Kunst vom Keller bis zum Dach
Gewerbehof West wird zwischengenutzt
Kunst in Hülle und Fülle! Ausgerechnet im Stadtteil Laim, der bislang nicht gerade als Kunst- und Kultur-Hotspot in München galt, entsteht aktuell ein großes Kunstprojekt. Der Gewerbehof West in der Zschokkestraße 36 wird in den nächsten Wochen für das Kunstprojekt mit dem Namen „Z common ground“ zwischengenutzt. 80 Künstler und Kollektive umfasst das Projekt, die sich im vierstöckigen Bau sowie dem umgebenden Areal nach Herzenslust und Kunstbegehren austoben dürfen. 4.000 Quadratmeter stehen zur Verfügung, wobei vom Keller bis zum Dach alles bespielt werden darf, was nicht der Brandschutzordnung unterliegt. Der Gewerbeklotz darf Ausstellungsort und Werkstoff zugleich sein, bevor er abgerissen wird. Bildhauer, bildende Künstler, Graffiti- und Street-Art- oder Performance-Künstler machen mit, auch Studenten der Kunstakademie sowie der LMU steuern Projekte bei. Interdisziplinär und in großer Bandbreite soll hier Kunst den alten Gewerbehof „zerneuern“ – so das Motto. Dafür wurden auch die Münchner Kammerspiele, das Theaterfestival Radikal Jung (Volkstheater) sowie das Lenbachhaus München als Kooperationspartner gewonnen. Die Eröffnung für die vielen Kunstaktionen und Ausstellungen ist für den 30. April geplant.
„Es geht um Interaktion“
„Z common ground“ soll Künstler verschiedener Sparten ein Experimentierfeld sein. Es geht um das gemeinsame „zerneuern“ (eine Wortneuschöpfung aus zerstören und erneuern), bevor der Gewerbehof, der sich im Eigentum der Porticon-West Gewerbeimmobilien GmbH von Markus Ballauf befindet, abgebrochen wird, um Platz für neuen Wohnraum zu schaffen. Kuratiert wird die groß angelegte Zwischennutzung von Kunsthistorikerin Laura Lang, Street-Art-Künstler Loomit und Künstler Daniel Man. Bekannte, auch akademische Künstler sowie Kunstschaffende aus der Subkultur oder der Street-Art haben sie für das Projekt zusammengebracht. „Es geht um Interaktion, natürlich zwischen den Künstlern und Künstlerinnen, aber auch zwischen verschiedenen Kunstsparten. Es geht um Austausch mit den Nachbarn und Nachbarinnen und Anwohnern und Anwohnerinnen und mit lokalen Initiativen“, erklärt Laura Lang. Daher sind auch Vereine, Gruppen und Verbände vertreten, die zum Mitmachen einladen. Für Aktionen mit Besucherbeteiligung sorgen etwa die IG Feuerwache, die einen Workshop für Kinder und Jugendliche anbietet, das Musische Zentrum, das Jugendliche zum Tanzworkshop einlädt, und PA/Spielkultur e.V., die verschiedene Spielaktionen organisieren. Der Verein Skateboarding München baut im Keller eine Rampe auf, die zur allgemeinen Verfügung steht. Als einzige Laimer Gruppe wird die Initiative inlaim vertreten sein. Sie wird eine Lounge einrichten, in der unter anderem die Ergebnisse einer Stadtteilbefragung visualisiert werden sollen.
„Common ground“ bis 2. Juni
Veranstaltet wird das Kunstprojekt vom Verein für Urbane Kunst e.V., der vor einem Jahr eigens für dieses Projekt gegründet wurde. Mitbegründerin des Vereins ist Astrid Weindl, die lange Zeit Leiterin der Alten Färberei war und hervorragend in der Kunstszene vernetzt ist. Gefördert wird das Projekt vom Kulturreferat der Stadt München. Bis voraussichtlich 2. Juni soll der Gewerbehof als „common ground“ (englisch: gemeinsamer Boden) genutzt werden. Der Eintritt zu fast allen Aktionen, Diskussionen, Kunstschauen oder Performances im nun entstehenden kollektiven Kunstwerk an der Zschokkestraße 36 sind kostenfrei, um eine Spende wird gebeten. Kostenpflichtig sind jedoch die Besuche der Theateraufführungen: Die Münchner Kammerspiele zeigen "Werther's Quest for Love" an acht Abenden, die Performance-Truppe „The Agency“ präsentiert bereits am 27., 28. und 29. April (während des Theaterfestivals „Radikal Jung") den Beitrag „Medusa Bionic Rise“. Während der gesamten Projektzeit wird im Erdgeschoss ein Café unter dem Namen s:gut betrieben. Infos zum Projekt bietet die Seite www.z-common-ground.de im Internet.
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