Paradevillen und Kleinode
Eine Ausstellung des Historischen Vereins Laim
Sie verschwinden zunehmend aus dem Stadtbild – die herrschaftlichen, verspielten, pompösen, in jedem Fall ansehnlichen historischen Einfamilienhäuser eines früheren Großbürgertums. Die alten Villen, die nicht nur bauliche Zeugnisse einer bestimmten Epoche sind, sondern zugleich die Geschichten ihrer Erbauer oder Besitzer in ihren Gemäuern bergen.
„Auch Villen haben eine Geschichte“, findet der Historische Verein Laim und widmet nun den schönen Laimer Villen seine diesjährige Ausstellung unter dem gleichnamigen Titel – jenen Villen, die es im Stadtviertel noch zu bewundern gibt und jenen, die in den vergangenen Jahren abgerissen wurden. Der Fokus dieser Ausstellung ist dabei auf Villen gerichtet, die von finanzkräftigen Bürgern vor und nach 1900 im Stadtteil errichtet wurden. Dabei stehen nicht nur die allseits im Viertel bekannten Villen im Vordergrund, sondern auch solche, die im Verborgenen erhalten geblieben sind.
Villen um 1900
Vor rund 100 Jahren gab es in Laim noch großzügige Bauflächen und ein bauwilliges Großbürgertum. Etliche Laimer Villen, die bis heute in ihrer Bausubstanz unverändert erhalten blieben, zeugen davon. Das prominenteste Beispiel unter ihnen ist die Villa, die vom Laimer Anger aus zu sehen ist und von der alteingesessenen Familie Ballauf bewohnt wurde. Sie gilt den Laimern als die „Paradevilla“, die den Stadtviertelkern seit vielen Jahren prägt. Weniger bekannt ist hingegen das Kleinod in der Friedenheimer Straße, eine Villa, die vergleichsweise im Verborgenen liegt.
Durch die Mithilfe vieler Laimer Villeneigentümer gelang es dem Historischen Verein, interessantes Material zu der Geschichte und den Geschichten der alten Villen zusammenzutragen. Anhand von alten und neuen Fotos (viele davon stammen vom Fotografen Josef Stöger), Plänen und Dokumenten will der Verein auf die baulichen Perlen im Stadtviertel aufmerksam machen. Darüber hinaus will der Historische Verein jedoch auch die Gefahren aufzeigen, die heute diesen alten Villen drohen.
Schützenswerte Geschichte
„Leider besteht auch bei einigen dieser Villen die Gefahr des Unterganges, wie es mit der in der Helmpertstraße (neben der Neuapostolischen Kirche), trotz Eintragung in die Denkmalliste, bereits geschehen ist“, erklärt dazu Josef Kirchmeier vom Historischen Verein Laim. Die alte 20er Jahre Villa in der Helmpertstraße wurde trotz vehementer Kritik aus der Bürgerschaft und der Lokalpolitik vor vier Jahren abgebrochen und durch ein neues Mehrfamilienhaus ersetzt. Jene Villen, die bis heute noch stehen, sind schützens- und erhaltenswert, findet der Historische Verein Laim. Daher sei die Ausstellung auch ein „Danke“ an diejenigen, die sich um die Villen bemühen: „Es ist uns ein Anliegen, uns bei den jetzigen Eigentümern zu bedanken, die bisher für den Erhalt und Unterhalt dieser bemerkenswerten Bauten gesorgt haben“, erklärt der Verein. Aufmerksamkeit für die Laimer Villen will der Historische Verein auch in seinem jährlich erscheinenden „Laimer Almanach“ schaffen. So wird Lothar Schmid im nächsten Almanach eine Villa im Detail beschreiben und auch die künftigen Publikationen sollen Einblick in die Geschichte und die Geschichten einzelner Villen und ihrer früheren und jetzigen Bewohner geben.
Ausstellungsbeginn
Die Ausstellung „Auch Villen haben eine Geschichte“ wird am Mittwoch, 1. Juni, eröffnet. Zur Vernissage um 19.30 Uhr sind Interessierte herzlich eingeladen. Hier bietet sich auch die Gelegenheit mit Mitgliedern des Historischen Vereins ins Gespräch zu kommen. Bis Dienstag, 26. Juli, wird die Ausstellung bei kostenlosem Eintritt in den Räumen der Stadtbibliothek Laim (Fürstenrieder Straße 53) zu besichtigen sein. Die Öffnungszeiten sind Mo, Di, Do, Fr 10 – 19 Uhr, Mi 14 – 19 Uhr. Informationen zur Ausstellung bietet sowohl die Bibliotheksseite www.muenchner-stadtbibliothek.de/laim als auch die Seite des Historischen Vereins Laim www.laimer-historiker.de im Internet.
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