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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Aus Freude am Radln
Der Traditionsbetrieb Drahtesel stellt sich vor
München ist auf dem besten Wege Radlhauptstadt zu werden. Kein Wunder, denn die Bürger wissen, dass Fahrradfahren gesund, klimafreundlich und die optimale Möglichkeit ist, sich in einer Großstadt fortzubewegen. Bereits bei der Aktion Stadtradln hat sich die Landeshauptstadt im Jahre 2010 den Titel „fahrradaktivste Stadt“ geholt und dadurch bewiesen, dass Radkultur durchaus effektiv etabliert werden kann, indem man diesbezüglich die Infrastruktur ausbaut und für mehr Sicherheit sowohl auf dem Rad als auch auf den Straßen sorgt.
Aber Fahrrad ist nicht gleich Fahrrad. Moderne Technik macht es dem Laien kaum noch möglich, sich angemessen um die Instandhaltung seines Gefährts zu kümmern. Gut, dass es Fachkundige auf diesem Gebiet gibt. Winfried Jechart, seit fast drei Jahren Geschäftsleiter des Traditionsbetriebs Drahtesel in der Friedenheimer Straße, hat sich schon vor langer Zeit dieser Aufgabe verschrieben.
Tradition und Familie
Seit Juli 1990 existiert das Fachgeschäft für Fahrräder bereits und zählt somit zu sogenannten Traditionsbetrieben. Dieser Titel kann erst nach 15 Jahren Bestehen erlangt werden und ist unabhängig vom Inhaber. Was jedoch oftmals mit dem Begriff verknüpft ist, ist die familiäre Zusammenarbeit. Dies ist auch bei den Geschwistern Ursula und Winfried Jechart der Fall.
Seit dem 1. Januar 2010 führen sie gemeinsam den Drahtesel: „Das Interesse an Fahrrädern war schon immer da“, erklärt Winfried Jechart, der bereits zuvor Angestellter beim Drahtesel war. „Der vorherige Besitzer bot uns die Übernahme an und wir haben die Chance ergriffen. Eigentlich unspektakulär, aber Fahrräder und vor allem die Kunden liegen uns am Herzen.“
Während sich Winfried Jechart als Geschäftsleiter um Betreuung sowie fachgerechte Beratung kümmert, übernimmt Ursula Jechart eher verwaltungstechnische Aufgaben: „Natürlich kenne ich mich auch mit Fahrrädern und Zubehör aus. Ich selbst fahre zu jeder Jahreszeit mit dem Rad. Aber mein Bruder ist vertrauter mit der Mechanik.“
Virtueller Rundgang
Zugegeben, auf den ersten Blick erscheint das Fahrradfachgeschäft recht klein. Aber wie heißt es so schön? Nicht die Größe ist ausschlaggebend. Vielmehr muss der Inhalt überzeugen. Sieht man sich daher genauer um, wird man feststellen, dass durch ausgefeilte Regalsysteme mehr als 300 Fahrräder Platz haben.
Rechts vom Eingang befinden sich die sogenannten Trekkingräder. Diese sind für leichtes Gelände wie Schotter oder Waldwege ausgelegt. Die Wand daneben bietet eine große Auswahl an Zubehör aller Art. In diesem Eck sind auch die modernen Pedelecs vorzufinden. Hinter der Bedienungstheke, die mittig im Raum platziert ist, sind Sättel, verschiedene Schmieröle, Lampen und Helme für den Kassierer in greifbarer Nähe. Links vom Eingang ziehen zunächst die GoKarts den Blick auf sich und bringen nicht nur Kinderaugen zum Leuchten. Daneben: Die bei Jung und Alt besonders begehrten Mountainbikes, die auf den Einsatz abseits befestigter Straßen ausgelegt sind. Darüber erstreckt sich das ausziehbare Regalsystem, auf dem Kinderfahrräder platziert sind. Eine Etage drüber sind sogar Anhänger ausgestellt. Vom Kundenbereich getrennt ist die Werkstatt.
Auf die Größe des Geschäftes kommt es daher wirklich nicht an: „Wir nutzen den Platz optimal aus und haben auf diese Weise sehr viele Räder vorrätig“, so Ursula Jechart. „Und sollten wir ein gewünschtes Modell mal nicht vorrätig haben, so ist eine Bestellung jederzeit möglich“, ergänzt ihr Bruder.
Den Überblick bewahren
Die mechanische und technische Entwicklung von Fahrrädern feiert heutzutage einen Siegeszug. Dies zeigt sich nicht nur an einer Vielzahl geländespezifischer Modelle, sondern auch an den unzähligen Extras, die Fahrräder aktuell vorweisen: Federungen, Hydraulik, verschiedene Bremsvorrichtungen, diverse Sattelmodelle, Tachos, komplizierte Gangschaltungen und vieles mehr erschweren die eigenständige Instandhaltung. Nicht einfach, hierbei den Überblick über den Fortschritt zu bewahren, auch wenn es nach wie vor viele Standards gibt. Das Team vom Drahtesel weiß jedoch stets über die neuesten Modelle Bescheid: „Wir haben uns auf die Top-Fahrradmarken Stevens, Kettler, Flyer, Staiger und Winora spezialisiert, deren Preis-Leistung einfach super ist. Aber bei uns werden alle Fahrräder, auch Fremdmarken, repariert. Kundenservice und Freundlichkeit werden bei uns großgeschrieben.“
Besonderer Attraktivität erfreuen sich zurzeit die sogenannten Pedelecs, bei denen es sogar Modelle mit Automatik-Gangschaltung gibt: „Sehr beliebt unter ihnen ist die schweizer Marke Flyer, die auch wir führen“, erklärt der Geschäftsleiter. Die Kunden sollen jedoch nicht die Katze im Sack kaufen und sich zuvor von den Produkten überzeugen können. Daher können die alle Fahrräder gratis getestet oder auch angemietet werden.
Neue Jahreszeit, neue Modelle
Da sich der Sommer so langsam seinem Ende neigt, werden bald neue Modelle geliefert. Somit heißt es seit dem 1. September beim Drahtesel Sommerschlussverkauf: „Auf alle nicht-reduzierten Räder sowie auf alle Helme gibt es zehn Prozent Rabatt. Einzelstücke sind sogar bis zu 70 Prozent reduziert. Auch auf Ortlieb-Taschen bieten wir 20 Prozent Ermäßigung“, erklärt Winfried Jechart. Auf die Frage, was er denn selbst für ein Rad fahre, muss der Geschäftsleiter schmunzeln: „Mein Fahrrad ist so alt, das gibt’s schon gar nicht mehr. Weder die Marke, noch das Geschäft. Ich habe es vor Ewigkeiten in einem Laden in Neuhausen gekauft.“ Gute Qualität bewährt sich eben, auch über viele Jahre hinweg. Erst recht, wenn man das handwerkliche Geschick und die Fachkenntnis hat, das Rad selbst instandzuhalten.
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