Ziel: Bezahlbares Wohnen
Initiativen vernetzen sich und setzen sich für Mieter ein - Treffen am 12. März
München, das ist der Inbegriff des schönen Lebens in einer schönen Stadt. München ist aber auch die teuerste Stadt Deutschlands. Die Münchner selbst sehen sich zunehmend vor das Problem gestellt, dass die Vorstellung vom schönen Wohnen nunmehr durch die Realität des teuren Wohnens ersetzt werden muss. Bestehende Mietverhältnisse lassen sich aufgrund von Mieterhöhungen häufig nicht mehr aufrecht erhalten. Und wenn auf dem Wohnungsmarkt freie Mietwohnungen angeboten werden, sind diese meist luxussaniert und für Normalverdiener zu teuer, ja sogar unbezahlbar.
Engagierte Bürgerinnen und Bürger wollen diese Entwicklung nicht weiter voranschreiten lassen und schlossen sich zur Initiativenvernetzung „Bündnis Bezahlbares Wohnen“ zusammen.
Mieterinitiativen vernetzen sich
Vor zwei Jahren hatte Andrea von Grolman die Initiative „Bezahlbares Wohnen“ an der Schwanthalerhöhe ins Leben gerufen. Anlass dazu gab ihr der eigene Vermieter. Um 20 Prozent sollte die Miete der Wohnung erhöht werden, in der von Grolman mit ihrer Familie seit über 32 Jahren zu Hause ist. Zusätzlich kündigte der Eigentümer an, die Miete fortan alle drei Jahre um weitere 20 Prozent zu erhöhen, was ihm durch das bundesweit gültige Gesetz (BGB § 558 Absatz 3) erlaubt ist. Sukzessive dürfen danach die Mieten alle drei Jahre dem Mietspiegel angepasst werden.
Engagiert sammelte von Grolman Unterschriften und schloss sich mit Nachbarn zusammen, um die enorme Mieterhöhung zu verhindern. Und ihre Initiative zeigte Erfolg. Mieter, die schon lange im Wohnhaus wohnten, erhielten daraufhin die vergleichsmäßig geringe Mieterhöhung von nur ein bis drei Prozent. Ein Teilerfolg zumindest, denn für Neumieter wird diese „kleine“ Miete freilich nicht gelten.
Enorme Mieterhöhungen sind in München kein Einzelfall. Mieterinitiativen in ganz München engagieren sich für das gleiche Ziel: bezahlbaren Wohnraum zu erhalten. Nun schlossen sich insgesamt 16 Mieterinitiativen und parallel dazu etwa 16 Gartenstadt-Initiativen, die sich gegen die zunehmende Nahverdichtung im eigenen Stadtviertel wehren, zur „Initiativenvernetzung“ zusammen: von Laim bis zum Perlacher Forst und Schwabing – gemeinsam wollen die Gruppen für mehr Gehör kämpfen. Am vergangenen Dienstag stellte Initiativensprecherin von Grolman die Ziele der Initiativenvernetzung im Laimer Bezirksausschuss (BA) vor. Denn die Politik müsse sich aktiv beteiligen, damit sich etwas verändere, davon ist von Grolmann überzeugt. „Natürlich gibt es zu wenig Wohnraum in München. Aber das Dilemma ist, dass bezahlbarer Wohnraum verschwindet“, erklärt von Grolman. Fürsprache erhielt die Initiativensprecherin von Katja Weitzel (SPD), die neben ihrer Funktion als 2. stellvertretende BA-Vorsitzende in Laim zugleich Vorsitzende des Mieterbeirats der Landeshauptstadt München ist. „Mieter schließt euch zusammen“, bekräftigt Weitzel. Auch erklärt Weitzel, dass parteiübergreifend gehandelt werden müsse, um mehr Verständnis für die bestehende Problematik herbeizuführen.
Keine Wohnungen für Normalverdiener
Das Problem der sogenannten Gentrifizierung, wonach ursprünglich preisgünstige Stadtbezirke aufgrund immobilienwirtschaftlicher Veränderungen eine bauliche Aufwertung erfahren und damit zu „teuren Stadtteilen“ werden, ist in München längst vorangeschritten. „Es betrifft alle Mieter“, erklärt von Grolmann. Zunehmend werden Immobilien von wohlhabenden Investoren gekauft und saniert. Entweder werden diese aufgewerteten Bauten gewinnbringend verkauft oder teuer vermietet. Damit einher geht die Verdrängung normal verdienender Bürger. „Es ist fünf vor zwölf“, mahnt von Grolmann. „Miete ist mittlerweile zur Existenzfrage geworden. Es kann nicht sein, dass langjährige Mieter München verlassen müssen.“ Gerade ältere Menschen, die über Jahrzehnte hinweg im vertrauten Stadtviertel wohnen und hier sozial eingebunden sind, seien durch stetige Mieterhöhungen gezwungen, ins Umland zu ziehen. Wenn die eigene Wohnung zu teuer wird, bietet der Umzug in einen schicken Neubau keine Alternative. „Normalbüger, geschweige denn ältere Menschen können sich Neubauten nicht leisten“, so Grolman.
Am Montag, 12. März, lädt die Initiativenvernetzung „Bündnis Bezahlbares Wohnen“ um 19 Uhr Münchner Mieter zu einer Veranstaltung ein, zu der auch Vertreter aus Politik, Immobilienwirtschaft und Presse geladen werden. Hier sollen Ursachen und auch Lösungsvorschläge zur Sprache gebracht werden. Die Veranstaltung findet im Gemeindesaal St. Paul (St. Pauls-Platz 8) statt.
Weitere Informationen zur Initiative gibt es unter www.bezahlbares-wohnen.de.
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