„Jeder gerettete Baum ist gut“
Bäume in der Gotthardstraße fallen für die U5-Verlängerung
Nachdem das Bundesverkehrsministerium kürzlich Fördermittel zugesagt hat, kann die Finanzierung der Verlängerung der U-Bahnlinie 5 als gesichert gelten und der Bau, trotz angespannter, pandemiebedingter Haushaltslage, beginnen. Mit der U5-Verlängerung entstehen die neuen U-Bahnhöfe Willibaldplatz, am Knie und Pasing Bahnhof. Die Neubautrasse wird im ersten von drei Streckenabschnitt vom Laimer Platz nach Westen entlang der Gotthardstraße bis zur Willibaldstraße verlaufen. Dafür wird die Gotthardstraße in einem 1,2 Kilometer langen Abschnitt für den Bau des Tunnels aufgegraben. Erst im späteren Streckenverlauf wird bergmännisch gearbeitet.
Hunderte Bäume werden im Zuge des Tunnelbaus gefällt. Auf Anfrage beziffert ein Sprecher der Regierung von Oberbayern die Anzahl der zu fällenden Bäume (auf der gesamten Strecke inklusive U-Bahn-Abstellanlagen) auf ca. 1070, von denen fast alle nachgepflanzt werden sollen. „Als zusätzliche Ersatzmaßnahme des Naturschutzes werden auf einer externen Fläche im Kreuzlinger Forst (ca. 10 km entfernt), 1,3 Hektar eines standortgemäßen naturnahen Eichen-Hainbuchenwalds angelegt“, erklärt der Sprecher weiter. In einem Dringlichkeitsantrag fordert jetzt die Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen im Bezirksausschuss (BA) Laim, dass möglichst viele Bäume statt gefällt, lieber verpflanzt werden mögen. „Jeder gerettete Baum ist gut“, betont Martin Beier (Grüne). Der Antrag findet bei SPD und CSU im BA Laim jedoch keine Fürsprecher.
„Unbedingt jetzt“
Die Idee, die Bäume zu retten, finde man zwar grundsätzlich gut. „Ich sehe aber die Dringlichkeit nicht“, erklärt SPD-Fraktionssprecher Carsten Kaufmann, der eine Antragsbehandlung in den September vertagen will. CSU-Fraktionssprecherin Alexandra Gaßmann geht mit und fordert, dass man erst weitere Infos vom Gartenbaureferat einholen solle, um dann weitersprechen zu können. Die Grünen aber stellten heraus, dass sehr wohl Eile geboten sei, wenn man für die Bäume aus der Gotthardstraße noch etwas bewirken wollte. Voraussichtlich im Januar 2022 soll mit der Fällung begonnen werden. Auch läuft derzeit bereits eine EU-weite Ausschreibung der Bauleistungen, woran Christian Hartranft (Grüne) erinnert. „Unbedingt jetzt“ müsse man sich an die Stadtverwaltung wenden, um zu bekräftigen, „dass es uns um jeden Baum geht“, betont Hartranft.
Technisch jedenfalls sei laut Grünen-Fraktion die Verpflanzung auch großer Bäume möglich, wofür etwa die Stadt Nürnberg Beispiele gebe. Wenngleich die Verpflanzung von Bäumen teuer ist (7.000 Euro pro Baum wird im BA gemutmaßt) und auch nicht jeder Baum die Umsiedelung verkraftet, so lohne sich der Versuch: „Für Großstädte wie München ist jeder gesunde Baum wichtig – für das Kühlen im Sommer, für die Umwandlung von CO2 in Sauerstoff und als Lebensraum für viele Tiere“, so die Argumente der Antragsteller.
„good will“ der Stadt
Die Mehrheit aus SPD und CSU (die zusammen 13 Sitze im BA belegen) blockierte den Dringlichkeitsantrag der Grünen (mit zehn Sitzen eigentlich die stärkste Partei im Gremium) dennoch. „Ich bin auch für Bäume“, sagt BA-Vorsitzender Josef Mögele (SPD). „Aber man muss überlegen, wie man das geschickt anstellt.“ Die Stadt werde sich auf den längst gefassten Beschluss berufen und den Antrag aus Laim ablehnen. „Wir müssen auf „good will“ der Stadt hoffen“, meint Mögele. Und dies ginge nur im vertraulichen Gespräch. Mögele will sich nun mit Zustimmung des BAs um einen Gesprächstermin mit dem Gartenbaureferat bemühen. Im kleinen Kreis könnte man dann die Möglichkeiten diskutieren und eventuell den von den Grünen vorgelegten Antrag umschreiben.
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