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Wenn das Geld nicht reicht

Seit 25 Jahren gibt es die Schuldnerberatung

Inge Brümmer ist seit elf Jahren in der Schuldnerberatung tätig. Seit einem Jahr leitet sie die Beratungsstelle im Gewerkschaftshaus (Schwanthalerstraße 64), die unter der Trägerschaft der AWO und des Deutschen Gewerkschaftsbundes steht. (Bild: kö)

Rechnungen können nicht mehr bezahlt werden, Mahnungen und Zahlungsaufforderungen stapeln sich und Gläubiger warten auf ihr Geld – Sorgen infolge von Verschuldung sind in Deutschland nicht selten: Jeder zehnte Deutsche hat mit einer privaten Überschuldung zu kämpfen. Nach Angaben der Schuldnerberatung in der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (AWO) München-Stadt und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) sind auch in der reichen Stadt München rund acht Prozent der Einwohner von privater Überschuldung betroffen. Im Jahr 2014 waren das knapp 95.000 Menschen. Seit 25 Jahren bietet die AWO gemeinsam mit dem DGB eine Schuldnerberatung im Gewerkschaftshaus (Schwanthalerstraße 64) an, um Münchnern aus der Schuldenfalle herauszuhelfen. Das 25-jährige Jubiläum feierten AWO und DGB nun gemeinsam mit Gästen aus Politik und Sozialwesen im Alten- und Service-Zentrum Laim (Kiem-Pauli-Weg 22), darunter Franz Maget, Landtagsvizepräsident a.D. und einst Vorsitzender der AWO und Mitbegründer der Schuldnerberatungsstelle, sowie Simone Burger, Stadträtin und zugleich Vorsitzende des DGB Kreisverbandes München.

Überblick über die Schulden schaffen

„Alle Altersgruppen, von 18- bis 70-Jährigen, und auch alle Einkommensgruppen nehmen die Beratung in Anspruch“, erklärt Inge Brümmer, Leiterin der Beratungsstelle. Jeder kann von Überschuldung betroffen sein. Die häufigsten Ursachen, die in die Verschuldung führen, sind schwierige Lebensereignisse wie etwa Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Trennung und Scheidung. „Änderungen im Leben, die nicht geplant waren“ und die jeden ereilen können, können zur Überschuldung führen, meint Inge Brümmer. Die Schuldnerberatung bietet mit sechs Vollzeitkräften eine kostenlose Beratung für alle Münchner an und zeigt Wege auf, um aus der Überschuldung herauszufinden. Der erste wichtige Schritt sei, sich über die eigenen Finanzen Klarheit zu verschaffen, erläutert Inge Brümmer: „Das Wichtigste ist, einen Überblick zu bekommen.“ Daher rät sie dazu, zunächst einen Haushaltsplan und dann eine Übersicht über die Schulden zu erstellen. Die Beratungsstelle bietet Lösungsvorschläge, um die Last der Überschuldung leichter zu schultern. „Lösungsvorschläge sind aber auch nicht immer planbar“, weiß die Leiterin der Beratungsstelle. In ihrer Festrede zum 25-jährigen Jubiläum der Schuldnerberatung erklärte sie: „Es gibt Gläubiger, die nicht immer bereit zu Verhandlungen sind. Auch können sich Lebensumstände verändern.“

Homepage für Jugendliche

Verschuldung betrifft Jung wie Alt. Dem Problem der Altersarmut etwa will die Schuldnerberatung unter anderem mit präventiven Maßnahmen entgegentreten. Etwa 14 Prozent der Klienten der Beratungsstelle sind Senioren. Infoveranstaltungen und Vortragsabende für Rentner, wie etwa im ASZ Laim, sollen Einblick in die Beratungsarbeit geben, aber auch die Hemmschwelle nehmen.

Zugleich hat die Schuldnerberatung seit 2006 eine Jugendschuldnerberatung für Menschen unter 25 Jahren eingerichtet. Anonym und kostenlos können Jugendliche die offene Sprechstunde nutzen, die ein Mal pro Woche stattfindet: Sendlinger Straße 7 (Innenhof), jeden Donnerstag jeweils 16 bis 18 Uhr. Die Telefonberatungszeiten für Jugendliche sind Dienstag, 13 bis 14 Uhr und Donnerstag, 14 bis 15 Uhr. Die Schuldnerberatung ist gut mit Einrichtungen der Jugendhilfe und auch mit Ausbildungsinstituten vernetzt und kann Kontakte vermitteln. Das neueste Projekt der Beratungsstelle ist die Informations-Homepage für Jugendliche. Die Seite www.jugendschuldnerberatung.de geht nun pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum an den Start und soll einen weiteren niederschwelliger Zugang zur Beratungsstelle ermöglichen.

Die Schuldnerberatung steht unter Tel. (089) 5155645-0 an jedem Dienstag, 11 bis 12 Uhr, Donnerstag, 9 bis 10 Uhr und Freitag, 10 bis 11 Uhr zur Verfügung. Mehr Informationen zum Schuldnerberatung der AWO und des DGB sind auf der Seite www.awo-muenchen.de/beratung/schuldnerberatung/schuldner-und-insolvenzberatung/ enthalten.


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