Mögen die Glocken erklingen
St. Philippus bekommt ein eigenes Geläut
Bim-bam, bim-bam – im katholischen Pfarrverband Laim läutet es zu großen Feiern oder wenn zum Gottesdienst gerufen wird aus fast allen Kirchtürmen im Viertel. Nur ein Campanile bleibt still. St. Philippus (Westendstraße 249) schweigt als einzige der vier Pfarreien in Laim, und das schon seit der Einweihung von Kirche und Pfarrzentrum im Oktober 1982. „In unserem Kirchturm hing noch nie eine Glocke. Beim Neubau des Kirchenzentrums war dafür kein Geld mehr vorhanden. Der künstlerischen Ausgestaltung der Kirche und der Orgel, die allein 800.000 DM (Deutsche Mark) kostete und zum Großteil von der Gemeinde selbst finanziert werden musste, wurden Priorität eingeräumt“, erklärt Albert Limmer, seit 1995 Kirchenpfleger in St. Philippus. Der Wunsch nach eigenen Kirchenglocken bliebt über 35 Jahre lebendig und soll sich nun erfüllen. Lange hat die Gemeinde gespart und Spendenveranstaltungen organisiert. Jetzt macht sich die Glockengießerei Bachert in Neunkirchen (Baden) daran, das Geläut für den Laimer Campanile zu gießen. Zu Ostern sollen dann die neuen Glocken zum ersten Mal erklingen.
„Mit Beharrlichkeit, Ausdauer und Liebe“
Englisches Flair wird im Stadtteil Laim einkehren, wenn die neuen Kirchenglocken in Laim ertönen: „Besonderen Charme hat meiner Meinung die Tonfolge. Es ist dieselbe wie in Westminster, London“, freut sich Sylvia Gräfenstein, die im sogenannten Glockenausschuss vorsitzt, den der Pfarrgemeinderat eigens für das Projekt eingerichtet hat. Dass St. Philippus sich überhaupt eigene Glocken anschaffen kann, ist maßgeblich dem Eifer der Gemeinde zu verdanken. „Wir haben es innerhalb von drei Jahren geschafft rund 100.000 Euro in Form von Spenden zu sammeln“, erklärt Gräfenstein stolz. Die Glocken mitsamt Joche, Klöppel und Antrieb kosten zirka 138.000 Euro, die Projektkosten sind mit insgesamt 160.000 Euro veranschlagt. Vom Ordinariat und vom bayerischen Kultusministerium sind Zuschüsse von 20.000 Euro bzw. 8.000 Euro. zugesagt. Es fehlen also noch etwa 30.000 Euro, welche die Gemeinde durch weitere Spendenaktionen aufbringen will. „Ich muss zugegeben, ich bin überwältigt. Wir haben uns diese Glocken erarbeitet mit Beharrlichkeit, Ausdauer und Liebe“, schwärmt Gräfenstein. So soll nun auch der Name der Glocken widerspiegeln, was St. Philippus ausmacht: „Glocke der Zukunft – für unsere Kinder und Kindeskinder; Glocke der Vergangenheit – für unsere Wurzeln und unsere Ahnen; Glocke der Gegenwart – für unsere Gemeinde St. Philippus und die größte der Damen: Glocke des Friedens und der Vollendung bei Gott.“ Dabei waren sich die Gemeindemitglieder aber nicht von Anfang an einig darüber, ob Kirchenglocken noch zeitgemäß sind und nach St. Philippus passen.
Der Wille der Gemeinde
Das Für und Wider für die Anschaffung von Glocken wurde lebhaft wie kontrovers in der Gemeinde diskutiert. „Deshalb ließ auf Vorgabe der Kirchenverwaltung der Pfarrgemeinderat alle Gemeindemitglieder darüber abstimmen, um letztlich den "Willen der Gemeinde" für oder gegen Glocken zu erfahren. Gut zwei Drittel stimmten mit "ja"“, erinnert sich Limmer. Im Juli 2015 war dann die Entscheidung gefallen. Jetzt werden die vier Bronzeglocken mit einem Gesamtgewicht von 5.150 Kilogramm gegossen, die größte von ihnen wird 2.200 Kilogramm wiegen. Feierlich geweiht wird mit Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg am Samstag, 6. April 2019, so dass die Glocken pünktlich zu Ostern erklingen werden.
Alle Skeptiker der Glocken seien daran erinnert, dass St. Philippus auch künftig nicht jede Viertelstunde bimmeln wird. Denn das sogenannte sakrale Geläut wird ausschließlich zu besonderen Anlässen erklingen und keinen Stundenschlag geben. Wer hingegen das Glockenprojekt weiter unterstützen möchte, kann dies über das Spendenkonto bei der LIGA-Bank München. IBAN: DE88 7509 0300 0002 1449 56, Stichwort: Glocken für St. Philippus.
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