Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

"Sie haben das Herz am rechten Fleck"

Evelyn Klenz leitet das Sozialzentrum Laim - trotz mancher Herausforderung ist es ihr Traumberuf

Evelyn Klenz leitet das Sozialzentrum Laim der AWO. (Bild: tab)

Es ist das Haus, das sie hält. Seine Bewohner. Die Mitarbeiter. Evelyn Klenz lächelt zufrieden. Seit Mai 2012 leitet sie das Sozialzentrum Laim der AWO in der Stöberlstraße. "Hier die Leiterin zu sein, erfüllt mich mit Stolz", sagt Evelyn Klenz. Bei einem Rundgang durch das Seniorenheim wird deutlich, warum. Amalie Hausmann begrüßt die Leiterin mit einem Strahlen. "Seit fünf Jahren wohne ich hier", erzählt die 91-Jährige. "Ich habe überhaupt keine Beschwerden. Das Personal ist hier so freundlich. Das begeistert mich."

Ort der Begegnung

Das im Jahr 1988 erbaute Sozialzentrum Laim bietet Platz für insgesamt 96 Senioren. "76 von ihnen leben auf drei Pflegestationen", so Evelyn Klenz. "Außerdem haben wir zwei offene gerontopsychiatrische Wohngruppen mit jeweils zehn Plätzen. Das hat eigentlich eher den Charakter einer Wohngemeinschaft." Das Besondere: Neben 16 Einzelzimmern verfügen die Gruppen auch über zwei Doppelzimmer. Die Wohnküchen sind hier der Ort der Begegnung. Hier können die Bewohner zusammensitzen und sich austauschen. Dabei werden die Gruppen sozialpädagogisch begleitet. Außerdem besteht jederzeit die Möglichkeit, ins Freie zu gehen. Ein gesicherter Gartenbereich schafft hier ebenfalls Vertrauen.

Auszubildende werden übernommen

Insgesamt sind im Sozialzentrum Laim 92 Mitarbeiter tätig, 68 von ihnen zählen zum Pflegepersonal. "Und wir haben 14 Auszubildende", so die Leiterin. Es gebe eine vertragliche Vereinbarung, dass sie im Anschluss an die Ausbildung übernommen würden. "Entweder bei uns im Haus oder in einer anderen Einrichtung der AWO." Wichtig sei, das Haus zu stabilisieren, indem man Stammpersonal habe. "Wir sind hier ein tolles Team und die Mitarbeiter helfen sich auch gegenseitig", betont Evelyn Klenz. "Inzwischen haben wir beim Stammpersonal Mitarbeiter, die bereits seit vielen, vielen Jahren hier sind."

Täglich landen auf Evelyn Klenz' Schreibtisch zwei bis drei Bewerbungen für eine Ausbildung. "Die meisten Bewerber kommen aus dem ehemaligen Jugoslawien", sagt sie. Ohne diese Bewerber wäre es nahezu unmöglich, die Pflege aufrechtzuerhalten. "Ich war positiv überrascht. Sie haben das Herz am rechten Fleck."

"Es geht um Menschliches"

So wie Melissa Jahijevic. Die junge Frau mit dem sympathischen Lächeln ist im zweiten Ausbildungsjahr. "Ich arbeite sehr gerne mit Menschen. Es macht mir Freude, Leuten, die nicht selbst für sich sorgen können, zu helfen und ihnen das Leben zu erleichtern", sagt sie. Es gehe nicht alles nur ums Geld, sondern um etwas Menschliches. Für Melissa Jahijevic steht fest, dass sie in diesem Beruf bleiben möchte. "Nach der Ausbildung würde ich mich gerne im fachlichen Bereich weiterbilden", ist sie sicher.

Noch mehr Aufwertung, mehr Anerkennung für diesen Beruf, das wünscht sich die Leiterin. Und noch mehr Zeit für die Bewohner. "Dieser ganze Irrsinn mit der Dokumentation muss aufhören. Es muss alles schriftlich dargelegt werden, diese Zeit geht vom Bewohner ab." Ein Pfleger benötige täglich eineinhalb bis zwei Stunden für die Dokumentation. "Ich sage nicht, dass es nicht wichtig ist, aber man müsste es reduzieren. Das ist allerdings schwierig", so Klenz. "Ich ziehe den Hut vor den Pflegekräften", fügt sie an.

"Wir stehen super da"

Wie gut das Sozialzentrum Laim in den Bewertungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) abschneidet, darüber kann man sich bei einem Blick auf die Homepage der Einrichtung ein Bild machen. "Der MDK hat auf jeden Fall seinen Nutzen. Wir stehen super da. Aber am wichtigsten ist, dass es unseren Bewohnern gut geht", sagt die Leiterin.

Dass das so ist, dafür sorgen zum einen natürlich die Pflegekräfte. Hinzu kommen zahlreiche Veranstaltungen, an denen die Bewohner teilnehmen können. Gerade trifft sich in einem Raum die Dichter- und Denkergruppe. Regelmäßig werden hier Texte vorgelesen und darüber diskutiert. Einmal im Monat besuchen außerdem die KlinikClowns das Sozialzentrum. Auch Amalie Hausmann nimmt gerne an den Veranstaltungen teil. Die gebürtige Münchnerin schätzt die Gruppen- und Einzelangebote. "Und jeden Monat kommt ein Musiker", sagt sie. "Wir haben hier eigentlich immer Unterhaltung. Das ist gut, denn alle meine Bekannten sind schon tot."

"Es ist mein Traumberuf"

Die Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz ab September sind bereits abgeschlossen. Fünf neue Auszubildende werden kommen. Das ist wichtig. Denn an Fachkräften mangelt es. "Ich bekomme etwa alle drei Monate eine Bewerbung von einer ausgebildeten Fachkraft", erklärt Evelyn Klenz. Zeitdruck, Dokumentation und der Anspruch, den Bewohnern eine hohe Lebensqualität und Zufriedenheit zu bieten – das alles macht den Beruf täglich zu einer Herausforderung. Für Evelyn Klenz käme trotzdem nichts anderes infrage. "Es ist mein Traumberuf", bekräftigt sie.

Weitere Infos über das Sozialzentrum Laim gibt es unter www.awo-muenchen.de im Internet.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt