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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Weihnachtsfest unter freiem Himmel
Wegen laufender Renovierungsarbeiten ist die evangelische Paul-Gerhardt Kirche zu Weihnachten geschlossen
Maria und Josef suchten in der Weihnachtsnacht Obhut, doch in keiner Herberge fanden sie Zuflucht und so kam es, dass das Jesuskind im Stall zur Welt kam. So wird die Weihnachtsgeschichte zu Heilig Abend seit jeher erzählt. Ähnlich ergeht es nun auch der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde in Laim (Mathunisstraße 25), die „ohne Herberge“ das Weihnachtsfest begehen muss. Denn die Kirche ist wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Doch die Laimer Kirchengemeinde ließ sich etwas einfallen und macht nun aus der Not ein ganz besonderes Fest. Am 24. wird auf der Kirchenwiese der Paul-Gerhardt-Kirche eine Waldweihnacht unter freiem Himmel gefeiert.
Spenden für die Kirchenfassade
Die markanten roten Backsteine der Paul-Gerhardt Kirche sind für die meisten Laimer unverkennbar mit der Kirche verknüpft. Doch über die Jahre bröckelte es an der Fassade und etliche Backsteine mussten erneuert werden. Kaum dass die neuen Ziegel eingesetzt waren, ergaben Untersuchungen der Dachkonstruktion, dass auch hier einiges im Argen liegt. Die sogenannten „Binder“, die das Gewölbe tragen, sind nicht alle vollständig mit Beton gefüllt und müssen nun saniert werden. Und auch die Außentreppe bedarf einer Erneuerung, damit auch künftige Generationen sicher in die Kirche gelangen. Allein die Renovierung der Fassade kostet rund 2 Millionen Euro, die gemeinsam von der Landeskirche, dem Dekanat München und auch der Gemeinde beglichen werden. Doch damit die Gemeinde ihren Anteil von rund 700.000 Euro aufbringen kann, bedarf es großzügiger Spenden. „200 x 1000“ lautet der Name der Spendenaktion, die die evangelische Kirche in Laim ins Leben gerufen hat, um die großen Darlehen im gemeinschaftlichen Zusammenwirken abzustottern. Denn wenn 200 Mal je 1000 Euro gespendet würden, wäre schon ein großer Teil der ausstehenden Schuldenlast beglichen. Spenden für die Kirchenrenovierung werden daher dankend in der Mathunisstraße 25 angenommen. Doch nicht nur finanziell sondern auch räumlich muss die Kirche Lösungen finden. „Dass wir den Raum nicht nutzen können, sondern nur den Gemeindesaal unter der Kirche, stellt uns vor Herausforderungen, die wir speziell vor Weihnachten zu meistern suchen“, erklärt Stadtkirchner Alexander Schöttl. Eine kreative Lösung, die zudem ganz im weihnachtlichen Geiste steht, wurde nun gefunden.
Weihnachten wie Maria und Josef
Jetzt werde Weihnachten ganz so gefeiert wie es einst Maria und Josef taten, die ein Zuhause suchten, meint Diakon Andi Weiss. Zwei Gottesdienste werden zusammengelegt und als ein großer unter freiem Himmel gefeiert. Motto des Gottesdienstes ist natürlich „…denn sie hatten keinen Platz in der Herberge“. Außergewöhnlich wird das Weihnachtsgeschehen auf der Kirchenwiese bereits vor Beginn des Gottesdienstes. Ab 16 Uhr werden zwei lebendige Kamele, die eigens aus dem Mangfalltal nach Laim gebracht werden, das Kirchengelände betreten. Mit Weihnachtsmusik, aber auch warmem Punsch können sich die Gäste auf den Gottesdienst einstimmen. Dieser beginnt um 17 Uhr und wird musikalisch vom Paul-Gerhardt-Chor sowie verschiedenen Bläsern aus München begleitet.
Neben traditionellen Elementen, wie etwa der Predigt, der Lesung der Weihnachtsgeschichte und dem Singen von Weihnachtsliedern, wird der diesjährige Gottesdienst um eines erweitert: persönliche Geschichten von drei Gemeindemitgliedern, die jeweils Heimat suchen. Ein junger Student, der lange Zeit in Südafrika lebte, eine Obdachlose, die seit Jahren in einem Container wohnt und eine Frau, die 1945 ein letztes Weihnachten in ihrer Heimat Schlesien verbrachte, werden von ihrer Suche nach ihrem „Platz in der Herberge“ berichten. Diese Geschichten zeigten, dass die Bibel aktuell sei und konkret mit dem Leben in Berührung komme, erklärt Diakon Andi Weiss: „Es zeigt sich, dass es Herausforderungen des Lebens gab, die auch heute noch weitergeschrieben werden.“ Der existenzielle Wunsch nach Heimat stecke gleichfalls in der Weihnachtsbotschaft.
Freudig, aber auch ein wenig aufgeregt laufen nun die letzten Organisations- und Vorbereitungsarbeiten für den Heilig Abend in Paul-Gerhardt. Zum Gottesdienst auf der Kirchenwiese sind alle Laimer, auch der katholischen Nachbargemeinden, herzlich eingeladen. Weitere Gottesdienste am Dienstag, 24. Dezember, sind um 15 Uhr der Familiengottesdienst mit Kindermusical im Gemeindesaal und um 23 Uhr die Christmette mit Abendmahl, die in der benachbarten katholischen St. Ulrichs-Kirche stattfindet.
Mehr Informationen zur Kirche sowie zu den Gottestdiensten rund um die Feiertage gibt es unter www.paul-gerhardt-muenchen.de im Internet.
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