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Leine los für den Baumschutz

Bezirksausschuss Laim votiert für Slacklineverbot

Slacklining ist Mode! Die CSU-Fraktion im Laimer Bezirksausschuss fürchtet jedoch um die Gesundheit der Bäume und fordert ein Verbot. (Bild: Rainer Sturm_pixelio.de )

Gleichgewicht halten! Das ist die Devise beim sogenannten Slacken (auch Sklacklining oder Slacklinen). Akrobatische Seiltänzer sind in Mode und die Slackline gehört zur neuen Trendsportart. Nicht nur dass nahezu jedermann diesen sportlichen Gang über die Leine wagen kann, auch ist das Ganze kostengünstig. Schließlich braucht man zum Slacken nur zwei Bäume zwischen die man eine Leine spannt und schon kann das Balancieren losgehen. Was nach harmlosem Spaß klingt, der dem früheren Klettern auf Bäume gleichkommt, ruft nun Kritik hervor. Denn beim Slacklining leiden die Bäume, an denen gezerrt und gerüttelt wird. Gleichwicht halten muss auch der Mensch mit der Natur. Daher fordert der Bezirksausschuss (BA) Laim in seiner jüngsten Sitzung, die Leinen im Sinne des Baumschutzes loszubinden. Mit knapper Mehrheit setzt sich das Gremium für ein Slackline-Verbot im Westpark ein.

„Verbote bringen nix“

Der Antrag stammt von der CSU-Fraktion im Laimer BA. Federführend ist Fraktionssprecherin Anette Zöllner, die fordert, dass die Landeshauptstadt München ein Verbot für Slacklines in öffentlichen Grünflächen verhängen soll. „Schlimmes“ habe Zöllner bereits im nahegelegenen Westpark beobachten müssen: „Mehrfach wurde ein Seil über 100 Meter in ca. drei Meter Höhe dicht unter der Baumkrone gespannt. Wenn dann ein Sportler in Seilmitte mit Auf- und Abschwingübungen beginnt, biegen sich die Bäume unter der Last“, empört sich Zöllner. „Das hat mir die Zornesröte ins Gesicht getrieben.“ Groß ist die Sorge der Slackline-Kritiker, dass Bäume durch den Trend stark geschädigt werden, etwa weil zu viel Druck auf den Stamm ausgeübt wird. Auch quetschen die Gurte den Bäumen buchstäblich den Saft ab. „Gefährdet ist das Kambium, die wichtige Wachstumszone des Baumes zwischen Rinde und Holz, Wird das Kambium beschädigt, kann die Rinde absterben, Pilzbefall und das Absterben von Wurzelpartien ist die Folge“, argumentiert die CSU in ihrem Antrag. Und auch die Baumrinde leidet, wenn etwa kein Schaumstoffpolster als Schutz dient.

Alternative: Slackline-Anlage

Alternativ sollte die Stadt München Slackline-Anlagen errichten, findet die CSU-Fraktion. Stabile Pfosten könnten statt der Bäume zum Slacken genutzt werden. Bei der SPD fand der CSU-Antrag einige Fürsprecher. SPD-Vorsitzende Martha Mertens etwa unterstützt den Antrag und argumentiert: „Das Ruckeln am Baum lockert das Wurzelwerk.“ Der Westpark sei gerade mal 34 Jahre alt, so dass auch die meisten Bäume hier noch zu jung seien, um das Slacken auszuhalten. Durch die Schadstoffe in der Stadt stünden die Bäume ohnehin unter Stress. Ein Verbot könnte eine Debatte um die Mode-Sportart in Gang setzen, glaubt Mertens. Parteikollegin Stefanie Junggunst hingegen plädiert für die Anbringung von Hinweisschildern, die das „richtige“ Slacken erläutern. Die Grünen stellten sich mehrheitlich gegen ein Verbot. „Verbote bringen nix“, argumentiert Grünen-Sprecherin Jutta Hofbauer. „Man muss es den Leuten leicht machen, Bäume zu schützen.“ Man könnte sich etwa an die Regelung aus dem Englischen Garten halten. Dort gibt es kein Verbot, dafür aber wichtige Orientierungshilfen für Slacker. Die dort zuständige Schlösser- und Seenverwaltung hat zusammen mit dem Deutschen Alpenverein (DAV) einige Tipps formuliert. Darunter auch, dass nur Bäume mit einem Durchmesser von über 30 Zentimeter für das Spannen der Slackline geeignet sind. „Die Zeit drängt“, mahnt Anette Zöllner. Im BA Laim hat die Mehrheit der Gremiumsmitglieder für ein klares Slacklineverbot  in öffentlichen Grünanlagen gestimmt, verbunden mit der Aufforderung, Slackline-Anlagen als Alternativen zu errichten.


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