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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Weil Tradition etwas Schönes ist“
Interview mit Peter Schmid – erster Vortänzer der Schäffler
Peter Schmid (29) ist ein „echter“ Schäffler. Das Handwerk des Fassmachers hat er von seinem Vater Wilhelm Schmid (Fassfabrik Schmid in Laim) gelernt, der zugleich Vorsitzender des Fachvereins der Schäffler Münchens ist. Wenn die Schäffler heuer bei ihren über 400 Auftritten in München für gute Stimmung sorgen, führt er als erster Vortänzer einen der beiden Tanzzüge an. Im Interview erklärt er, warum er die Tradition hochhält und seit wann die Schäffler ihre Tracht tragen.
Warum sind Sie dem „Fachverein der Schäffler“ beigetreten und investieren dort so viel Zeit?
Weil Tradition etwas Schönes ist, sie verbindet. Es ist auch schön, den Tanz aufzuführen, wenn die Leute zuschauen und sich freuen. Und im Verein hat man einfach eine Gaudi.
Wie viele Männer tanzen heuer bei den Schäfflern?
Die Tanzgruppe besteht immer aus 25 Mann: 20 Tänzer, zwei Kasperl, zwei Reifenschwinger und ein Fähnrich. Dazu kommen noch ein paar Helfer (z.B. Verkäufer der Erinnerungsartikel und Busfahrer). Der Verein hat aber an die 100 Mitglieder.
Wie viele der Tänzer sind denn überhaupt noch „echte“ Fassmacher?
Diesmal sind fünf Tänzer auch Schäffler von Beruf.
Wie oft proben Sie für die Auftritte?
Geprobt wird ab Anfang Oktober (mit Ende der Wiesn), zweimal wöchentlich, Dienstag und Donnerstag, bis Weihnachten.
Warum treten die Schäffler nur alle sieben Jahre auf?
Zu dem Intervall von 7 Jahren gibt es mehrere Theorien:
1. Die Pest soll alle 7 Jahre verstärkt aufgetreten sein.
2. Andere Zünfte hatten auch ihre Bräuche (zum Beispiel der Metzgersprung). Damit diese nicht kollidieren, hat jeder Brauch sein eigenes Jahr bekommen.
3. Die 7 galt im späten Mittelalter als Glückszahl.
Und was passiert zwischen den sieben Jahren? Hält der „Fachverein der Schäffler“ dann Winterschlaf?
Der Verein besteht auch zwischen den Saisonen: Vereinsausflüge, Sommerfest, Weihnachtsfeier, Teilnahme am Wiesn-Einzug und natürlich Quartalsversammlungen!
Woher kommt denn der Name „Schäffler“?
Der Name Schäffler leitet sich von „Schaffe“ ab, ein altes bayerisches Wort für ein nach oben offenes Holzgefäß, ähnlich einem Kübel oder Eimer.
Wieso tragen die Schäffler Schwarz-Rot?
Die Tracht hat sich wohl aus der Zunfttracht (Zunft war früher so etwas wie heute die Innung) der Schäffler abgeleitet. Die Tracht heute besteht seit Vereinsgründung 1871.
Was sind Ihre Aufgaben als erster Vortänzer?
Es gibt zwei Vortänzer (pro Zug einen). Beim Tanz muss der Vortänzer anführen und die Choreographie vorzeigen. Außerhalb des Tanzens muss er für Disziplin sorgen. Er muss schauen, dass alle Positionen besetzt sind. Außerdem verhängt er Strafen, wenn einer ungeputzte Schuhe hat oder unrasiert kommt.
Können Sie außer dem Schäfflertanz auch andere Tänze?
Ja, ich kann auch Standard tanzen.
Wann und wo die Schäffler als nächstes tanzen, ist auf der Homepage www.schäfflertanz.com verzeichnet.
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