Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

Bahn bewegt sich

Provisorischer Aufzug könnte doch noch klappen

Zum Bahnsteig am Laimer S-Bahnhof könnte nun eventuell doch ein Aufzug führen. Aber mit Einschränkung: Nur übergangsweise und auch nur zu den stadteinwärts fahrenden Zügen. (Bild: kö)

Von Norden nach Süden wird sukzessive gebaut, damit am Laimer S-Bahnhof künftig Züge auf zusätzlichen Gleisen verkehren können. Der Bau der zweiten Stammstrecke ist bereits im Gange, zudem wird das Bahnhofsgebäude in Laim neu, ebenso entsteht eine extra Röhre, die Umweltverbundröhre. Die Großbaustelle bringt etliche Hürden mit sich, doch nun scheint wenigstens eine davon lösbar. Jüngst kamen Helmut Hartl und Jörg Mader von der DB Netz AG in den Bezirksausschuss Laim (BA 25) und stellten in Aussicht, dass ein Aufzugs-Provisorium eventuell doch für Barrierefreiheit sorgen könnte. Zumindest für die Fahrgäste, die stadteinwärts fahren wollen und dies zunächst auch nur für die Bauzeit von August 2020 bis April 2022. Dennoch: „Die Deutsche Bahn hat sich bewegt, das ist gut“, findet der Bezirksausschuss Laim (BA 25).

„Versuch einen Interimsaufzug zu schaffen“

Rund 60.000 Menschen werden am S-Bahnhof Laim täglich durchgeschleust. Die Bauarbeiten bei laufendem Betrieb durchzuführen, birgt etliche Herausforderungen für Planer wie Fahrgäste. Dass aber die Bahnsteige während der Bauzeit nicht barrierefrei zugänglich wären, brachte Behindertenbeirat, einige Stadträte sowie die Bezirksausschüsse Laim und Nymphenburg auf. „Ab August 2020 wird an der Stelle gebaut, wo aktuell der Aufzug am S-Bahnhof postiert ist“, erklärt Helmut Hartl von der DB Netz AG. Über eine neue Rampe kommen die Fahrgäste dann zu den Gleisen. Wer im Rollstuhl sitzt, einen Kinderwagen schiebt oder aber einen schweren Koffer zu wuchten hat, kann die zwei Meter Niveauunterschied zwischen Tunnel und Gleisen ohne Lift aber nicht überbrücken. „Jetzt machen wir den Versuch hier einen Interimsaufzug zu schaffen“, so Helmut Hartl. Die Verhältnisse aber seien so beengt, dass dieser nur zu den Gleisen für die stadteinwärts fahrenden Züge führen kann. Auch ist das Vorhaben noch nicht genehmigt.

Dass aber der „Dienstleister Deutsche Bahn“ nicht von Anfang an Lösungen für die Barrierefreiheit angedacht habe, empört Günther Fieger-Kritter vom Behindertenbeirat München, selbst Rollstuhlfahrer: „Ich verstehe nicht, wie man an eine solche Baumaßnahme gehen kann, die über Jahre geht, ohne eine Lösung für die Barrierefreiheit.“ Die Projektbeauftragten der Deutschen Bahn erklären, dieser Aspekt sei nicht im Planungsauftrag enthalten gewesen. „Wir geben hier nicht das Geld der Deutschen Bahn aus, sondern das des Freistaates Bayern und müssen uns dort rechtfertigen, dass wir einen sechsstelligen Betrag für einen temporären Aufzug brauchen“, erläutert Jörg Mader.

Wie ist tarifliche Regelung

Ob man noch eine Lösung für jene findet, die stadtauswärts wollen und nun erst einmal eine Station stadteinwärts fahren müssen, um dann von der Friedenheimer Brücke aus wieder zurück zu kommen, bleibt fraglich. Der Behindertenbeirat fordert die Pläne, um mit eigenen Experten an Lösungen mitzuwirken. „Es ist doch auch in Ihrem Interesse. Vielleicht findet man gemeinsam eine noch bessere Lösung“, sagt Brigitte Neumann-Latour vom Behindertenbeirat. Die Vertreter der Bahn rechtfertigen, dass man die Ausführungsplanung an ein externes Büro vergeben und die endgültigen Pläne noch nicht vorliegen habe.

Im BA Laim fragt man sich zudem, wie sich die Übergangslösung tariflich regeln ließe. Menschen mit Behinderung fahren umsonst. „Aber die Mehrzahl jener, die den Aufzug nutzt, darf nicht tariffrei fahren“, fasst Jutta Hofbauer zusammen, Fraktionssprechern der Grünen. Aktuell müsste, wer stadteinwärts fährt und dann wieder zurück, neu stempeln. „Wenn wir eine Aufzug-Lösung gefunden haben, dann werden das tariflich auch hinbekommen“, meint Helmut Hartl. Im Internet, über App und Durchsagen werden Fahrgäste über die wichtigen Änderungen informiert.

Mit den guten Nachrichten, die die DB-Vertreter nun in Aussicht stellten, haben sich jedoch nicht alle Fragen des BA gelöst. „Die Verteilung der Fußgänger und Radfahrer im Tunnel bleibt ein Problem“, erklärt BA-Vorsitzender Josef Mögele (SPD). „So wie es jetzt ist, ist es sehr gefährlich.“ Für Anfang des Jahres will das Lokalparlament daher Vertreter des Kreisverwaltungsreferats (KVR) einladen. Bei der Gelegenheit will man außerdem erneut Fahrradständer für den S-Bahnhof einfordern.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt