Zu gefährlich
Baumfällungen am Karlsfelder See unausweichlich
Am Karlsfelder See werden insgesamt 86 Bäume gefällt werden. Dies hat Landrat Stefan Löwl (CSU) im Rahmen einer Infoveranstaltung bekanntgegeben. Die Baumpflegemaßnahmen und Fällungen seien notwendig, damit die Verkehrssicherungspflicht gewährleistet ist. „Als Landratsamt sind wir für den Karlsfelder See verantwortlich und müssen damit sicherstellen, das nichts passiert“, so Stefan Löwl. „Wir reden hier von einem Naherholungs- und nicht von einem Naturschutzgebiet.“ Nach Angaben des Dachauer Landrats wurden von einem externen Gutachter insgesamt 208 Bäume bewertet. Der Gutachter habe eine Empfehlung ausgesprochen, was mit den Bäumen gemacht werden müsse. „Knapp 100 zu fällende Bäume von 8.000 bis 10.000 Bäumen insgesamt am Karlsfelder See ist sicher kein Kahlschlag“, betonte Stefan Löwl. Man werde selbstverständlich Ersatzpflanzungen vornehmen, „aber erst nach ein bis zwei Jahren, weil sich bis dahin der Boden erholen muss.“
Im Dezember vergangenen Jahres sind zahlreiche Bäume am Karlsfelder See farblich markiert worden. Dies hatte in der Bevölkerung Verwunderung hervorgerufen, viele befürchteten, dass die Bäume gefällt werden sollten. Auf der Infoveranstaltung hat das Landratsamt nun versucht, die Sache klarzustellen. „In den letzten Jahren hatten wir vermehrt Baumabbrüche auf den Wegen und Liegewiesen, hervorgerufen nicht nur vom Sturm, sondern auch spontan, weil die Bäume ermüdet sind“, erklärte Stefan Löwl. „Der Baumbestand kommt in ein Alter, in dem es schwierig und gefährlich wird. Zumal die Bäume nicht immer den optimalen Standort haben, zum Beispiel an den Liegewiesen oder am Parkplatz.“
„Bäume sind am Absterben“
Bei der Beurteilung der Verkehrssicherungspflicht von Laubbäumen gibt es verschiedene Kriterien, die man beachten müsse, erläuterte der Sachverständige Georgos Lesnino. Zum Beispiel sei es grob fahrlässig, wenn man sogenanntes Totholz an einem Baum lasse. Dazu komme unter anderem noch Stammfäule, Stammrisse oder Stammeinwallungen. „Auch der Kronenzustand hat mit der Vitalität zu tun“, so der Gutachter weiter. „Ich habe versucht, Teilfällungen zu empfehlen, soweit dies möglich ist. Wenn die Bäume nicht mehr vital sind, muss man etwas machen.“ Gefällt werden hauptsächlich Silber-Weiden, Zitter-Pappeln und Hainbuchen. Zudem sollen gerade im Bereich der Liegeflächen waagrechte Äste entfernt beziehungsweise gekürzt werden. „Wir haben auch Bäume dabei, die gekappt werden. Somit können wir zum Beispiel Spechtlöcher und Fledermaushöhlen erhalten“, betonte Georgos Lesnino. „Die Jahre der Bäume, die ich zur Fällung empfohlen habe, sind gezählt. Sie sind am Absterben und haben keine Zukunft mehr.“
Neue Baumpflanzungen
Bereits vor zwei Jahren sind etliche Bäume am Karlsfelder See gefällt worden. Im Rahmen des Sanierungskonzepts erfolgen hier in nächster Zeit die ersten Nachpflanzungen, die vom Erholungsflächenverein koordiniert werden. Insgesamt sollen rund 40 Bäume neu gepflanzt werden, hauptsächlich Eichen, Buchen und Ahorn. Zweimal im Jahr wird es von Seiten des Landratsamtes zudem eine sogenannte Baumschau geben. „Dazu sind wir verpflichtet“, sagte Robert Hartl vom Landratsamt, Abteilung Hochbau. „Was die Fällungen betrifft, sie werden relativ zeitnah stattfinden.“
Umfassendes Pflege- und Aufforstungskonzept
Im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Gutachten zeigte sich Mechthild Hofner (Bündnis für Karlsfeld). „Es wurde alles detailliert erfasst. Erstmal standen ja 148 Bäume im Raum, die gefällt werden sollten. Jetzt konnten 50 Bäume erhalten werden. Darüber bin ich sehr froh“, betonte Karlsfelds Umweltreferentin. „Bei Totholzbildung müssen die Bäume weg, das ist klar.“ Man bestehe allerdings in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz und dem Erholungsflächenverein auf ein umfassendes Pflege- und Aufforstungskonzept für das Naherholungsgebiet Karlsfelder See - „inklusive einem genauen Zeitplan“, so Mechthild Hofner. „Wir werden darauf achten, dass da etwas passiert.“
Auch Erika Seidenspinner zeigte sich durchaus zufrieden mit dem Gutachten. Die Schriftführerin der Bund Naturschutz (BN)-Ortsgruppe Karlsfeld hat zusammen mit Kollegen als erste auf die markierten Bäume am See aufmerksam gemacht und zusammen mit der Bevölkerung Protest gegen den befürchteten Kahlschlag eingelegt. Erst dadurch sei überhaupt der externe Gutachter eingeschaltet worden. „So wie es uns vorgestellt wurde, bin ich zufrieden. Ich habe Vertrauen in den Landrat. Wenn man ihm etwas vorträgt, kümmert er sich darum“, so Erika Seidenspinner. „Wir müssen geduldig sein. Uns wurde gerade viel versprochen und ich wünsche mir, dass es auch so umgesetzt wird. Ich lasse dem Landratsamt Zeit, werde aber ganz genau aufpassen.“
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