Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

Autofrei wohnen

Grüne fordern Verzicht auf Stellplätze beim Bauvorhaben Ludwig-Richter-Höfe

Die Stellplatzsatzung der Stadt München schreibt es vor: Bei Neubauten muss jede Wohneinheit mit einem Stellplatz versorgt werden. Im Fall der Ludwig-Richter-Höfe (Wohnbebauung an der Agnes-Bernauer-, Lautensack-, Ludwig-Richter- und Schedelstraße) will der Bauherr, die Patrizia Immobilien AG, statt der geforderten 19 Stellplätze, für die neu entstehenden 19 Dachgeschosswohnungen, sogar ein paar Parkplätze drauf legen. Über 30 Stellplätze sollen für die Bewohner der Ludwig-Richter-Höfe entstehen und zwar in einer Tiefgarage, die eigens dafür gebaut wird. Gewollt sind die Parkplätze von den meisten Bewohnern jedoch nicht. Denn für die neue Tiefgarage müsste der von den Anwohnern geschätzte grüne Innenhof inmitten der Wohnanlage radikal verändert werden. (der Werbe-Spiegel berichtete) „Autofreie Wohnungen" könnten eine moderne Lösung bieten, um den Innenhof zu erhalten, findet die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Laimer Bezirksausschuss (BA 25) und setzte sich mehrfach dafür ein. Bei diesem Modell müssten sich jedoch die neuen Mieter dazu bereit erklären, auf einen Stellplatz zu verzichten. Ein Konzept, das bereits in Riem umgesetzt wurde. Im November 2013 stellten Die Grünen im Laimer BA den entsprechenden Antrag zum Verzicht auf Stellplätze, der jedoch im politischen Gremium des 25. Stadtbezirks immer wieder vertagt und schließlich verschleppt wurde.

Entscheidung herausgezögert

„Bevor der Bagger nicht da ist, kann man noch Hoffnung haben", erklärte BA-Vorsitzender Josef Mögele noch im Januar und bekräftigte ein weiteres Mal, dass der Laimer BA hinter den Bewohnern der Ludwig-Richter-Höfe und ihrem Wunsch nach dem Erhalt des grünen Innenhofs stünde. Diese Hoffnung schwindet nun aber angesichts dessen, dass die Baugenehmigung für den Dachausbau, die Aufzüge und die Tiefgarage durch die Lokalbaukommission (LBK) längst erteilt wurde. Der Antrag der Grünen, der bereits in der November-Sitzung auf der Tagesordnung stand, hätte wohl das Blatt für die Ludwig-Richter-Höfe auch nicht gänzlich wenden können. Jedoch wäre zumindest eine Diskussion angeregt worden, die sogar im Stadtrat hätte Gehör finden können. Doch der Antrag wurde immer wieder vertagt. Im Januar, als die Grünen ihren Antrag erneut zur Entscheidung bringen wollten, forcierte Mögele wieder eine Vertagung und meinte verheißungsvoll: „Das Thema ist noch nicht durchgestanden. Vielleicht schaffen wir ja doch noch etwas." Der BA-Chef deutete die Möglichkeit an, mit der bislang verschwiegenen Patrizia Immobilien AG, doch noch ins Gespräch zu kommen und etwaige Alternativlösungen zu verhandeln. Doch auch im Februar hatte die Patrizia AG keine Kursänderung verlauten lassen. In der Februar-Sitzung des Laimer BAs versuchten es die Grünen daher noch einmal: Mit dem Antrag auf „autofreies Wohnen" wolle man Denkanstöße liefern und ein Signal setzen, dass man immer noch auf der Seite der Bürger stehe, erklärte Grünen-Sprecher Ingo Benn. Doch wieder drohte der Antrag der Grünen im Gremium unter den Tisch zu fallen.

Knappe Mehrheitsentscheidung

CSU-Fraktionssprecherin Anette Zöllner etwa plädierte dafür, sich nicht weiter mit dem Antrag zu befassen, da doch die Baugenehmigung bereits erteilt sei: „Der Antrag läuft ins Leere". Gegenwind kam auch von der FDP-Fraktion. Volker Graul sprach sich klar gegen die Idee des „autofreien Wohnens" aus und begründete: „Ich bin dagegen, dass man den Bürgern verbietet ein Auto zu kaufen."  Für die Bewohner der Ludwig-Richter-Höfe bleibt das politische Debattieren unverständlich: „Warum wurde der Antrag eigentlich immer wieder zurückgestellt?", fragte Horst Zimmerhackl, Sprecher der Initiative „Grüner Innenhof Laim". Die Antwort blieb der BA schuldig. So recht einzusehen ist es nicht, wieso das Gesuch der Grünen monatelang verzögert wurde. Nun aber entschied der Laimer BA mit knapper Mehrheit von SPD und Grünen, den Antrag auf „autofreies Wohnen" an die Stadtverwaltung weiterzuleiten. Zumindest bei künftigen Bauvorhaben könnte die Idee eventuell Berücksichtigung finden.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt