Willibaldplatz soll aus Dornröschenschlaf erwachen
45 Anwohner kamen zur Bürgerbeteiligung - ein Ort zum Einkaufen und Verweilen
„Sie haben es von Anfang an in der Hand“, so begrüßte Florian Hochstätter vom Baureferat die Laimer Bürger, die am vergangenen Donnerstag zur Bürgerbeteiligung zum Thema Neugestaltung des Willibaldplatzes im Interim erschienen waren. Dass die Bürger noch vor Planungsbeginn eigene Ideen und Wünsche zur Platzgestaltung abgeben können, ist für die Stadt München ein durchaus neues Konzept. Doch im Rahmen der anstehenden Platzgestaltungen in München probierte das Baureferat nun etwas Neues und lud die Laimer am vergangenen Donnerstag zum Gespräch ein. Rund 45 Anwohner, ortsansässige Geschäftsleute und Eigentümer waren gekommen, um nun endlich mitzureden, wo es doch um die Gestaltung ihres unmittelbaren Umfeldes geht. Das Büro des Landschaftsarchitekten Otto Betram hatte im Vorfeld eine Studie über den Willibaldplatz erstellt, worin sowohl die derzeitigen Defizite als auch das Entwicklungspotenzial des Platzes dargelegt wurden.
Derzeit dominiert der Verkehr
Der Willibaldplatz solle aus seinem „Dornröschenschlaf“ erwachen und künftig, wenn die Straßenbahn der Linie 19 ab dem 14. Dezember wieder nach Pasing durchfährt, anders als nur als Endhaltestelle der Tram wahrgenommen werden, erklärte Otto Betram. Ein Platz mit Aufenthaltsqualität, ein Ort zum Einkaufen aber auch zum Verweilen und der Begegnung solle hier entstehen. Denn rund 50.000 Laimer und Pasinger nutzen den Willibaldplatz als Quartierszentrum. Das größte Defizit am Platz sei derzeit die Regelung des Verkehrs. Mit Tram-Wendeschleife, Bushaltestelle, Taxistand und zusätzlichem Individualverkehr, geht es vor Ort drunter und drüber. „Die gesamte Platzgestaltung wird von Verkehr dominiert“, stellt Betram in seiner Studie fest. Lediglich 10 Prozent des Platzes entfallen auf Grünflächen, die restlichen 90 Prozent sind versiegelte Flächen. Damit wird der Platz also als reine Funktionsfläche betrachtet, wo weder Freizeitnutzung noch Rastmöglichkeiten bestehen. Und gerade diese wünschen sich die Anrainer seit vielen Jahren. Auch solle der Platz als Einheit wahrgenommen werden und nicht durch die vielen Verkehrstrassen in eine Nord- und eine Südseite geteilt werden, fordern die Bürger.
Hauptschuld an dem großen Durcheinander und der Zerstückelung des Platzes trägt nach Ansicht der Bewohner die lästige Tram-Wendeschleife, die mitten durchführt und Platz für Grüngestaltung raubt. Doch mit dieser werden die Laimer wohl auch in Zukunft leben müssen, denn die MVG erachtet sowohl die Wendeschleife als auch die Busspur als Notwendigkeit vor Ort. Und auch aus den gewünschten Schrägparkplätzen an der Agnes-Bernauer-Straße wird wohl nichts werden. Denn im Zuge der im vergangenen Jahr durchgeführten Gleisbauarbeiten, erneuerte die MVG auch den Straßenbelag und richtete die jetzigen Parkplätze ein. Eine Überarbeitung der eben erst fertiggestellten, kostenintensiven Beläge wird der Stadtrat wohl kaum genehmigen.
Doch trotz der Gegebenheiten vor Ort brachte Bertram einige Ideen ein, wie der Willibaldplatz mit wenig Aufwand eine große Verschönerung erfahren könnte.
„Bäume, Bänke, Brunnen“
So könnte etwa die Busspur auf ein Minimum reduziert werden und nur noch vier Meter Breite in Anspruch nehmen. Die Taxis könnten an der Agnes-Bernauer-Straße Station machen und somit den jetzigen Standort für Begrünung frei geben. Auch ließe sich der gesamte Platz von den verwilderten Büschen befreien, so dass die Fläche mit Rasen begrünt wird. Sogar das asphaltierte Tramgleis könnte grün werden. Im Gesamtbild entstünde so ein durchsehbarer, grüner Platz mit Geschäften an der Nord- und Südseite. Kleine Fußgängerwege würden eine geordnete Fußgängerführung ermöglichen. Besonders auf der Südseite könnte so Platz geschaffen werden, der eventuell sogar einem kleinen Wochenmarkt ausreichend Platz böte. Eine belebte, städtische Fußgängerzone mit Kurzzeitparkplätzen könnte die Atmosphäre eines kleinen Boulevards schaffen.
Mit Hilfe erster, vom Büro des Landschaftsarchitekten gezeigten Visualisierungen, konnten sich die Laimer dies auch gut vorstellen und regten an, Bänke, eine Kaffeebar oder einen Brunnen einzuplanen. Problematisch für die ansässigen Bürger bleibt aber das Parkplatzproblem. Anwohner wie auch Kunden klagen über die große Not, ihren Pkw direkt am Platz abstellen zu können. Hier aber müssen sich die Bürger entscheiden. Würde man am Platz eine Tiefgarage verwirklichen, wie dies von einer Laimerin vorgeschlagen wurde, oder auch einen großen Parkplatz daraus machen, so ginge dies auf Kosten einer Platzgestaltung mit Aufenthaltsqualität. Außerdem ist der Willibaldplatz mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestens angebunden, was ihn nicht zuletzt auch dadurch als städtisches Mittelzentrum auszeichnet.
„Bäume, Bänke und Brunnen“, die drei großen „Bs“ seien den Anrainer also wichtig, fasst Hochstätter zusammen. Mit einem positiven Votum der Laimer Bürgerschaft kann nun also dem Stadtrat eine Beschlussvorlage vorgelegt werden. Bereits im Februar könnte der Stadtrat dann über die Zukunft des Willibaldplatzes entscheiden und, so die Hoffnung der Bürger, endlich einen Planungsauftrag erteilen. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Bis der Willibaldplatz so aussieht wie auf den Skizzen des Architekturbüros dargestellt, könnten noch etwa drei bis vier Jahre vergehen.
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