Kurzzeit-Vermietung statt bezahlbare Wohnungen
In der Elsenheimerstraße soll ein Boardinghouse einziehen
Statt des ursprünglich, vor zwei Jahren geplanten Studentenwohnheims soll in der Elsenheimerstraße 48-50 ein sogenanntes Boardinghouse einziehen. Das bestehende Bürogebäude soll dafür umgebaut, um zwei Etagen aufgestockt und dann umgenutzt werden. Eine weitere Beherbergungsstätte für Laim soll es damit geben, die sich jedoch vorranging an Gutverdiener beziehungsweise Firmen richtet. Denn ein Boardinghouse stellt möblierte Appartments zur Kurzzeitvermietung zur Verfügung – ein Wohnangebot, das vor allem von Unternehmen genutzt wird, die über längere Zeit Mitarbeiter für bestimmte Projekte in andere Städte entsenden und ihnen im Boardinghaus ein „Zuhause auf Zeit“ anbieten.
Der Bezirksausschuss (BA) Laim lehnt dieses Nutzungskonzept für die Elsenheimerstraße 48-50 ab. Der zuständige Unterausschuss (UA) für Bausachen im Laimer BA begründet: „Die Schaffung von Studentenwohnungen hätten wir grundsätzlich sehr begrüßt. Boarding-Houses, Hotels und ähnliche gewerbliche Wohnmodelle werden vom BA 25 Laim abgelehnt, denn damit wird das in München derzeit boomende Geschäft mit möblierten Appartements für hochpreisige Kurzzeit-Vermietung für mobile und flexible Gutverdiener bedient. Das geht am Bedarf an bezahlbaren und familiengerechten Wohnungen vorbei und zerstört gewachsene soziale Strukturen“, findet der UA Bau unter der Leitung von Anette Zöllner (CSU). Auch an der geplanten Baumasse übt der UA Bau Kritik.
„Ungeheure Baudichte“
Dichte Bauvorhaben gehören zunehmend zum Laimer Straßenbild. Auch in der Elsenheimerstraße ist dicht geplant, denn auf etwa 4.500 Quadratmeter Grundstücksfläche sind 49.350 Quadratmeter Baumasse vorgesehen. Angestrebt ist, das fünfstöckige Bestandsgebäude um weitere zwei Etagen aufzustocken. Neben der Nutzung als Boardinghouse sollen aber durchaus auch Wohnungen entstehen: 158 Boarding-Einheiten, die etwa 315 Betten beherbergen können und zusätzlich 71 Wohnungen sieht der neue Eigentümer im jüngst vorgelegten Antrag auf Vorbescheid vor.
Vor zwei Jahren noch stand das Gebäude im Eigentum der Patrizia Immobilien AG, jetzt ist die ISARIA GmbH für den Bau zuständig. Maßgebliche Änderungen haben sich jedoch trotz des Eigentümerwechsels nicht ergeben. Zwei Mal hatte der BA Laim die vorgelegte Planung für die Elsenheimerstraße 48-50 bereits abgelehnt und stimmte nun auch gegen den aktuellen Plan. „Die ungeheure Baudichte wird hier, wie bereits bei den ersten beiden Voranfragen, angestrebt“, erklärt der UA in seinem Tagungsprotokoll, das jüngst im Laimer BA verabschiedet wurde. Der BA Laim fordert daher erneut eine Umplanung.
Bezahlbarer Wohnraum gefordert
Zu wenige Wohnungen sind nach Ansicht des Laimer BA hier geplant. Statt der Appartments zur Kurzzeit-Vermietung wünscht man sich „bezahlbaren Wohnraum für Familien und Menschen jeden Alters“. Da laut Stellplatzsatzung der Stadt München jeder neu zu schaffenden Wohnung ein Stellplatz zustehen muss, könnten in der Elsenheimerstraße immerhin 185 neue Wohnungen entstehen, denn ebenso viele Stellplätze sollen laut Bauherrn unterirdisch untergebracht werden. Des Weiteren fordert der BA Laim Geschäfte und Einrichtungen für den täglichen Bedarf sowie „attraktive Gemeinschafts- und Begegnungsstätten ohne Konsumzwang“. Dass der Bauherr die Errichtung zweier Spielplätze sowie die Schaffung eines Dachgartens vorgesehen hat, überzeugt das politische Gremium noch nicht. Begrünte Freiflächen, zudem ausreichend Fahrradabstellplätze und auch „jeder Wohnung direkt zugeordnete und ausreichend große Balkone, Terrassen und Loggien“ will man im Bauvorhaben umgesetzt sehen. „Das Bauvorhaben wird weiterhin abgelehnt“, heißt es daher einstimmig vom Laimer BA.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH