Vertrauen schafft Halt und Stabilität
Im Sozialzentrum Laim leben Menschen mit Demenz gemeinsam in Gerontopsychiatrischen Wohngruppen
Das Krankheitsbild, das mit dem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern, zeitlicher und räumlicher Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten einhergeht, wird meist unter dem Oberbegriff „Demenz“ zusammengefasst. Die Diagnose „Alters-Demenz“ ist für Patienten wie Angehörige eine existentielle und erschreckende Nachricht. Dass trotz dieser Diagnose ein hohes Maß an Lebensqualität und -freude bewahrt werden kann, zeigt das Modell der Arbeiterwohlfahrt München (AWO). Im Sozialzentrum Laim (Stöberlstraße75) bieten zwei Gerontopsychiatrische Wohngruppen ein Betreuungsangebot, das für demenzkranke oder psychisch veränderte Senioren die notwendige Unterstützung und Hilfestellung gewährleistet.
Emotionales Wohlbefinden
Nach einem erfolgreich durchgeführten Modellprojekt entschied sich die AWO München 1990 die ersten Gerontopsychiatrischen Wohngruppen zu eröffnen, die eine ganz neue Form der Hausgemeinschaft für Senioren darstellte. In der Zwischenzeit betreibt die AWO insgesamt zwölf Gerontopsychiatrische Wohngruppen, zwei davon in München Laim.
Zehn Bewohner leben im Sozialzentrum Laim gemeinsam in je einer Wohngruppe und teilen ihren Alltag. Der älteste Bewohner ist 93, der jüngste 60 Jahre alt. Ein multiprofessionelles Team aus Pflegefachkräften, Sozialpädagogen und Betreuungskräften gewährleistet eine ganzheitliche Pflege und Betreuung. Das Hauptaugenmerk der Einrichtung liegt darauf, eine familiäre und wohnliche Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Bewohner sicher und wohl behütet fühlen. Die Einzel- oder Doppelzimmer der Bewohner sind mit den eigenen Möbeln eingerichtet, die sowohl die vertraute Umgebung weiter aufrecht erhalten als auch Sicherheit vermitteln. Ein besonderer Stellenwert kommt der Gemeinschaftsküche zu, wie Karin Maßmann, Sozialpädagogin in einer der Wohngruppen im Sozialzentrum Laim, erklärt: „Die Küche ist das Zentrum. Das ist der Raum für das soziale Leben. Hier wird nicht nur gegessen, hier wird gelebt.“ In der Küche, die zugleich Wohnraum ist, finden viele gemeinsame Aktivitäten wie Malen, Musik hören oder auch Gruppengespräche statt. „Die Bewohner sind eingeladen, den Raum für sich zu erobern, so dass er ihr Zuhause ist“, bekräftigt Maßmann. Zugleich dient die Gestaltung und Einrichtung der Küche dem Ziel, Geborgenheit und Orientierung zu spenden. Daher ist der Raum aufgrund seiner Größe von den Bewohnern gut überschaubar und erfassbar. Da bei Demenzerkrankten zunehmend die Verarbeitung des Gesehenen verloren geht, dienen große Uhren und bunte Gegenstände der leichteren Orientierung.
Personelle Kontinuität aber auch Betreuung durch Sozialpädagogen soll über die pflegerische Hilfestellung hinaus zum Wohlgefühl der Bewohner beitragen. „Das Vertraute schafft Halt und Stabilität“, erklärt Maßmann. „Unser Ziel ist es, dass die Menschen bei uns ein emotionales Wohlbefinden haben.“
Demenz ist nicht nur grausam
Und wenn aufgrund einer Demenzerkrankung viele Fähigkeiten wie die kognitive Verarbeitung verloren gehen, so versuchen die Fachkräfte im Sozialzentrum vorhandene Kompetenzen zu unterstützen und Gemeinschaft zu leben. „Viele Fähigkeiten gehen verloren, aber die Emotionalität ist ganz gesund“, beschreibt Maßmann. Bestandteil der Sozialarbeit ist daher, auch Gespräche zwischen Bewohnern zu fördern und zu moderieren, um Gemeinschaft zu schaffen. Ebenso sind die Fachkräfte darum bemüht, individuelle Gewohnheiten und Interessen der Bewohner aufrecht zu erhalten. Um sowohl den Lebensrhythmus der einzelnen Bewohner zu respektieren, aber auch, um Verknüpfungspunkte untereinander zu schaffen, spielt Biographiearbeit eine große Rolle. „So individuell wie Menschen sind, so individuell sind die Krankheitsverläufe, erklärt Maßmann aus ihrer 15-jährigen Erfahrung in den Wohngruppen.
Im Sozialzentrum bieten sich viele Möglichkeiten und Aktivitäten, um den Bedürfnissen der Bewohner gerecht zu werden. „Demenz ist nicht nur grausam“, erklärt Maßmann. „Da kann ein hohes Maß an Lebensqualität entstehen.“
Weitere Informationen zum Versorgungsangebot des Sozialzentrums Laim gibt es auf der Homepage www.awo-muenchen.de, oder unter Tel. (089)57097-55 und E-Mail: sozialzentrum-laim@awo-muenchen.de.
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