Villa nein – Denkmal ja
Glockengießerei ist jetzt ein Denkmal
Seit kurzem steht sie nicht mehr – statt der Fabrikantenvilla klafft jetzt eine Baulücke. Trotz erheblicher Widerstände aus der Bevölkerung und seitens des Bezirksausschusses (BA) Laim ist die Fabrikantenvilla, die einmal zur ehemaligen Kunst- und Glockengießerei der Gebrüder Oberascher gehörte, inzwischen abgerissen worden. Über 100 Jahre alt war das mondäne Wohnhaus und galt vielen Stadtteilbewohnern als wertvolles Kleinod inmitten der dichten Wohnbebauung in der Mitterhoferstraße. Die Bemühungen der Laimer versandeten aber, weil das Landesamt für Denkmalpflege die Villa nicht als schützenswert einstufte und die Aufnahme in die Denkmalliste verneinte. Mit der Entscheidung des Amtes war das Ende des Hauses besiegelt und es landete auf der Abbruchliste. Die ehemalige Glockengießerei aber, in der heute ein Metallverarbeitungsbetrieb untergebracht ist, wird dieses Schicksal so bald nicht ereilen. Seit kurzem gehört sie zu den bayerischen Denkmälern.
Erlösender Ritterschlag
Vor allem zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts galt die "Kunst- und Glockengießerei Gebrüder Oberascher" als die Top-Adresse für den guten Ton. Hier wurden viele bis heute klingende Glocken für München gegossen, darunter jene für das Glockenspiel im Rathausturm, das Geläut im Alten Peter und auch die Kirchenglocken in den Türmen der Frauenkirche. Bis in die 50er Jahre entstanden in der Mitterhoferstraße Glocken, die letzte 1952 für die Kirche des Schwabinger Krankenhauses. Energisch drängten die Laimer darauf, "ihre" Glockengießerei und damit ein Stück Stadtgeschichte zu erhalten. Man wollte das Gebäude präventiv als Denkmal geschützt wissen, obwohl gar kein Abriss geplant ist. Im Sommer aber sah das Landesamt für Denkmalpflege noch keine Denkmaleigenschaften am einstigen Traditionsbetrieb. Die Laimer blieben hartnäckig: Nicht noch einmal wollte man sich durch einen angezeigten Abbruch – so wie er bei der Fabrikantenvilla rechtens möglich war – überrumpelt sehen. Der BA unterstützte das Bürgeranliegen und setzte sich dafür ein, dass in der Mitterhoferstraße 7 doch noch ein Denkmal ausgewiesen wird. Jüngst nun erteilte das Landesamt für Denkmalpflege den erlösenden Ritterschlag.
Glockenturm fehlt
Dass es die ehemalige Glockengießerei jetzt doch noch in die Denkmalliste geschafft hat, sei zwar erfreulich, so die Ansicht des BA Laim, aber auch "peinlich" fürs Amt, das erst "nein" und dann doch "ja" sagte. Der Abriss, auch der teilweise, der ehemaligen Glockengießerei ist jetzt jedenfalls untersagt. Was nun die Untere Denkmalschutzbehörde im Referat für Stadtplanung und Bauordnung auf den Plan ruft. Denn nur wenige Tage nachdem die Glockengießerei zum Denkmal erklärt wurde, ließ der Gebäudeeigentümer ausgerechnet den Glockenturm abbrechen. Auf Anfrage der Wochenanzeiger Medien erklärt das Amt: "Die Untere Denkmalschutzbehörde ist jetzt dahinter, dass der abgebrochene Turm wieder hergestellt wird." Bauliche Veränderungen am Denkmal werden fortan nur mit Erlaubnis der Unteren Denkmalschutzbehörde möglich sein. Was indes auf die jetzt leergeräumte, benachbarte Grundstücksfläche kommt, bleibt abzuwarten. Voraussichtlich entstehen hier Wohnungen und kleine Gewerbeeinheiten für Flüchtlinge mit humanitärem Bleiberecht. "Ein Bauantrag für das Villengrundstück liegt noch nicht vor", erklärt ein Sprecher des Referates für Stadtplanung und Bauordnung.
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