Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

„Alle Laichplätze zerstört“

Froschteiche im Landschaftspark West verschmutzt

Mit Netz und Handschuhen ausgerüstet machte sich jüngst eine Aufräum-Truppe ans Saubermachen der Froschteiche im Landschaftspark West. Im Bild: Ernst Habersbrunner (links) und Justus Müller (rechts) von der Ortsgruppe München West des Bund Naturschutz sowie Anna Job mit Tochter Ida von der Initiative „Landschaftspark West“. (Bild: Susanne Kopp)

Schuhe, Blumentöpfe, eine Fahrradfelge samt Reifen, ein großer Pflasterstein und sogar ein Gummientchen – was nach einem interessanten Flohmarktfund klingt, wurde jüngst aus zwei Laubfroschteichen gefischt. Im Gelände des Landschaftsparks West, das kurz „Baumschule“ genannt wird, weil auf diesem Areal zwischen Laim, Gräfelfing und Lochhamer Schlag die städtische Baumschule untergebracht ist, fanden sich diese Stücke in den beiden Froschteichen.

Die Laubfroschteiche waren vor zwei Jahren von der Ortsgruppe München West (OGW) des Bund Naturschutz in Kooperation mit dem Baureferat/ Abteilung Gartenbau angelegt worden, um das Aussterben einer der letzten Laubfroschpopulationen zu verhindern. Nun mussten die Laubfrösche zusätzlich zu allen Widrigkeiten auch noch gegen die von Menschen verursachte Vermüllung im Teich ankämpfen. „Alle bisherigen Laichplätze waren zerstört“, sagt Ernst Habersbrunner, erster Vorsitzender der OGW des Bund Naturschutz. Gemeinsam mit anderen Bürgern machte er sich kürzlich ans Aufräumen der wertvollen Lebensplätze für die Laubfrösche.

„Leidliches Auskommen“

Bisher hatte man sich auf dem Areal des Landschaftsparks West ganz gut arrangiert. Und das obwohl hier zahlreiche Nutzungsbedürfnisse zusammenkommen. Neben städtischer Baumschule, wo junge Bäume für ganz München hochgezogen werden, Spazierwegen, Kinderspielplatz und noch wenig wilder Natur, gediehen auch die zwei Laubfroschteiche.

„Leidliches Auskommen“ habe es mit der benachbarten Dirt-Bike-Bahn gegeben, die sich neben den Teichen etabliert hat und die vor allem von Jugendlichen genutzt wird. „Vandalismus war immer da, hielt sich aber in Grenzen“, sagt Ernst Habersbrunner. In letzter Zeit aber verschärfte sich die Lage. Seit der Corona-Zeit wird die wilde Bike-Bahn mehr genutzt.

Einen unmittelbaren Zusammenhang zur stärkeren Vermüllung und zu „erheblichem Vandalismus“ an beiden Teichen sieht darin Ernst Habersbrunner: „Neben Mülleintrag in die Laichgewässer wurden auch die Holzverstecke an Land zerlegt und in Einzelteilen in den beiden Teichen versenkt“, bedauert er. Zudem wurde die Beschilderung am Teichrand herausgerissen und im Gewässer versenkt. „Der Zaun wurde komplett herunter gedrückt“, so Ernst Habersbrunner. „Die Metallpfosten gelockert und teils verbogen, auch hiervon fanden sich einige in den Teichen.“

„Hemmschwelle gesunken“

Mit vereinten Kräften wurde nun jüngst groß reinegemacht. Neben Ernst Habersbrunner und Justus Müller von der OGW des Bund Naturschutz halfen auch Engagierte der Bürgerinitiative „Landschaftspark West“ mit, darunter Anna Job mit Tochter Ida und Susanne Kopp. Im Anschluss an den Frühjahrsputz machten sich einige Mitglieder der Ortsgruppe an die Sanierungsarbeiten für die Laubfroschteiche.

„Insgesamt ist festzustellen, dass im Zuge der Pandemie bzw. des Lockdowns die Hemmschwelle hinsichtlich Naturzerstörung generell gesunken ist“, beklagt Ernst Habersbrunner. „Das erleben wir auch an anderen Biotopen und wird von vielen Kollegen auch andernorts berichtet.“ Die beiden Teiche im Landschaftspark West werden sich nun hoffentlich bald wieder erholen, so dass darin neue Laubfroschpopulationen ungestört gedeihen können.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt