Seit 110 Jahren stillgelegt
Der alte Friedhof bei St. Ulrich in Laim
Er ist ein wahres Kleinod, ein verborgener Schatz im Herzen Laims: Der Friedhof von St. Ulrich. Erst wenn man von der Agnes-Bernauer-Straße zur St. Ulrichs-Kirche einbiegt, enthüllt sich, was durch dicke Mauern vom Straßentreiben getrennt liegt. Verwunschen wirkt der Friedhof mit seinen wenigen alten Grabmälern, erinnert an alte Zeiten und Menschen aus Laim, die den Ort im letzten Jahrhundert prägten. Heute sind nur noch 15 Grabstätten auf dem Gottesacker übrig, der einst die Bewohner des Dorfes Laim und des Weilers Friedenheim beherbergte. Bestattet wird hier nicht mehr: Fast 110 Jahren ist es her, dass bei St. Ulrich jemand zur Ruhe gebettet wurde.
Seit 1907 wird am Waldfriedhof beerdigt
„Hier, am Friedhof von St. Ulrich habe ich noch nie jemanden beerdigt“, sagt Pfarrer Georg Rieger, Leiter des katholischen Pfarrverbands in Laim. Seit fünf Jahren ist Pfarrer Rieger in Laim – die in dieser Zeit verstorbenen Stadtteilbewohner geleitete er aber nicht am Laimer Friedhof zur letzten Ruhe. Der Grund dafür ist: Mit der Eingemeindung Laims nach München im Jahr 1900 ging auch das Recht der Laimer verloren, über die Bestattungen auf „ihrem“ Friedhof zu bestimmen. 1907 wurde der Waldfriedhof eröffnet, wo die Laimer seither bestattet werden. Heute zählt der Friedhof von St. Ulrich mitsamt der Kirche zu den erhaltenswerten Denkmälern und wurde vom Landesamt für Denkmalpflege in die Denkmalliste aufgenommen. Ein historisches Zeugnis für die Jahrhunderte zurückreichende Geschichte des Stadtteils ist der Laimer Friedhof:
Bereits 1315 wurde die St. Ulrichs Kirche – damals noch als Filiale von Aubing – mit dem dazugehörigen Friedhof urkundlich erwähnt. Im Laufe der Zeit wurde der Friedhof erweitert, Ende des 19. Jahrhunderts eine Friedhofsmauer errichtet und auch ein sogenanntes Leichenhaus gebaut.
„Promis“ aus Laim
Laut Recherchen des Historischen Vereins Laim befanden sich zur Jahrhundertwende etwa 100 Gräber auf dem Laimer Friedhof: „Als `Gräber um die Kirche´ wurden 45 bezeichnet. Zu den letztgenannten zählten auch die heute noch bestehenden Familiengräber“, schreibt Josef Kirchmeier in seinem Beitrag zum Friedhof von St. Ulrich im „Laimer Almanach 2016/ 17“. Viele Gräber mussten weichen, etwa dem Neubau der St. Ulrichs Kirche, die vor 100 Jahren eingeweiht wurde. Die Namen auf den noch 15 erhaltenen Grabstätten lesen sich indes wie das „who is who“ aus Laim. Bestattet sind hier etwa Mitglieder der Gutsbesitzer-Familie Ballauf und Sedlmaier. Imposant wirkt – vermutlich damals wie heute – das Familiengrab des Schmiedemeisters Eggenhofer wegen des großen Engels, der mit ausgebreitet Flügeln auf dem Grabstein thront. Welche Geschichten hinter den Namen stecken und was sie über Laim erzählen – der Historische Verein Laim hat dazu geforscht und einiges Wissenswertes dokumentiert. Infos bietet die Seite www.laimer-historiker.de im Internet.
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