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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
119 Jahre alte Decke zerbröselt
Laimer Röhre musste schon wieder gesperrt werden
Wochenlang war die Laimer Unterführung in den Sommer- und Herbstferien komplett gesperrt, weil eine lecke Fernwärmeleitung ausgetauscht werden musste. Vor vier Wochen waren die Arbeiten endlich beendet und die wichtige Verbindung zwischen Laim und Nymphenburg wieder benutzbar. Doch am Sonntag musste die Feuerwehr die Laimer Röhre erneut sperren: Nachdem ein Stein von der Decke auf die Fahrbahn gefallen waren, wurde die Röhre um 14 Uhr dicht gemacht. Am Montag und Dienstag untersuchten Statiker und Mitarbeiter der Bahn die Unterführung, während überraschte Autofahrer erneut größere Umwege nehmen mussten.
Frost bricht Mauerwerk auf
Ein Bahnsprecher kündigte an, am Mittwoch morgen zum Berufsverkehr werde die Röhre wieder frei befahrbar sein. Bis dahin wurde das gesamte Mauerwerk (es stammt aus dem Jahr 1894) abgeklopft und teils mit Netzen oder Flacheisen gesichert. Die von oben in das Mauerwerk eindringende Feuchtigkeit lässt bei Frost die Steine platzen ("wie eine Mineralwasserflasche in Ihrem Gefrierfach"). Die Risse im Mauerwerk seien zwar bekannt, von dem Steinsturz am Sonntag sei man aber "schon überrascht" worden, so der Bahnsprecher. Daher habe man auch die Sperrung im Sommer und Herbst nicht genutzt, um Schäden zu beheben. Das wird auch in absehbarer Zeit nicht passieren: Jetzt will die Bahn erst einmal prüfen, wie das Problem des alten Bauwerks dauerhaft angegangen werden kann. Wohl erst im Zug mit der geplanten Umweltverbundröhre (sie würde für die Tram-Westtangente im Rahmen der 2. S-Bahn-Stammstrecke gebaut) dürften diese dann in Angriff genommen werden.
Wer zahlt lange Ferienreparatur?
Die langen Sperrungen während der Ferienzeit hatten zuvor Stadträte von ödp, Freien Wählern und Bayernpartei hinterfragt, schließlich sei die undichte Fernwärmeleitung erst sechs Jahre alt gewesen und hätte doch 30 bis 50 Jahre halten sollen.
Abfallwirtschaftsreferent Dieter Reiter erklärte, man habe die Bahnunterführung nicht direkt an der undichten Stelle aufgraben können, um die Standsicherheit des Bauwerks nicht zu gefährden. Daher wurden die kaputten Rohre aus dem Schutzrohr, in dem sie verlegt sind, herausgezogen. Die Firma, die 2007 diese Rohre eingebaut hat,muss sich an den Kosten für die Behebung des Schadens nicht beteiligen: Einerseits ist die Gewährleistungsfrist seit ca. zwei Jahren abgelaufen, andererseits existiert die Firma gar nicht mehr. "Die Kosten müssen daher von den SWM im Rahmen der üblichen Unterhaltsund Ersatzmaßnahmen übernommen werden", so Reiter.
Schweißnähte extra überprüft
Um sich vor einem neuerlichen Reinfall zu schützen, habe man bei der Herstellung der neuen Leitung besonderen Wert auf eine fehlerfreie Ausführung gelegt, erklärte Dieter Reiter: So wurden alle Schweißnähte mit technischen Überwachungsmethoden überprüft, um Fehler in der Schweißnahtherstellung auszuschließen. "Aufgrund der erfolgten Qualitätssicherung gehen die SWM davon aus, dass zukünftig nicht mit erneuten Vollsperrungen wegen Reparaturarbeiten zu rechnen ist", schrieb Reiter in seiner Antwort an die Stadträte, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Nur drei Tage später kam es zu genau dieser erneuten Vollsperrung: Kaum sind die Rohre unter der Straße in Ordnung, bröselt die Decke über ihr.
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