieblinge einfach nicht widerstehen und überfüttern sie aus Gutmütigkeit. Oft wird auch zu kalorienreich oder direkt vom Essenstisch gefüttert; anstelle fester Fütterungszeiten tendieren manche dazu, permanent (Trocken-)Futter zur Verfügung zu stellen – das begünstigt Fressen aus Langeweile. Ein gängiger Fehler ist zudem, dass die Leckerchen nicht in den Gesamtbedarf mit eingerechnet werden." Weitere Faktoren seien mangelnde Bewegung, Genetik sowie Stoffwechselveränderungen im Alter.
Wie beim Menschen, seien die möglichen gesundheitlichen Folgen weitläufig: "Übergewicht kann Diabetes, Schäden des Bewegungsapparates, Herz-, Kreislauf-, Stoffwechsel- und Hauterkrankungen hervorrufen und dauerhaft das Immunsystem schwächen. Die Tiere werden oft träge und verlieren durch die eingeschränkte Beweglichkeit die Freude am Spielen, können sich auch schlechter putzen und leiden rasch an Kurzatmigkeit", zählt die Tierschützerin auf.
Das Gewicht reduzieren
Eigenmächtig sollten Haustiere jedoch nicht auf Diät gesetzt werden, warnt Brettmeister. "Der Gesundheitszustand des Vierbeiners sollte durch einen Tierarzt überprüft werden. Anschließend sollte der Veterinär ein passendes Programm festlegen, das feste Fütterungszeiten, eine Ernährungsumstellung bzw. Kalorienreduktion sowie die langsame Gewöhnung an mehr Bewegung beinhaltet. Ziel sollte es sein, das überschüssige Fett abzubauen und mehr Muskelmasse zu erlangen."
Seit kurzem bietet die Medizinische Kleintierklinik der LMU eine Adiopositas Spezialsprechstunde an. Diese findet jeweils mittwochs von 8 bis 10 Uhr sowie donnerstags von 16 bis 18 Uhr statt. Bei einer Terminvereinbarung unter Tel. 21802650 wird das Tier untersucht und ein individueller Plan zum Erlangen des Idealgewichts erstellt.
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