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„Wir ersaufen im Verkehr“

Bezirksausschuss stellt sich gegen Tram nach Freiham

Mit der Tram nach Freiham? Für den Bezirksausschuss Laim ist das nicht zukunftsfähig. Das Gremium fordert stattdessen eine Verlängerung der U5. (Bild: kö)

„Selten so gelacht wie über diese Vorlage!“, so kommentiert Josef Mögele, Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Laim die jüngste Beschlussvorlage aus dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung. Im darin vorgelegten Gutachten kommen Verkehrsexperten zu dem Ergebnis, dass der junge Stadtteil Freiham künftig nicht mit einer U-Bahn, sondern mit einer Tram erschlossen werden soll. Der Stadtbezirk 25/ Laim wurde als vom verkehrlichen Ausbau betroffener Stadtbezirk um seine Einschätzung gebeten. Im BA kritisiert man das Gutachten scharf: „Bei den Entwicklungsmaßnahmen, die im Münchner Westen laufen, muss Freiham ganz klar an die U-Bahn angeschlossen werden, sonst ersaufen wir im Verkehr“, empört sich BA-Chef Mögele (SPD).

Tram 19 oder U5

Am westlichen Stadtrand Münchens entsteht ein großer neuer Stadtteil auf einer Fläche von rund 350 Hektar. Platz und Wohnraum für über 20.000 Einwohner und über 10.000 Arbeitsplätze. Mit drei Autobahnanschlüssen und zwei S-Bahn-Strecken ist der Bezirk bislang an das Verkehrsnetz angebunden. Zwei Buslinien (Bus 143 und Bus 57), die den südlichen Stadtteil erschließen bzw. den Anschluss nach Neuaubing schaffen, ergänzen das Angebot.

Nun sollte geprüft werden, ob Freiham zusätzlich durch Tram bzw. U-Bahn an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angeschlossen werden soll. Eine Verlängerung der Tram 19 oder eine Verlängerung der U5 von Pasing nach Freiham wären denkbar. Der Stadtrat hatte das Referat für Stadtplanung und Bauordnung und die Stadtwerke München damit beauftragt, eine vergleichende Untersuchung darzulegen. Mögliche Trassierungen, Haltestellen sowie Kosten und Nutzen sollten von Gutachtern geprüft werden. Mit der systemvergleichenden Untersuchung wurde die Firma Infraplan Consult betraut. Diese kommt zu dem Schluss, dass Freiham mit der Tram an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angeschlossen werden soll.

„Gutachten gehört in die Mottenkiste“

„Höhere verkehrliche Effekte“ gesteht das Gutachten zwar der U-Bahn-Variante zu. Zum Beispiel würden die Autos weniger, wenn durch ein gutes Park+Ride -Angebot die Pkw-Fahrer auf die U5 umstiegen. Die Kosten für den U-Bahn-Ausbau seien aber ein Gegenargument: „Die ermittelten verkehrlichen Wirkungen rechtfertigen aber aus gesamtwirtschaftlicher Sicht nicht die hohen Investitionen in die Infrastruktur einer U-Bahn-Verlängerung, zumal der Standort Freiham bereits durch zwei Schnellbahnstationen (S-Bahn) teilweise erschlossen wird“, heißt es in der Vorlage. Die Investitionen für den Ausbau der U-Bahnstrecke von Pasing nach Freiham beliefen sich auf rund 485 Millionen Euro und lägen damit um ein Vielfaches höher als die erforderlichen Investitionen für den Streckenausbau der Tram 19. Für die Verlängerung der Tramstrecke von Pasing nach Freiham werden nur 53 Millionen Euro angesetzt. Bei den Betriebskosten und dem Kapitaldienst zeige sich ein gleiches Bild.

Der BA Laim aber stellt sich dagegen. „Hier darf man doch nicht wie ein Kleinkrämer denken!“, ärgert sich Mögele. „Dieses Gutachten gehört in die Mottenkiste.“ Zuspruch gibt es dafür Fraktionen übergreifend: „Wenn wir Wohnungen bauen, dann brauchen wir auch eine passende Infrastruktur“, kommentiert Alexandra Gaßmann (CSU). Daniel Hass (Die Grünen) glaubt: „Die U-Bahn ist auf lange Sicht viel nachhaltiger.“ Einstimmig lehnt der BA Laim die Vorlage ab. Jüngst stellten Stadtratsvertreter der Grünen und der Rosa Liste eine Anfrage an Bürgermeister Dieter Reiter, die ähnlich kritische Fragen formuliert, wie sie im BA Laim diskutiert wurden.


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