Wer steckt dahinter?
Statue am Schulvorplatz stammt von Gräfelfinger Künstlerin
Ein kleines Rätsel entspann sich rund um die Statue, die vor dem Eingang des Erasmus-Grasser-Gymnasiums (Fürstenrieder Straße 159) postiert ist. Weder wer dargestellt ist noch der Künstlername ließen sich am Kunstwerk selbst erkennen – denn dieses ist weder betitelt, noch trägt es eine Signatur. Laut Norbert Winkler vom Historischen Archiv Laim werde die Plastik allgemeinhin als „der Denker“ bezeichnet. Schulleiter Alexander Schröder horchte auf Anfrage der Münchner Wochenanzeiger im Kollegium nach – hier vermutete man: Eventuell sei der Grieche Euklid dargestellt, das Werk wohl als Kunst am Bau entstanden. Das Referat für Bildung und Sport hakte nun auf Anfrage im Archiv und beim Baureferat nach und löst das Rätsel: „Nach Auskunft des Baureferats handelt es sich um die Bronze-Plastik „Archimedes" (1962) der Künstlerin Marie-Luise Wilckens.“ Als Kunst am Bau und im Auftrag des Baureferats wurde die Skulptur geschaffen und am Eingang zu den Gymnasien (Erasmus-Grasser- und Ludwigsgymnasium) aufgestellt. Von Marie-Luise Wilcken stammen einige weitere Bronzearbeiten im Raum München, unter anderem die Spirale am Eingang des Gräfelfinger Rathauses, die 1982 von der Gemeinde gekauft wurde. Die Bildhauerin verstarb 93-jährig im Jahr 2001.
Von Schwabing nach Gräfelfing
Geboren wurde Marie-Luise Wilckens 1908 in Bremen. Die Familie gehörte zur Oberschicht und sah für ihre Tochter eine Universitätslaufbahn vor. 1928 kam Marie-Luise Wilckens daher für das Studium der Architektur nach München. Nach kurzer Zeit änderte sie ihren beruflichen Weg und trat 1929 in die Bildhauerklasse von Bernhard Bleeker ein. Als 1931 der Vater starb, kehrte sie kurzzeitig zurück nach Bremen, um zeitweise in der väterlichen Möbelfabrik zu arbeiten, welche ihr Bruder übernahm und weiterführte. 1937 heiratete sie den 18 Jahre älteren und bereits renommierten Maler Jo Burke. Zusammen lebten und arbeiteten sie in Schwabing und bekamen Tochter Cordula. Am letzten Tag des Jahres 1944 wurde ihr gemeinsames Schwabinger Atelier ausgebombt und sämtliche Arbeiten darin gingen verloren. Ab 1969 lebte und arbeitete Marie-Luise Wilckens in Gräfelfing, schuf hier einige Bronzearbeiten, unter anderem auch für Projekte von Kunst am Bau. Mit „Archimedes“, der Statue am Schulvorplatz in der Fürstenrieder Straße, ist der bedeutende Mathematiker und Physiker der griechischen Antike dargestellt.
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