Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

„Das ist nicht richtig“

Bezirksausschuss sorgt sich ums Schlössl

Am Laimer Schlössl vorbei wurde kürzlich der Radweg in der Agnes-Bernauer-Straße gebaut. Das Baumaterial dafür wurde zum Missfallen des Bezirksausschusses im Garten des Schlössls deponiert. (Bild: kö)

Was am und rund um das Laimer Schlössl, den für die Laimer kulturgeschichtlich wertvollen Bau in der Agnes-Bernauer-Straße 112 passiert, interessiert die Stadtteilbewohner drängend. Skeptisch und besorgt zugleich verfolgt der örtliche Bezirksausschuss (BA), ob sich am denkmalgeschützten Bau und im dazugehörigen, ebenfalls unter Denkmalschutz gestellten Garten geschieht. Denn im Stadtbezirk möchte man unbedingt vermeiden, dass das über 300 Jahre alte Gebäude unwiederbringlich verändert oder der Garten zerstört wird. Als nun vor einigen Wochen die Gartenfläche als Baustelleneinrichtung für den entlang der Agnes-Bernauer-Straße entstandenen Fahrradweg genutzt wurde, waren die Mitglieder des Bürgergremiums entrüstet. „In den Garten wurde massiv eingegriffen und umfangreiches Baumaterial aufgestellt“, befand man im BA und wandte sich ans Baureferat. Die kürzlich von der Behörde übermittelte Beurteilung der Lage als regelkonform sorgte kaum für Beruhigung. „Das ist so nicht richtig, was da passiert“, befindet BA-Vorsitzender Josef Mögele (SPD). Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege bewertet die kürzlich beendete Nutzung des Gartens als Materiallager für die Radwegbaustelle indes nicht als problematisch. Auf Anfrage erklärt Sprecherin Birgit Neuhäuser: „Das Gartendenkmal wird dadurch weder substanziell, noch visuell dauerhaft beschädigt.“

Garten bedroht

Das Laimer Schlössl, das sich etwa 70 Jahre lang in Besitz der Familie Leuthenmayr befand, wurde 2018 an eine Privatperson veräußert. Seitdem wird im Stadtbezirk argwöhnisch beobachtete, was für das Schlössl geplant ist, insbesondere seitdem bekannt wurde, dass der neue Eigentümer inmitten des parkähnlichen Ensembles ein Garagengebäude errichten will. Den meisten Laimern gilt das Schlössl als bedeutendes Kleinod. Es diente unter anderem Kurfürst Max Emanuel im 18. Jahrhundert als Jagdschloss, 1908 erwarb es der Münchner Architekt Theodor Fischer und ließ es restaurieren. Zwischen Hauptgebäude und östlichem Gebäudetrakt, der u.a. von der Familie Pixis bewohnt wurde, erstreckt sich ein Garten, dessen Existenz man in Laim bedroht sieht. Der neue Eigentümer zeigte Bestrebungen, hier hinein ein 15 Meter langes Garagengebäude zu bauen. Aber auch im Schlössl selbst soll eine neue Nutzung ermöglicht werden. 2019 wurde ein entsprechender Bauantrag gestellt. Dieser gilt nach Auskunft des Referats für Stadtplanung und Bauordnung seit Juli 2020 als ausgesetzt, damit weitere Untersuchungen zum Denkmalschutz vorgenommen werden können. Als nun kürzlich Baumaterial im Schlössl-Garten abgestellt wurden, wuchs die Sorge um die Unversehrtheit des Ensembles unter den Lokalpolitikern im BA.

Schlössl im Blick

Das Baureferat erklärte gegenüber dem BA Laim, dass die Baustelleneinrichtungen üblicherweise von den ausführenden Baufirmen in eigener Verantwortung organisiert würden. „Dies ist auch vertraglich so geregelt, auch in diesem Fall“, heißt es im Schreiben. „Die Firma hat sich an den privaten Eigentümer gewandt und dessen Erlaubnis erhalten.“ Und auch aus denkmalpflegerischer Sicht scheint es keine Bedenken zu geben. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege erklärt auf Anfrage: „Solange keine öffentlichen Belange dagegen sprechen“, sei es zulässig, dass der Eigentümer den unter Denkmalschutz stehenden Garten der Baustelleneinrichtung überlässt. Die Baustelle ist kürzlich beendet worden und der Radweg entlang der Agnes-Bernauer-Straße fertiggestellt, was von „WirFeiernJedenMeter“ vom Radentscheid München vor Ort bereits gefeiert wurde.

Den BA aber lässt das Schlössl nicht los. Man will sich mit der Denkmalschutzbehörde in Verbindung setzen und nochmal nachfassen. Auch fordert das Gremium, das die Pläne fürs Schlössl öffentlich gemacht werden. Die Stadtteilbewohner werden indes weiterhin besonders wachsam die Entwicklung am Schlössl im Blick behalten.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt