Kleine Inseln des Glücks
Die KlinikClowns im Kompetenzzentrum Demenz
„Veronika, der Lenz ist da“, „Tief drin im Böhmerwald“, „Schuld war nur der Bossa Nova“ – allein die Titel der bekannten Ohrwürmer zaubern wohl bei jedem, der sie kennt, ein nostalgisches Lächeln auf die Lippen – aber wer kann wohl außer beim Refrain noch mitsingen? Im Kompetenzzentrum Demenz jedenfalls können viele der Bewohner und Bewohnerinnen alle Strophen, und ja, strahlen und wiegen sich im Takt, manch einer wagt gar ein Tänzchen mit Lulu.
Lulu hat eine rote Nase auf, ein ziemlich buntes Kleid an und ihre Begleitung mit der Quetsche sieht ganz ähnlich aus. Die beiden sind KlinikClowns und besuchen seit September letzten Jahres einmal im Monat die gut hundert Senioren mit dementiellen und gerontopsychiatrischen Symptomen. Sie unterhalten sich mit ihnen, musizieren, erzählen und hören Geschichten, kommen mit leichtem Schritt und viel Aufmerksamkeit auf die Menschen zu, um sie herauszulösen aus dem oft dichten Nebel des Vergessens und der Traurigkeit.
Annahme und Würde
Die Gesellschaft wird immer älter, da besser versorgt und besser genährt. Aber mit dem steigenden Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit und steigen ganz konkret die Fälle von Demenz in den verschiedensten Formen. Vom schlichten Vergessen des gerade Besprochenen bis zu weitreichenden Veränderungen der Persönlichkeit und darüber hinaus reicht die Palette der Einschränkungen, die jedoch eines niemals erreichen: das Bedürfnis eines jeden Menschen nach Aufgehobensein, Annahme, Sicherheit, Würde.
Das Münchner Kompetenzzentrum Demenz im Österreicherviertel zwischen Laim und Pasing stellt als Richtlinie auf, dass nicht die Pflege im Vordergrund steht, sondern der Mensch mit seinen Kompetenzen. Dieser Ansatz – der natürlich die Pflege selbst nicht vernachlässigt – trifft sich mit dem Grundgedanken der KlinikClowns, die bei ihrer Arbeit in Kinderkrankenhäusern, Seniorenheimen, Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen und Menschen in ihrer letzten Lebensphase immer das Gegenüber in den Vordergrund stellen und den aktuellen Moment, nicht die Krankheit oder das Leid.
Mit Fingerspitzengefühl und einem großen „Fundus“ schaffen Lulu und Ferdi mit den Bewohnern des Kompetenzzentrums aktive und belebende Erinnerungen, die zur Steigerung der Lebensqualität beitragen.
Der Humor bleibt
Die Arbeit der KlinikClowns wird seit 20 Jahren zum allergrößten Teil durch Spenden und Sponsoren ermöglicht. Anschubfinanzierungen wie jetzt im Kompetenzzentrum sind wichtig und helfen, die Besuche zu etablieren und heraus zu finden, ob die Bewohner und Bewohnerinnen darauf ansprechen und von den heiteren Visiten profitieren. Im Falle des Kompetenzzentrums Demenz sind sich alle einig, dass Lulu und Ferdi ein Gewinn sind.
Sozialpädagogin Sabrina Czechorowski formuliert es so: „Der Besuch der KlinikClowns ist ein unvergleichbares Geschenk für unsere Bewohnerinnen und Bewohner. Sie müssen schwere Verluste ihrer Erinnerungen und Fähigkeiten erleiden, in häufigen Fällen erkranken die Seniorinnen und Senioren neben einer Demenz daher auch an Depressionen. Was ihnen jedoch allen mitunter am längsten erhalten bleibt, ist ihr Humor. Die Clowns Ferdi und Lulu schaffen es, unsere Bewohner auf kleine Inseln des Glücks und der Lebensfreude zu entführen. In dieser wertschätzenden Begegnung scheinen sie ihre Sorgen, Ängste und ihren Kummer mithilfe des durchdachten Repertoires des Clowns hinter sich zu lassen und einfach nur den Moment zu genießen. Wir alle freuen uns jeden Monat auf diesen Besuch. Und man glaubt es kaum, aber bei aller Vergesslichkeit bleibt die Erinnerung an die KlinikClowns wie ein leuchtender Funken der Hoffnung bei vielen unserer Bewohner erhalten.“
Bitte um Spenden
Damit Ferdi und Lulu auch weiterhin soviel Freude und waches Miteinander verbreiten können, bittet der KlinikClowns e.V. um Spenden. Unter www.klinikclowns.de sind weitere Informationen und die Spendenmöglichkeit zu finden. Wer direkt spenden möchte, vermerkt beim Verwendungszweck „Kompetenz Demenz“.
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