„Enorme Baumasse“
Bürgergremium fordert: Bauvorhaben soll vorgestellt werden
Bezahlbaren Wohnraum, familiengerecht und barrierefrei, davon gibt es in München zu wenig. Vor allem Wohnungsbaugenossenschaften stehen dafür, dass sie ihren Mitgliedern preisgünstige Wohnungen anbieten. So auch der gemeinnützige Wohnungsverein München 1899 e.V.. Dieser ist Eigentümer von rund 3.100 Wohnungen in München, die nach eigenen Angaben für 8.70 Euro je Quadratmeter vermietet werden können. Mehr solcher Wohnungen will der Verein jetzt in Laim, entlang der Saherr-/ Josef-Schick-/ Guido-Schneble-Straße schaffen. Geplant sind laut eingereichtem Vorbescheid rund 200 Wohnungen, ein Pflegeheim mit ca. 60 Plätzen, eine KiTa sowie Gemeinschaftseinrichtungen und eine Tiefgarage mit 410 Stellplätzen. Der Bezirksausschuss (BA) Laim befürwortet grundsätzlich den Bau neuer Wohnungen, kritisiert jedoch die „enorme Baumasse“, die hier mitten ins Wohnquartier drängen soll. In einem gemeinsamen Dringlichkeitsantrag fordern SPD, CSU und Grüne, dass das Bauvorhaben öffentlich vorgestellt werde.
Abbruch des Hochhauses läuft
Bei größeren Bauvorhaben, die Einfluss auf das Viertel nehmen, wird der BA üblicherweise frühzeitig eingebunden. Zum einen, um Transparenz zu schaffen, zum anderen, um die Bürger mitzunehmen und Fragen und Bedenken rasch auszuräumen. Dies hat der Bauherr des Bauprojekts an der Saherr-/ Guido-Schneble-Straße nach Ansicht des BA Laim versäumt. In einem gemeinsamen „Antrag zur dringlichen Behandlung“ fordern SPD, CSU und Grüne aus dem BA Laim, dass das Bauvorhaben zeitnah vorgestellt werde. Die Neubaumaßnahme habe eine quartiersprägende Wirkung und „ist in dieser Form nicht mit dem gültigen Bebauungsplan vereinbar“, befinden die Antragsteller. Zu massig sei hier geplant, mit zu wenig Rücksicht auf bestehende Häuserstrukturen, findet etwa BA-Chef Josef Mögele (SPD). BA-Kollegin und Stadträtin Alexandra Gassmann (CSU) pflichtet bei: „So eine große Baumasse wirkt ins Viertel rein und muss mit uns besprochen werden.“
Laut Antrag auf Vorbescheid, der derzeit geprüft wird, ist ein Hochhaus mit zwei Untergeschossen einem Erdgeschoss und weiteren elf Obergeschossen angefragt. An der Saherr-/ Josef-Schick-Straße sollen weitere, fünf-geschossige Bauten mit Flachdach entstehen. Derzeit wird das Hochhaus an der Ecke Guido-Schneble-Straße / Saherrstraße abgebrochen, um Platz für den Neubau-Turm zu schaffen. Geplant ist zudem der Abriss des Parkdecks entlang der Saherrstraße sowie der Gebäude auf der Nordwestseite der Saherrstraße. Von rund 99 Bestandsbäumen könnten fast die Hälfte gefällt werden, fürchtet der BA. 23 der zu fällenden Bäume sind nach Ansicht des BAs jedoch erhaltenswert. In jede Richtung seien die Neubauten zu massig geplant und würden die Abstandsflächen überschreiten, kritisiert das Bürgergremium. Auch fehlten Flächen für Kinder. Der BA fordert, dass „zwingend“ ein neuer, vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werde.
Bereits versiegelte Flächen bebauen
Auf Anfrage äußert sich der gemeinnützige Wohnungsverein München 1899 e.V. ausschließlich schriftlich auf postalischem Wege. Der Vereinsvorstand erklärt in seinem Schreiben: „Größere Flächenversiegelungen und Baumfällungen sind so nicht notwendig, da durch den Abriss bestehender Gebäude (Hochgarage, Kindergarten und versiegelte Parkplätze) im Wesentlichen bereits versiegelte Flächen bebaut werden.“ Schmallippig bleibt man, was die konkreten Pläne angeht. Ein mögliches Bauvorhaben, dessen Realisierung von der Genehmigung der Stadt abhänge, werde man hinsichtlich Baukörper, Finanzierung und Nutzungsgebühr zunächst in den eigenen Gremien besprechen, bevor man die Öffentlichkeit in die Entscheidungsfindung miteinbeziehe. Zugleich deutet der Verein an: „Es ist denkbar, dass aufgrund eines übertriebenen Forderungskatalogs der Landeshauptstadt München vorerst keine bauliche Maßnahmen in unserer Wohnanlage in Laim erfolgen können.“ Schließlich wolle man nur Wohnungen bauen, die sich die Mitglieder auch leisten könnten.
Zur Forderung des Bezirksausschusses, das Bauvorhabens im Gremium vorzustellen, heißt es seitens des Wohnungsvereins: „Uns liegen keine Anträge/ Auskünfte/ Vorwürfe des Laimer BAs vor."
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