„Was tun wir in der Zeit?“
S-Bahnhof Laim während der Bauzeit nicht barrierefrei
„Drei Jahre keine Barrierefreiheit geht nicht“, betonte BA-Vorsitzender Josef Mögele (SPD). „Was tun wir in der Zeit?“ Auf Einladung des Bezirksausschusses (BA) Laim kamen jüngst Vertreter der Deutschen Bahn Netz AG, des Kreisverwaltungsreferats (KVR), des Behindertenbeirates München sowie der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zur Besprechung an den Laimer S-Bahnhof. Im Zuge des Baus der zweiten Stammstrecken wartet auch auf die Laimer eine Riesenbaustelle, die sich über einige Jahre hinzieht. „Der Bau wird bei laufendem Betrieb durchgeführt“, erklärte Helmut Hartl von der Deutschen Bahn Netz AG. Nach aktuellem Planungsstand werde für die Dauer von drei Jahren dabei der barrierefreie Zugang zu den Gleisen nicht möglich sein. Behindertenbeirat und Bezirksausschuss Laim (BA 25) halten dies für nicht akzeptabel und fordern Lösungen.
„Einen temporären Aufzug“
Den S-Bahnverkehr langfristig entlasten, soll die zweiten Stammstrecke. Am S-Bahnhof Laim führen dann vier statt bisher drei Gleise entlang. Außerdem entsteht hier die sogenannte Umweltverbundröhre (UVR). Den neuen Tunnel werden sich künftig Tram, Bahn, Fußgänger und Radfahrer teilen. Auch das Laimer Bahnhofsgebäude wird abgebrochen und neu errichtet. Einzig die Fußgänger- und Radler-Trasse auf der Westseite der Unterführung bleiben bestehen.
Während einer Bauphase wird der Fahrstuhlbetrieb ausfallen: „Drei Jahre ohne Aufzug, das kann nicht sein“, sagte BA-Vorsitzender Josef Mögele (SPD) beim jüngst abgehaltenen Ortstermin am Laimer S-Bahnhof. Voraussichtlich ab August 2020 wird der Gleisbereich nicht per Aufzug erreichbar sein. Grund dafür sind die vielen parallel laufenden Bauarbeiten. „Der S-Bahnhof wir peu a peu abgebaut“, erklärte Jörg Mader von der DB Netz AG.
Der Lichthof wird mit einem neuen Bahnsteig überbaut, statt der jetzigen Einhausung wird in Zukunft eine bauliche Rampe zu den Gleisen führen. Zwei Meter tiefer als die jetzige Bahnsteigunterführung, wird diese laufen. Schon ab voraussichtlich 2022, soll der neue Bahnsteig dann in Betrieb gehen, zugänglich über Treppen und Rolltreppen. Rollstuhlfahrer aber werden den Bahnsteig nicht selbständig erreichen können. „Sie können den Bahnhof doch nicht für eine bestimmte Personengruppe für drei Jahre stilllegen", kritisierte Günter Fieger-Kritter vom Behindertenbeirat München. „Bei einem solchen Bauvorhaben müsste es möglich sein, immer einen Aufzug vorzuhalten. Daher ist die Forderung unsererseits, einen temporären Aufzug zu errichten.“
„Nichts Illusorisches“
„Das Problem ist, dass sich das Höhenniveau während der Bauzeit laufend ändert“, erläuterte Helmut Hartl von der DB. CSU-Stadträtin Alexandra Gaßmann fragte nach Erfahrungswerten: „Die Problematik muss doch auch andernorts schon aufgetaucht sein. Wie hat die Bahn das da gelöst?" Vermutlich müsste man immer neue Aufzugschächte einplanen, mutmaßte Hartl. Inwiefern sich ein temporärer Aufzug, der je nach Baustelleneinrichtung rasch verlegt werden kann, realisieren lässt, will man nun untersuchen.
Die von den Planern angebotene Lösung eines Treppenlifts, den man an die Rolltreppe – zumindest in eine Fahrtrichtung – anbringen könnte, lehnen Behindertenbeirat wie auch BA aus Gründen der Handhabbarkeit ab. „Wir wollen nichts Illusorisches, sondern was Praktisches. Bis Ende September wollen wir wissen, was man da machen kann", so Mögele. Bis dahin versprechen die Planer nach neuen Lösungen zu suchen. Diese sollen bei einer Sondersitzung im September vorgestellt werden. Ab dem 20. September starten außerdem die ersten Arbeiten am nördlichen Tunnelteil. Bis 20. Dezember wird die Röhre für den motorisierten Verkehr gesperrt, Busse werden umgeleitet oder wenden am Laimer Kreisel.
Offen blieben beim Termin die Fragen des Stadtteilgremiums nach ausreichend Rad-Stellplätzen, sowohl während der Bauzeit als auch am fertiggestellten S-Bahnhof. Auch die Führung der Busse, die nicht mehr durch die Röhre verkehren werden, sondern stattdessen auf eventuell einzurichtenden eigenen Busspuren, will man gesondert klären. Fest steht laut MVG, dass am Laimer Kreisel fünf Haltestellen vorbereitet werden, an denen die Busse halten und wenden können. Die Buslinie 168 wird am Laimer Kreisel enden und wenden, der 51er wird über die Friedenheimer Brücke umgeleitet und die Linie 151 getrennt im Norden und Süden fahren, ohne den Tunnel zu passieren.
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