Laimer Fassmacher tanzen
Die Fassfabrik Schmid stellt Schäffler
Sie ist die letzte noch bestehende Fassfabrik in der Region: Die Fassfabrik Wilhelm Schmid in der Straubinger Straße 34. Echtes Handwerk wird hier seit über hundert Jahren betrieben, Holzfässer gefertigt und repariert. Seit der Gründung 1914 wird das Wissen um die Fassherstellung und der Betrieb in der Familie weitergegeben. Wilhelm Schmid führt das Unternehmen in dritter Generation, seit 2011 ist Sohn Peter eingestiegen. Die Laimer Fassmacher stellen aber nicht nur die beliebten Bier- oder Weinfässer her. Alle sieben Jahre tanzen sie! Der Schäfflertanz ist wichtiger Teil der Tradition und Kultur Münchens. Dass die Fassfabrik Schmid dabei alle „echten“ Schäffler im „Fachverein der Schäffler Münchens“ stellt, wundert da kaum, sind die Laimer Fassmacher doch die einzigen noch verbliebenen ihrer Zunft in München und dem Umland. Schäfflermeister Wilhelm Schmid (62) ist Vorsitzender des Vereins, Sohn Peter erster Vortänzer. Während der jetzt beginnenden Hauptsaison für die Schäffler-Auftritte sind die Laimer Fassmacher gefordert. Münchenweit tanzen sie, am Samstag, 2. Februar, sind sie in Laim.
Altes Handwerk im Aufschwung
Bier- und Weinfässer sowie Kübel aus Eichenholz verlassen die Werkstatt, außerdem Holzkrüge und -becher. Im hinteren Bereich zieht Dampf die Decke entlang. „Das ist Wasserdampf, da wird das Holz gebogen“, erklärt Peter Schmid (29). Es wird gefräst und gehämmert, Fässer stehen zum Trocknen oder werden für die Lieferung fertiggemacht. Bei der „Fassfabrik Schmid“ wird Tradition hoch gehalten. Seit jeher lebt und arbeitet die Familie auf dem einstigen Hof. Zur Hauptkundschaft der Laimer Fassmacher gehören die Münchner und die bayrischen Brauereien, vereinzelt fertigen sie fürs Ausland, liefern auch mal Schnaps- oder Weinfässer. Sorge darum, ob das traditionsreiche Handwerk einmal aussterben könnte, besteht hier nicht: „Das Handwerk wird wohl auch in Zukunft gebraucht, wir haben wieder einen Aufschwung bemerkt. Die Schäfflerei ist nach wie vor Kernstück der Firma, wir handeln jedoch auch mit dem Zubehör für Fässer und mit Kunststoff- und Blechfässern“, erklärt Peter Schmid. Neben acht Fassmachern und einem Meister beschäftigt der Betrieb fünf Gesellen und bildet zwei Lehrlinge aus. Allesamt sind Mitglieder im Schäfflerverein!
400 Auftritte in acht Wochen
Über 400 Auftritten in acht Wochen bestreiten die Schäffler. Die meisten Laimer Fassmacher tanzen mit, einige wenige halten den Betrieb in Laim aufrecht: „Fünf bleiben in der Firma, inklusive mir“, sagt Vereinsvorsitzender Wilhelm Schmid. Längst zählt der Verein auch andere Berufsgruppen zu seinen Mitgliedern, lässt auch Informatiker oder Banker tanzen. So kann das Brauchtum weiterleben: „Nachwuchsprobleme gibt es nicht direkt. Es ist zwar nicht immer ganz leicht Nachwuchs zu gewinnen, aber die Tanzgruppe haben wir wieder erfolgreich aufgestellt. Es war schon knapper. Immerhin sind zehn Teilnehmer unter 30 dabei, also fast die Hälfte“, freut sich Peter Schmid. Aus 25 Mann besteht die Tanzgruppe, die alle sieben Jahre das Bein schwingt – und die Reifen (zwei Reifenschwinger gehören dazu). Warum sich auch noch die Jugend für den alten Tanz in traditioneller Tracht interessiert? Peter Schmid sagt, es sei Pflicht und Freude zugleich. „Es ist schön, die Tradition aufrecht zu erhalten, denn das ist Kultur und das ist München.“ Schäfflermeister Wilhelm Schmid tritt einstweilen etwas kürzer: „Ich tanze diese Saison nicht mit. Das ist Aufgabe der jungen Mitglieder.“
Am 2. Februar sind die Schäffler um 13 Uhr am Laimer Anger zu sehen, finanziert durch den Bezirksausschuss Liam. Alle weiteren Auftritte gibt´s unter www.schäfflertanz.com im Netz.
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